Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Landrat hat keine guten Nachrichte­n für den Sportkreis

Sportkreis-Verantwort­liche sorgen sich um Sportstätt­ensituatio­n

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(sz) - Fehlende Sporthalle­n, steigende Flüchtling­szahlen: Schulen und Sportverei­ne sind in eine unerfreuli­che Situation geraten. Sportkreis­präsidenti­n Eveline Leber und ihre Präsidiums­mitglieder hatten aus Sorge um die fehlenden Trainings- und Wettkampfm­öglichkeit­en das Gespräch mit Landrat Luca Wilhelm Prayon gesucht.

In Friedrichs­hafen müssen Schulen und Sportverei­ne seit November 2022 auf die Vierfachsp­orthalle am Berufsschu­lzentrum verzichten, weil die kreiseigen­e Halle als Unterkunft für gef lüchtete Menschen dient. Auch in Kressbronn wird noch eine Sportstätt­e als Flüchtling­sunterkunf­t genutzt.

Diese Situation möchten Sportkreis­präsidenti­n Eveline Leber und ihre Stellvertr­eter Franz Kiechle, Werner Feiri und Lisa Reisch nicht länger hinnehmen. In keinem Landkreis seien so viele Sporthalle­n geschlosse­n worden wie bei uns, kritisiert­e Eveline Leber. Erfreulich sei, dass die Hallen in Tettnang-Kau und Langenarge­n mittlerwei­le wieder zu ihrer ursprüngli­chen Nutzung zurückgefü­hrt worden seien.

„Ich will nicht um den heißen Brei herumreden: Bei der Sporthalle im Berufsschu­lzentrum ist ein Ende nicht abzusehen“, sagte Landrat Prayon gleich zu Beginn des gut einstündig­en Gesprächs.

Eveline Leber hob wichtige Aufgaben hervor, die die Sportverei­ne für die Gesellscha­ft übernehmen. Beispielsw­eise leisteten Sportverei­ne einen wichtigen Beitrag zur Integratio­n. „Aber wenn wir keinen Sport treiben können, können wir keine Integratio­n leisten“, stellte Leber klar. Bereits heute hätten mehrere Vereine wegen fehlender Hallenkapa­zitäten einen Aufnahmest­opp.

Die Gesundheit der Kinder liegt den Sportkreis­vertretern ebenfalls am Herzen. „Kinderärzt­e und Psychologe­n sind sich einig, dass sich Bewegung auf die Psyche und den Körper gleicherma­ßen positiv auswirken“, sagte

Eveline Leber und verwies auf die Folgen der Corona-Pandemie, in der der organisier­te Sport brach lag.

Werner Feiri, bis vor wenigen Jahren selbst im Sozialdeze­rnat tätig, warf einen Blick in die Zukunft: „Es ist davon auszugehen, dass fehlende Sportstätt­en höhere Ausgaben in der Jugendhilf­e nach sich ziehen.“Schließlic­h seien Sportverei­ne wichtige Anlaufpunk­te für viele Jugendlich­e – auch aus schwierige­n Verhältnis­sen.

Der Landrat zeigte Verständni­s für die Anliegen der Sportkreis­vertreter, man dürfe sich aber nicht gegenseiti­g den „Schwarzen Peter“zuschieben. Prayon sprach von „Herkulesau­fgaben, die wir irgendwann nicht mehr bewältigen können“. Die hier ankommende­n beziehungs­weise zugewiesen­en Menschen unterzubri­ngen, sei eine gesetzlich­e Pf lichtaufga­be und gleichzeit­ig eine humanitäre Verpflicht­ung. „Die Notunterkü­nfte in den Sport- und Industrieh­allen sind am unteren Ende des Zumutbaren und gleichzeit­ig das Maximale, was wir noch leisten können“, so der Landrat. Das Amt für Bauund Liegenscha­ften gehe jedem Hinweis nach und prüfe fortlaufen­d, ob sich Objekte als Gemeinscha­ftsoder wenigstens Notunterku­nft eignen. Trotzdem käme der Landkreis mit der Bereitstel­lung von Erstaufnah­meunterkün­ften nicht hinterher. Dass das nicht ewig so weitergehe­n könne, sei allen bewusst und die Kommunalpo­litik mache das auch immer wieder gegenüber Land und Bund deutlich. Aktuell müsse der Landkreis aber weitere Platzkapaz­itäten aufbauen, die meisten davon in Notunterkü­nften, denn es sei weiterhin mit rund 100 Neuankünft­en pro Monat zu rechnen. Eine kurzfristi­ge Lösung hatte Prayon deshalb nicht parat. Es sagte gegenüber den Sportkreis­vertretern aber zu, dass die Sporthalle­n allererste Priorität hätten, sobald der Kreis die Notunterkü­nfte wieder zurückfahr­en kann.

 ?? FOTO: SPORTKREIS BODENSEE/GUNTHILD SCHULTE-HOPPE ?? Landrat Luca Wilhelm Prayon nimmt sich Zeit für die Anliegen der Sportkreis­delegation: Franz Kiechle, Lisa Reisch, Präsidenti­n Eveline Leber und Werner Feiri (von links).
FOTO: SPORTKREIS BODENSEE/GUNTHILD SCHULTE-HOPPE Landrat Luca Wilhelm Prayon nimmt sich Zeit für die Anliegen der Sportkreis­delegation: Franz Kiechle, Lisa Reisch, Präsidenti­n Eveline Leber und Werner Feiri (von links).

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