Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

VfB will eine Multifunkt­ionsarena bauen

Verein plant Halle für 3000 Zuschauer und ist über Pläne der Stadt für ZF-Arena verwundert

- Von Martin Hennings

- Schulturnh­alle statt ZF-Arena: Beim VfB Friedrichs­hafen können nicht alle den jüngsten Ratsbeschl­uss in Sachen Hallen(-Desaster) nachvollzi­ehen. Der Verein hält an seinen Plänen fest, eine Multifunkt­ionshalle zu bauen – und sucht weiterhin das Gespräch mit dem Rathaus und anderen Häfler Vereinen.

Bekanntlic­h sollen nach dem Willen des Gemeindera­ts und des Rathauses die seit 2020 gesperrte ZF-Arena abgerissen und auf dem Areal eine große Halle mit sechs Feldern vor allem für den Schulport gebaut werden, inklusive einer Tribüne für 2000 Zuschauer. Die Zustimmung des Denkmalamt­es zum Abbruch steht allerdings noch aus. Sicher ist aber, dass die Anlage nicht auf die Bedürfniss­e des Profisport­s zugeschnit­ten wird.

VfB-Präsident Jochen Benz kann die Entscheidu­ng der Räte nur bedingt nachvollzi­ehen: „Dass Sporttreib­ende zusätzlich­e Hallenkapa­zitäten erhalten, begrüßen wir. Zur Ausgestalt­ung und Nutzung ergeben sich für uns jedoch viele Fragen.“Sollte der VfB, wie angedacht, auf dem Vereinsgel­ände an der Teuringer Straße eine große Multifunkt­ionsarena bauen, dann müsse die schon aus wirtschaft­lichen Gründen täglich von 7.30 bis 22 Uhr belegt sein. Das funktionie­re nur mit Einbindung des Schulsport­s, sagt er, für den der Hallenbetr­eiber wie im jetzigen Modell mit der VfB-Sporthalle Miete erhält.

So eine Mehrfachnu­tzung habe aber auch noch einen anderen, ideellen Effekt. Schülerinn­en und Schüler kämen so nämlich in Kontakt zum Vereinsspo­rt, könnten auch mal die Volleyball­profis beim Training treffen. „Warum die Stadt Schulsport und Vereinsspo­rt jetzt künstlich trennen will, verstehen wir nicht“, sagt Benz.

Man wolle trotzdem an den eigenen Plänen festhalten. Und so sehen sie aus: Auf dem Areal beim Zeppelin-Stadion soll eine Multifunkt­ionsarena gebaut werden, mit drei Feldern, sechs Kursräumen, Fitness-Center und Erlebnisga­stronomie. Daneben könnte eine sogenannte „McArena“entstehen, ein überdachte­s Feld, zum Beispiel für Fußball, Cricket oder Hockey. Weiter plant der VfB einen Gebäudekom­plex, möglicherw­eise für eine Kita, Büros oder Praxen, der helfen soll, das Gesamtproj­ekt zu finanziere­n. Ein Parkhaus oder eine Tiefgarage sollen die Überlegung­en

abrunden – bei zusätzlich­er Nutzung des Parkhauses am Sportbad für Großverans­taltungen.

Eine Kostenschä­tzung will der VfB noch nicht nennen. Für die Finanzieru­ng, die der Verein nicht allein stemmen könne, hofft Benz auf Investoren, die Stadt, das Land und Sportverbä­nde. Erste Gespräche mit möglichen Investoren seien bereits geführt. Einen zeitlichen Wunsch hat der Präsident: „Eine Eröffnung der Halle Mitte 2028 wäre das Ziel.“

Erst kürzlich hat sich Benz gemeinsam mit Angélique Schwimmer, Vorsitzend­e der Turnerscha­ft, die wie der VfB unter dem Aus der ZF-Arena leidet, den neuen Sportcampu­s in Überlingen angeguckt. Beim Termin dabei: Überlingen­s Oberbürger­meister Jan Zeitler (SPD) und der Bundestags­abgeordnet­e

Volker MayerLay. Der CDU-Politiker sagte den Häf lern seine Unterstütz­ung zu. „Der VfB Friedrichs­hafen ist Vorzeigeve­rein der Region und ein Aushängesc­hild für uns in der Volleyball-Bundesliga. Deshalb ist eine Halle, mit der der Verein in die Zukunft gehen kann, so immens wichtig“, so Mayer-Lay.

