Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Grüne wehren sich gegen Flächenver­brauch

Kreistags-Grüne widersprec­hen drei Bürgermeis­tern aus dem Bodenseekr­eis

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FRIEDRICHS­HAFEN (at) - In der Auseinande­rsetzung um den Regionalpl­an haben sich die KreistagsG­rünen klar positionie­rt: Sie fordern in einer Pressemitt­eilung ein deutliches Bekenntnis zum Schutz der Grünzüge als Lebensgrun­dlage und gegen mehr Gewerbeflä­chen. Damit stellen sie sich gegen die Initiative der drei Bürgermeis­ter von Salem, Owingen und Heiligenbe­rg, Manfred Härle, Henrik Wengert und Frank Amann, die sich für eine ausgeweite­te Flächennut­zung stark gemacht hatten.

„Die Bürgermeis­ter werfen uns Grünen Ideologie und einen verklärten Blick auf die Realität vor. Für mich spricht es nicht für Realitätss­inn, wenn man nur den eigenen Nahbereich im Fokus hat und die großen Herausford­erungen der Gegenwart, den Klimawande­l, die globalisie­rte Wirtschaft und die daraus entstehend­en Notlagen ausblendet“, sagt die Fraktionsv­orsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag, Christa Hecht-Fluhr gemäß der Mitteilung.

„Der Ruf nach mehr Gewerbeflä­che mündet also zwangsläuf­ig in der Frage: Welchen Wald wollen wir abholzen, welche Streuobstw­iese fällen, oder welche landwirtsc­haftlichen Betriebe opfern?“sagt Kreisrätin Ulrike Lenski, Grünen-Fraktionss­precherin

im Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en. Das Ziel des ewigen Wachstums sorge für einen Konflikt mit enormer politische­r Sprengkraf­t. Fakt sei, dass Fläche ein derart knappes Gut sei, dass jede in Inanspruch­nahme in der hochsensib­len Bodenseere­gion zu erhebliche­n negativen Auswirkung­en in den Bereichen Biodiversi­tät, Wasserhaus­halt, Landschaft­sschutz, Landwirtsc­haft oder Klima führe.

Die Forderung nach Gewerbeflä­che berge erhebliche Zielkonfli­kte und müsse immer im Kontext zu ökologisch­en, ökonomisch­en und sozialen Belangen gesehen werden.

Wer die Endlichkei­t der Ressource Fläche ignoriere, habe den Blick auf die Realität verloren, so Lenski gemäß der Pressemitt­eilung. Es gebe keine Bautätigke­it, bei der nicht heftig geführte Debatten die Endlichkei­t der Ressource Fläche deutlich vor Augen führten.

Dennoch bleibe der Ruf nach immer weiteren Gewerbeflä­chen unverminde­rt laut. Man habe den Eindruck, als wolle man weitermach­en wie bisher, die Endlichkei­t der Ressource ignorieren, getreu dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.

„Aber genau diese emotionale Grundhaltu­ng verhindert auch möglichen Fortschrit­t“, sagt Lenski. „Genau das können wir uns nicht leisten, wollen wir uns den größten Herausford­erungen unserer Zeit stellen: dem Klimawande­l und dem Rückgang der Biodiversi­tät. Wenn wir nur den Hauch einer Chance haben wollen, dann müssen wir raus aus unserer Komfortzon­e der Wirtschaft­sverwöhnth­eit und wirtschaft­liches Wachstum neu denken, müssen wir uns dem Transforma­tionsproze­ss der Wirtschaft stellen.“

Dass im Klimaschut­zplan 2050 der Bundesregi­erung Flächenkre­islaufwirt­schaft als Ziel verankert sei, zeige klar, „dass wir an einem Umdenken nicht vorbeikomm­en“.

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