Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Warteliste bei Lebensräumen wird immer länger
Die Wohnungsnot spürt auch Gemeinwesenarbeiterin Lara Volk – Sie berichtet von einer langen Warteliste
- Zwei bis fünf Anfragen nach Wohnraum in den Lebensräumen für Alt und Jung landen pro Woche bei Lara Volk. Bei ihrem Bericht vor dem Verwaltungsausschuss spricht die Gemeinwesenarbeiterin auch von der Wohnungsnot, mit der sie bei Beratungen immer wieder konfrontiert wird.
Im vergangenen Jahr wurden 58 Personen neu auf die ohnehin schon lange Interessentenliste aufgenommen. Neu vermietet wurden aber nur sechs Wohnungen. Dabei sind die Lebensräume für Jung und Alt in Meckenbeuren mit 79 Wohnungen eine der größten Wohnanlagen ihrer Art in der Region, berichtet Lara Volk.
Die Mitarbeiterin der Stiftung Liebenau kümmert sich zu 20 Prozent um die Anlage in Meckenbeuren. In den sechs Häusern in der Nähe des Meckenbeurer Bahnhofs gibt es 57 Zweiund Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen. Außerdem gibt es sechs Ein-Zimmer-Wohnungen. Um die Wohnungen bewerben sich immer mehr Menschen, so Volk.
„Alleinlebende können sich oft gar keine Wohnung mehr leisten“, schildert sie. Sie hört von finanziellen Notlagen und Herausforderungen, Menschen klagen über Einsamkeit und wünschen sich Unterstützung zuhause. Dann gibt Volk erste Informationen über Hilfe für Zuhause, erklärt wie ein Pflegegrad beantragt wird oder wann stationäre Versorgung in Frage kommt. Diese Lotsenfunktion steht der gesamten Bevölkerung zur Verfügung. “Sollten wir als Gemeinde da nicht mehr tun?“, will BUS-Rätin Katja Fleschhut wissen. Bürgermeister Georg Schellinger meint, darüber müsse man nachdenken.
Viel Arbeitszeit von Gemeinwesenarbeiterin Volk entfällt auch auf die Beratung bei Wohnraumanfragen. „Die Lebensräume sind barrierefreier Wohnraum und kein betreutes Wohnen.
Es gibt keine pf legerische Versorgung“, muss Lara Volk in vielen Beratungsgesprächen aufklären. Ihre Erfahrung: Viele Menschen denken zu spät über einen Umzug nach. Bis in den Lebensräumen eine Wohnung frei wird, dauere es oft Jahre. Eine Familie mit Kindern steht, wie Volk berichtet, seit 2016 auf der Interessentenliste für eine der wenigen größeren Wohnungen in der Wohnanlage.
Eine aktive Nachbarschaft – das ist das Herzstück des Wohnkonzeptes der Lebensräume. Zwei Drittel der Bewohner sind momentan Senioren. Aber auch Menschen im Arbeitsleben oder Familien können gut in die Gemeinschaft passen. 40 Bewohnerinnen und Bewohner sind im erwerbsfähigen Alter oder auch Kinder.
Damit die aktive Nachbarschaft funktioniert, gibt es den Bewohnerbeirat mit seinen fünf Mitgliedern. Die Gemeinwesenarbeit in Meckenbeuren, war lange verwaist. „Dann waren wir oft der Kummerkasten“, erzählt Uwe Müller vom Bewohnerbeirat. „Da muss man dann schon ein breites
Kreuz haben“, schildert er.
Ingeborg Herbst war eine der ersten Bewohnerinnen und ist seit 1995 – also von Anfang an – im Bewohnerbeirat aktiv. Der Beirat ist nicht nur Ansprechpartner für alle Bewohner, er organisiert auch Feste und Treffen in den Gemeinschaftsräumen oder im Innenhof und ein regelmäßiges Kaffeetrinken.
Als Angebot an viele Menschen stehen in den Lebensräumen Informationsvorträge, Yoga für Schwangere oder Upcycling im Veranstaltungsprogramm. Von Anfang an hat Ingeborg Herbst auch das „Gedächtnistraining“angeboten. „Wenn die Menschen gern wiederkommen, ist das für mich das schönste Kompliment,“sagt die Ehrenamtliche.
Trotz allem, was der Beirat auf die Beine stelle – die Bewohner wünschten sich wieder eine volle Stelle in der Gemeinwesenarbeit: „Es muss immer jemand da sein“, finden die Mitglieder des Bewohnerbeirates. Auch Bürgermeister Schellinger hofft, dass die restlichen 40 Prozent der Stelle für die Gemeinwesenarbeit bald wiederbesetzt sind.