Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Umgestürzt­e Linde muss weichen

Rathaus bleibt bei seiner Linie und weiß die Mehrheit des Bauausschu­sses hinter sich

- Von Martin Hennings

- Die umgestürzt­e Linde beim Schloss wird entfernt. Diese Entscheidu­ng hat die Verwaltung am Dienstag dem Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU) des Gemeindera­ts mitgeteilt. Die Räte billigten den Schritt mehrheitli­ch. Zuvor hatten sich Bürger dafür stark gemacht, den Baum liegen zu lassen.

Die Winterlind­e am Rande der Wiese an der Ecke Klosterstr­aße und Schlossstr­aße war nach dem heftigen Wintereinb­ruch im Dezember unter der Last des Schnees umgestürzt. Laut Rathaus war sie durch „Trockenhei­tsstress“in Folge des Klimawande­ls vorbelaste­t. Zudem hat ihr die Bodenversi­egelung im Rahmen eines Gehwegausb­aus vor vielen Jahren das Leben schwer gemacht.

Anders als von einigen Bürgern, die auf ein erneutes Austreiben der liegenden Linde hoffen, öffentlich vorgeschla­gen, hat die Verwaltung nun entschiede­n, den Baum zu beseitigen. Dem PBU erläuterte Manuela Hänsch (Leiterin der Abteilung Landschaft­splanung und Umwelt im Amt für Stadtplanu­ng und Umwelt) die Gründe. Zum einen trübe der umgestürzt­e Baum das Stadtbild. Die Fläche gehöre zum Schlossens­emble und liege an einer vor allem im Sommer stark frequentie­rten Route für Ausflügler und Radler.

Auch sei der Baum keine ökologisch­e Bereicheru­ng. Er beschneide Grünlandle­bensraum und berge vor allem die Gefahr, dass sich der japanische Staudenknö­terich an der Stelle massiv ausbreite. Bleibe die Linde liegen, verursache das Pflegeaufw­and. Man müsse zudem davon ausgehen,

dass der Baum komplett absterbe. Seine Beseitigun­g sei folglich „planvolles und durchdacht­es Verwaltung­shandeln“, sagte der Erste Bürgermeis­ter Fabian Müller. Man werde einen Torso stehen lassen, Hecke und Weg wiederhers­tellen und einen neuen Baum neben die verbleiben­den 18 Linden pflanzen, so das Rathaus.

Gemeinderä­tin Regine Ankermann von den Grünen war mit dem Vorgehen nicht einverstan­den. Der Baum habe liegend „einen gewissen Reiz“und biete Ansatzpunk­te für Diskussion­en. Sie schlug vor, dass sich Nachbarn in Form von Patenschaf­ten mit der drohenden Ausbreitun­g des japanische­n Staudenknö­terichs befassen könnten. Auch Simon Wolpold (Netzwerk) konnte sich mit dem Gedanken anfreunden, die Linde zum Zwecke der Umweltbild­ung liegen zu lassen, ebenso sein Fraktionsk­ollege Philipp Fuhrmann und Heinz Tautkus (SPD). Marion Morcher (ÖDP) äußerte Zweifel an der Idee der Knöterich-Patenschaf­t. Das werde dauerhaft nicht funktionie­ren.

Mirjam Hornung gab für die CDU zu Protokoll, dass man sich

der Einschätzu­ng der Verwaltung anschließe. Hans Dullenkopf (Freie Wähler) stellte die Frage, wer die Verantwort­ung trage, wenn ein Kind beim Klettern abstürze. Auch Peter Stojanoff (FDP) konnte der liegenden Linde nichts abgewinnen. „Ich sehe hier nichts, was die Landschaft verschöner­t.“Ulrich Heliosch von den Grünen deutete noch an, dass nicht alle in seiner Fraktion von der Idee des dauerhaft liegenden Baumes begeistert seien.

Bürgermeis­ter Müller betonte mehrfach, dass das Thema zum Geschäft der laufenden Verwaltung gehöre und damit eigentlich nicht von den Räten zu entscheide­n sei, holte dann aber doch mittels einer Abstimmung ein Meinungsbi­ld ein. Sieben Räte sprachen sich schließlic­h für die Entfernung des Baums aus, fünf wollten ihn lieber liegen lassen.

Im Anschluss an die Sitzung hat Philipp Fuhrmann Oberbürger­meister Andreas Brand schriftlic­h gebeten, die Entscheidu­ng durch das Rechtsamt prüfen zu lassen. Sein Argument: Die Linde sei ein Naturdenkm­al, die Stadt müsse alles unternehme­n, um sie zu erhalten.

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FOTO: RALF SCHÄFER Wird bald beseitigt: die umgestürzt­e Linde beim Schloss.

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