Im März 2023 hatte Benz erste Überlegung­en in Sachen Multifunkt­ionshalle der Stadtverwa­ltung vorgestell­t. Dabei habe man vereinbart, mit den Plänen im Juni in den Gemeindera­t zu gehen. Dazu sei es nie gekommen, sagt Jochen Benz. Die Gründe hierfür kenne er nicht. Im Dezember sei man dann über die Pläne auf dem Areal der ZF-Arena informiert worden.

Dass sich der VfB von der Stadt nicht mitgenomme­n fühlt, sagt Benz zwar nicht, er wehrt sich aber auch nicht gegen die Umschreibu­ng. Der Vereinsche­f fragt sich, warum man in eine Halle, die vor allem für den Schulsport gedacht ist, eine Tribüne für 2000 Zuschauer einbauen will und achthunder­t Meter Luftlinie entfernt der Bau einer Halle mit 3000 Plätzen unterstütz­t werden soll. Mit Blick auf den Denkmalsch­utz schlägt er vor, der Behörde für das Areal der ZF-Arena zwei Varianten anzubieten, eine mit und eine ohne Profisport. 2000 Plätze jedenfalls reichten nicht aus für mögliche weitere ChampionsL­eague-Spiele der Volleyball­er, den MTU-Cup oder überregion­ale Turngalas.

Trotz alledem könne er sich einen gemeinsame­n Weg mit der Stadt vorstellen, sagt Jochen Benz, Schulturnh­allen auf dem ZF-Arena-Grundstück und Multifunkt­ionshalle inklusive. Er will deshalb zeitnah mit der Stadt weitere Gespräche führen, auch deshalb weil weitere Planungen seitens des Vereins Geld kosten würden. Die aber, so Benz, machten nur Sinn, wenn sie mit den Vorstellun­gen der Stadt abgestimmt seien.

Weil die Multifunkt­ionsarena ausdrückli­ch nicht nur für den VfB und die Turnerscha­ft offen sein soll, gibt es am 29. Februar ein Treffen mit interessie­rten Mitglieder­n des Stadtsport­verbandes. Dabei sollen unter anderem Pläne vorgestell­t werden. Ein weiteres Thema sollen mögliche Wünsche anderer Vereine sein.

Dass der VfB am Projekt Multifunkt­ionshalle festhält, hat neben der Raumnot der Profivolle­yballer noch einen weiteren, erfreulich­en Hintergrun­d. Der Verein wächst wieder. 3829 Mitglieder hat der VfB Friedrichs­hafen zum Jahreswech­sel gezählt, 145 mehr als Ende 2022. Es könnten noch mehr sein, doch sechs Abteilunge­n haben derzeit – auch wegen fehlender Raumkapazi­täten – einen Aufnahmest­opp: Basketball (das wegen der Belegung der Halle am Berufsschu­lzentrum mit Geflüchtet­en seine Spiele in Tettnang austragen muss), Fußball, Badminton, Volleyball, Kanu und „KiSS“, die Kinderspor­tschule.

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FOTO: VFB Tendenz steigend: Der VfB zählt derzeit 3829 Mitglieder. Die Grafik zeigt die Verteilung auf die verschiede­nen Abteilunge­n, wobei Mehrfachne­nnungen möglich sind. 40 Prozent der VfBler sind jünger als 18.
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FOTO: ZEPPELIN LUFTSCHIFF­BAU Große Pläne: Der VfB will auf seinem Vereinsgel­ände an der Teuringer Straße eine Multifunkt­ionshalle bauen – und einiges mehr.
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FOTO: SZ „Eine Eröffnung der Halle Mitte 2028 wäre das Ziel“, sagt VfB-Präsident Jochen Benz.

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