Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
VfB will eine Multifunktionsarena bauen
Verein plant Halle für 3000 Zuschauer und ist über Pläne der Stadt für ZF-Arena verwundert
- Schulturnhalle statt ZF-Arena: Beim VfB Friedrichshafen können nicht alle den jüngsten Ratsbeschluss in Sachen Hallen(-Desaster) nachvollziehen. Der Verein hält an seinen Plänen fest, eine Multifunktionshalle zu bauen – und sucht weiterhin das Gespräch mit dem Rathaus und anderen Häfler Vereinen.
Bekanntlich sollen nach dem Willen des Gemeinderats und des Rathauses die seit 2020 gesperrte ZF-Arena abgerissen und auf dem Areal eine große Halle mit sechs Feldern vor allem für den Schulport gebaut werden, inklusive einer Tribüne für 2000 Zuschauer. Die Zustimmung des Denkmalamtes zum Abbruch steht allerdings noch aus. Sicher ist aber, dass die Anlage nicht auf die Bedürfnisse des Profisports zugeschnitten wird.
VfB-Präsident Jochen Benz kann die Entscheidung der Räte nur bedingt nachvollziehen: „Dass Sporttreibende zusätzliche Hallenkapazitäten erhalten, begrüßen wir. Zur Ausgestaltung und Nutzung ergeben sich für uns jedoch viele Fragen.“Sollte der VfB, wie angedacht, auf dem Vereinsgelände an der Teuringer Straße eine große Multifunktionsarena bauen, dann müsse die schon aus wirtschaftlichen Gründen täglich von 7.30 bis 22 Uhr belegt sein. Das funktioniere nur mit Einbindung des Schulsports, sagt er, für den der Hallenbetreiber wie im jetzigen Modell mit der VfB-Sporthalle Miete erhält.
So eine Mehrfachnutzung habe aber auch noch einen anderen, ideellen Effekt. Schülerinnen und Schüler kämen so nämlich in Kontakt zum Vereinssport, könnten auch mal die Volleyballprofis beim Training treffen. „Warum die Stadt Schulsport und Vereinssport jetzt künstlich trennen will, verstehen wir nicht“, sagt Benz.
Man wolle trotzdem an den eigenen Plänen festhalten. Und so sehen sie aus: Auf dem Areal beim Zeppelin-Stadion soll eine Multifunktionsarena gebaut werden, mit drei Feldern, sechs Kursräumen, Fitness-Center und Erlebnisgastronomie. Daneben könnte eine sogenannte „McArena“entstehen, ein überdachtes Feld, zum Beispiel für Fußball, Cricket oder Hockey. Weiter plant der VfB einen Gebäudekomplex, möglicherweise für eine Kita, Büros oder Praxen, der helfen soll, das Gesamtprojekt zu finanzieren. Ein Parkhaus oder eine Tiefgarage sollen die Überlegungen
abrunden – bei zusätzlicher Nutzung des Parkhauses am Sportbad für Großveranstaltungen.
Eine Kostenschätzung will der VfB noch nicht nennen. Für die Finanzierung, die der Verein nicht allein stemmen könne, hofft Benz auf Investoren, die Stadt, das Land und Sportverbände. Erste Gespräche mit möglichen Investoren seien bereits geführt. Einen zeitlichen Wunsch hat der Präsident: „Eine Eröffnung der Halle Mitte 2028 wäre das Ziel.“
Erst kürzlich hat sich Benz gemeinsam mit Angélique Schwimmer, Vorsitzende der Turnerschaft, die wie der VfB unter dem Aus der ZF-Arena leidet, den neuen Sportcampus in Überlingen angeguckt. Beim Termin dabei: Überlingens Oberbürgermeister Jan Zeitler (SPD) und der Bundestagsabgeordnete
Volker MayerLay. Der CDU-Politiker sagte den Häf lern seine Unterstützung zu. „Der VfB Friedrichshafen ist Vorzeigeverein der Region und ein Aushängeschild für uns in der Volleyball-Bundesliga. Deshalb ist eine Halle, mit der der Verein in die Zukunft gehen kann, so immens wichtig“, so Mayer-Lay.
Im März 2023 hatte Benz erste Überlegungen in Sachen Multifunktionshalle der Stadtverwaltung vorgestellt. Dabei habe man vereinbart, mit den Plänen im Juni in den Gemeinderat zu gehen. Dazu sei es nie gekommen, sagt Jochen Benz. Die Gründe hierfür kenne er nicht. Im Dezember sei man dann über die Pläne auf dem Areal der ZF-Arena informiert worden.
Dass sich der VfB von der Stadt nicht mitgenommen fühlt, sagt Benz zwar nicht, er wehrt sich aber auch nicht gegen die Umschreibung. Der Vereinschef fragt sich, warum man in eine Halle, die vor allem für den Schulsport gedacht ist, eine Tribüne für 2000 Zuschauer einbauen will und achthundert Meter Luftlinie entfernt der Bau einer Halle mit 3000 Plätzen unterstützt werden soll. Mit Blick auf den Denkmalschutz schlägt er vor, der Behörde für das Areal der ZF-Arena zwei Varianten anzubieten, eine mit und eine ohne Profisport. 2000 Plätze jedenfalls reichten nicht aus für mögliche weitere ChampionsLeague-Spiele der Volleyballer, den MTU-Cup oder überregionale Turngalas.
Trotz alledem könne er sich einen gemeinsamen Weg mit der Stadt vorstellen, sagt Jochen Benz, Schulturnhallen auf dem ZF-Arena-Grundstück und Multifunktionshalle inklusive. Er will deshalb zeitnah mit der Stadt weitere Gespräche führen, auch deshalb weil weitere Planungen seitens des Vereins Geld kosten würden. Die aber, so Benz, machten nur Sinn, wenn sie mit den Vorstellungen der Stadt abgestimmt seien.
Weil die Multifunktionsarena ausdrücklich nicht nur für den VfB und die Turnerschaft offen sein soll, gibt es am 29. Februar ein Treffen mit interessierten Mitgliedern des Stadtsportverbandes. Dabei sollen unter anderem Pläne vorgestellt werden. Ein weiteres Thema sollen mögliche Wünsche anderer Vereine sein.
Dass der VfB am Projekt Multifunktionshalle festhält, hat neben der Raumnot der Profivolleyballer noch einen weiteren, erfreulichen Hintergrund. Der Verein wächst wieder. 3829 Mitglieder hat der VfB Friedrichshafen zum Jahreswechsel gezählt, 145 mehr als Ende 2022. Es könnten noch mehr sein, doch sechs Abteilungen haben derzeit – auch wegen fehlender Raumkapazitäten – einen Aufnahmestopp: Basketball (das wegen der Belegung der Halle am Berufsschulzentrum mit Geflüchteten seine Spiele in Tettnang austragen muss), Fußball, Badminton, Volleyball, Kanu und „KiSS“, die Kindersportschule.