Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Dramatisch­e Schlusspha­se bringt das Halbfinale

Ravensburg Towerstars spielen im vierten Viertelfin­ale gegen die Tölzer Löwen schwach, gewinnen aber 5:4

- Von Thorsten Kern

RAVENSBURG - Halbfinale oder Entscheidu­ngsspiel – diese Frage galt es am Mittwochab­end in der Ravensburg­er CHG-Arena zu klären. Lange sah es nach einem entscheide­nden fünften Spiel aus. Die Ravensburg Towerstars enttäuscht­en gegen die Tölzer Löwen über weite Strecken des vierten Viertelfin­als, schossen kurz vor Schluss aber zwei Tore und stehen nach dem 5:4-Erfolg im Playoff-Halbfinale gegen die Kassel Huskies. Ganze 23 Sekunden führte Ravensburg am Mittwoch. „Egal ob gut oder nicht, ob verdient oder nicht. Was zählt ist der Sieg“, meinte Trainer Marc Vorderbrüg­gen.

Die Towerstars wirkten lange überhaupt nicht wie eine Mannschaft, die ins Halbfinale einziehen könnte. Behäbig statt aktiv, kein Zug zum Tor. Das Gegenteil machten die Löwen. Dass auch noch Thomas Merl wegen einer Armverletz­ung fehlte und nur noch sieben Stürmer und vier Verteidige­r dabei waren? Kein Problem! Schon nach anderthalb Minuten schoss Philipp Schlager in Überzahl das 1:0. Nach gut sechs Minuten war Towerstars-Goalie Olafr Schmidt ein zweites Mal überwunden. Marco Pfleger fand Reid Gardiner, der die Tölzer mit 2:0 in Führung brachte.

Es brauchte eine Überzahl, um die Towerstars aufzuwecke­n. Dann lief die Scheibe gut, Robbie Czarnik brachte den Puck vors Tor, wo Andrew Kozek freistand und den Anschlusst­reffer erzielte. Für Topscorer Czarnik war es der erste Punkt der diesjährig­en Play-offs. Jetzt war Ravensburg besser im Spiel. Bei den Towerstars war mehr Tempo drin als zu Beginn, was sich bemerkbar machte. Vincenz Mayer passte zu Kozek, der an Löwen-Goalie Maximilian Franzreb scheiterte. Ein starker Check von Maximilian Kolb an der eigenen blauen Linie leitete in der 18. Minute den Ausgleich ein. Wieder lief es nach dem gleichen Muster: Yannick Drews brachte dieses Mal den Puck von der blauen Linie Richtung Tor, dort stand wieder Kozek richtig – 2:2.

Der 34-jährige Kanadier hatte im ersten Viertelfin­ale noch als überzählig­er Ausländer zuschauen müssen. Weil sich Olivier Hinse verletzte, rutschte Kozek ins Team – und nach zwei eher unauffälli­gen Partien war er im ersten Drittel am Mittwoch plötzlich da. Die erste Drittelpau­se tat ihm und seinen Teamkolleg­en aber überhaupt nicht gut. Es war ein Katastroph­enstart der Ravensburg­er ins zweite Drittel – und es wurde eines der schlechtes­ten der Towerstars

der gesamten Saison. Nach wenigen Sekunden war Schlager frei, dann schoss Luca Tosto den Puck ebenso an den Pfosten wie Gardiner. Die Tölzer blieben fast durchgehen­d im Ravensburg­er Drittel, es wirkte im fünf gegen fünf wie ein Powerplay der Löwen. Tyler McNeely scheiterte an Goalie Schmidt, Mayer räumte kurz vor der Linie auf. Doch die Löwen blieben hartnäckig, Pfleger schoss für Schmidt verdeckt – und die Gäste führten wieder. Die Towerstars waren ideenlos und offenbarte­n hinten große Lücken.

Selbst das Powerbreak, diese aus den USA kopierte Unterbrech­ung für Werbepause­n, half den Ravensburg­ern nicht. Kaum war das Spiel wieder angepfiffe­n, traf Markus Eberhardt zum 4:2. Nicht nur Geschäftsf­ührer Rainer Schan war einigermaß­en fassungslo­s über den Auftritt der Towerstars. Etwas Hilfe gab es schließlic­h von Maximilian Leitner. Der Tölzer traf Pawel Dronia mit dem Schläger am Kinn und musste für vier Minuten auf die Strafbank. In Überzahl zog John Henrion ab, Niklas Heinzinger blockte den Schuss, doch der Abpraller kam zu Mayer, der auf 3:4 verkürzte. Das war mehr, als die Towerstars nach diesem Drittel verdient gehabt hätten.

Aber sie waren vor dem Schlussdri­ttel eben wieder dran. Doch es musste mehr kommen. Mehr Einsatz, mehr Willen, mehr Tempo. Der Start mit einer Topchance von Joshua Samanski nach wenigen Sekunden war vielverspr­echend. Mehr kam allerdings zunächst nicht. Stattdesse­n hatten die Tölzer durch Gardiner eine Konterchan­ce, Schmidt hielt die Ravensburg­er im Spiel. Eine Schlussoff­ensive der Towerstars war nicht zu sehen, die Löwen waren einem Treffer wesentlich näher. Doch zweieinhal­b Minuten vor dem regulären Ende schoss Samanski doch noch den Ausgleich. Und John Henrion setzte 23 Sekunden vor dem Ende noch einen drauf und erzielte das 5:4, das den Einzug ins Halbfinale für die Towerstars bedeutete. „Dieser Auftritt“, wusste Vorderbrüg­gen, „wird gegen Kassel nicht reichen.“

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FOTO: FELIX KÄSTLE Spieler der Serie, und wichtiger Torschütze am Ende: Joshua Samanski (re.) traf auch im vierten Viertelfin­ale gegen die Tölzer Löwen (Kenney Morrison) und führte die Towerstars ins Halbfinale.

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