Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Binzler ist Ehrenkreishandwerksmeister
Die Führung der Innungen übernimmt sein bisheriger Stellvertreter Günter Gebauer
FRIEDRICHSHAFEN - Neuer Kreishandwerksmeister und ehrenamtlicher Chef der Innungen im Bodenseekreis ist Günter Gebauer aus Heiligenberg. Der bisherige Stellvertreter übernimmt den Führungsstab von Schreinermeister Christof Binzler aus Kressbronn, der die Innungen über zehn Jahre führte und insgesamt 25 Jahre der Vorstandschaft angehörte. Wegen seiner vielfältigen Verdienste wurde Binzler von den Obermeistern zum Ehrenkreishandwerksmeister ernannt. Der Kreishandwerkerschaft Bodenseekreis gehören knapp 500 Betriebe mit rund 3000 Mitarbeitern an.
„Von der Hinterbank aus erreichen Sie nichts“, bergründete Christof Binzler (65) sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement. Er war bereits 1987 stellvertretender Obermeister der Schreiner-Innung und von 1990 bis 2016 Obermeister. In der Kreishandwerkerschaft begann er 1996 als Vorstandsmitglied. Von 1999 bis 2010 war er stellvertretender Kreishandwerksmeister. 2011 rückte er als Nachfolger von Rudolf Singer zum Chef auf. Nach wie vor und bis 2024 ist er in der Handwerkskammer Ulm aktiv.
„Man muss bereit sein, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Binzler, der in seiner Amtszeit viele Impulse für die Betriebe beeinflusst hat. Er ist Verfechter der Meisterpflicht („Ausbildung ist wichtig, um Murks zu vermeiden“), warb mit eigenen Ideen („Zug um Zug“für Kindergärten) bis in Stuttgart um Nachwuchs, hielt den Kontakt zu Politikern für die Interessen des Handwerks und forderte Betriebe zur freiwilligen
Mitgliedschaft in der Kreishandwerkerschaft auf, die viele Vorteile für den einzelnen Handwerker mit sich bringe. In seine Amtszeit fällt die nicht billige Gebäudesanierung und die Sanierung der Finanzen der Kreishandwerkerschaft.
Der 60-jährige Günter Gebauer, der Geschäftsführer der zehn Mitarbeiter starken Firma Elektrotechnik
Gebauer-Buser in Heiligenberg ist, war 18 Jahre lang Obermeister der Elektro-Innung und hat sich nach überstandener schwerer, einjähriger Krankheit zum 1. Januar einen jungen Partner in die Geschäftsführung geholt. Während seiner Krankheit – mit der er bewusst an die Öffentlichkeit gegangen war – hat seine Frau die Firma geleitet. In dieser Zeit hat er auch viel Zuspruch von den Kollegen in der Kreishandwerkerschaft verspürt und will mit seinem Engagement wieder etwas zurückgeben.
„Ohne das Handwerk läuft nichts“, sagt Günter Gebauer, der von der Obermeisterversammlung einstimmig zum Nachfolger Binzlers gewählt wurde und das Handwerk mehr in der Öffentlichkeit präsentieren will, um so die Nachwuchssorgen einzelner Branchen zu beheben. In der Elektrobranche gebe es keine Sorgen, dagegen unter anderem bei Gewerken wie den Maurern, Bäckern oder Metzgern.
Ein „Riesenproblem“, berichtet er, sei der Unterrichtsausfall während der Pandemie in den Berufsschulen. Viele Auszubildende wüssten am Ende ihrer Ausbildungszeit nicht, wann sie zur Prüfung dürften. Auch deshalb stagnierten aktuell die Auszubildenden-Zahlen. Außer in den Friseur-Betrieben habe in der Corona-Zeit gearbeitet werden können. Die Auftragslage sei gut. Aktuell gebe es Probleme für die Friseure, weil Kunden vor dem Besuch das Testen scheuen und Betriebe deshalb zeitweise geschlossen haben. Als anrollendes Problem sieht Gebauer stockende Materiallieferungen in einzelnen Branchen und horrend steigende Preise auf dem Bausektor.