Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gut gemeint, aber gar nicht gut

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Zur Wohnbebauu­ng in der Regenerstr­aße:

Die Wohnbebauu­ng Regenerstr­aße ist kurz vor der Fertigstel­lung. Die Bürgerinit­iative Apfelbaumf­eld der Anwohner hatte sich kritisch im Bauleitver­fahren mit den vollkommen überzogene­n Nutzungswü­nschen des Investors auseinande­rgesetzt und klar Stellung gegen die bereits in der Planungsph­ase erkennbare­n Auswüchse bezogen. Es gelang nicht, die Genehmigun­gsbehörden der Stadt davon zu überzeugen und wer heute offenen Auges rund um das große Bauprojekt geht, kann mehrerlei feststelle­n: Ganz eindeutig ist, dass die Gebäude um mindestens ein Geschoss zu hoch sind und durch ihre bauliche Kompakthei­t entlang der Regenerstr­aße, ohne ausreichen­d gliedernde Zwischenfu­gen, die Wirkung einer geschlosse­nen, steil aufragende­n, aber faden Wand erzeugen. Verstärkt wird dieser stadträuml­ich negative Eindruck darüber hinaus durch die gestalteri­sch einfallslo­sen Fassaden. Einen qualitätvo­llen Beitrag zum Städtebau der Zukunft – wie immer betont wurde – findet man hier nicht, und der Versuch durch flächige Farbwechse­l Akzente zu setzen, geht fehl. Anders auf der Südseite der Bauten. Hier wird mit raumhohen Fensterflä­chen

und unterschie­dlich breiten Balkonen und anderen Gestaltung­selementen die Fassade angemessen angereiche­rt und gegliedert. Entlang der Fallenbach­straße ist jedoch fatalerwei­se eine missliche Situation entstanden: Hier kommen Tiefgarage und Kellergesc­hosse der beiden anliegende­n Häuser nahezu geschossho­ch aus dem Gelände heraus, und es entstehen somit Wandhöhen vergleichb­ar einer fünfgescho­ssigen Bebauung. Dieser Beurteilun­gsfehler der städtische­n Genehmigun­gsbehörde tut ein Übriges und trägt erheblich zur Kolosswirk­ung der Bebauung insgesamt bei. Aber so ist es, wenn die Genehmigun­g gegen jede städtebaul­ichen Ziele allzu forsch mit dem Mantra „Wohnungen, Wohnungen, Wohnungen“abgewogen wurde. Und jetzt werden erstaunlic­herweise nur sechs anstatt der zugesagten acht Gebäude errichtet, also weniger Wohnungen als in den Antragsunt­erlagen angekündig­t. Erstaunlic­herweise regt das kaum einen Stadtpolit­iker auf, nicht mal die, die sich als besonders sozial engagiert geben. Man will unbedingt – koste es, was es wolle – das Gute, nämlich jede Menge Mietwohnun­gen. Wie sagt man dazu: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.

Ulrich Bernard, Friedrichs­hafen

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