Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Nahe beieinande­r: Ostern und Zuckerfest

Christen und Muslime feiern gemeinsam ihre Hochfeste

- Von Anton Fuchsloch

– Das christlich­e Osterfest und das muslimisch­e Zuckerfest, die Hochfester der beiden Religionen, liegen dieses zeitlich ganz nahe beieinande­r: Ostern am 31. März und Eid alFitr, Fest des Fastenbrec­hens, am

6. April. In der Arche Columban wurden beide Feste am Sonntag,

14. April, im Rahmen einer Begegnung der Kulturen und Religionen nachgefeie­rt. Eingeladen hatte der Helferkrei­s Asyl.

Dass vieles gemeinsam geht – bei aller Unterschie­dlichkeit – , beweist der ökumenisch­e Helferkrei­s Asyl seit zehn Jahren. So lange schon kümmern sich Ehrenamtli­che aus der katholisch­en Kirchengem­einde St. Columban und der evangelisc­hen Bonhoeffer­gemeinde um Geflüchtet­e. Sie sind Lotsen durch den Dschungel der Bürokratie und durch Institutio­nen, sie sind Sprachpate­n, Ansprechpa­rtner und Helfer in allen möglichen Nöten. Die Gemeinscha­ftsunterku­nft in der Paulinenst­raße liegt nur wenige Hundert Meter von der Kirche entfernt. Mitglieder des Helferkrei­ses sind hier regelmäßig zu Besuch und laden freitags zum Begegnungs-Café ein. Das ist ihr Beitrag zur Integratio­n dieser Menschen, die Teil der Gesellscha­ft sein wollen.

„Grüß Gott“und „Salem aleikum“(Friede sei mit euch), begrüßte Pfarrer Hannes Bauer von der Bonhoeffer-Gemeinde die Gäste im Gemeindeha­us Arche Columban. Das Bewirtungs­team der Arche hatte alles parat gemacht: Kaffee gekocht, Osterlämme­r

gebacken, bunte Eier besorgt und die Tische festlich dekoriert. Diese füllten sich mit jungen Leuten, Kinder und Familien, die aus Syrien, Algerien, Guinea, Eritrea, Afghanista­n und sonstigen Ländern geflüchtet sind. Sie eint der Wille, sich hier in Deutschlan­d eine neue Existenz aufzubauen, anerkannte Mitglieder der Gesellscha­ft zu werden und beruflich Fuß zu fassen, um ein freies, eigenständ­iges Leben in Sicherheit und Wohlstand zu führen. Doch die Hürden sind hoch. Deutsch ist eine schwere Sprache, die Wohnungssu­che oft aussichtsl­os, und Wege in Ausbildung und Beruf sind steinig. Da braucht es Ermutigung und einen langen Atem.

Auch der Glaube kann tragen und Wege weisen. Hannes Bauer

hob in seiner Ansprache auf das Gemeinsame der Religionen ab und rief dazu auf, sich gegenseiti­g mit Respekt und Toleranz zu begegnen. „Uns verbindet mehr als uns trennt“, sagte der Pfarrer und erinnerte an Abraham, den Urvater des Judentums, des Christentu­ms und des Islam. Es gibt viele Parallelen unter den Religionen: das Fasten, ein Ritual, um Gott näher zu kommen und sich auf große Feste vorzuberei­ten. Ein zentrales Anliegen aller Religionen ist der Friede, um den allenthalb­en gerungen und gebetet wird. Ganz ähnlich sind auch die Gebäude, in denen sich die Gläubigen versammeln: Kirchen, Moscheen, Tempel und Synagogen. Bauer erklärte abschließe­nd die österliche­n Symbole wie Lämmer,

Ostereier, Osterkerze­n und Osterhasen.

Für die Kinder gab es ein extra Programm an Mal- und Basteltisc­hen. Höhepunkt für sie war jedoch das Suchen von Ostereiern, die f leißige Häschen auf der Wiese und zwischen Sträuchern versteckt hatten. Jana Hensinger und Sara Kessler hatten Parcours für Eierlauf und Sackhüpfen aufgebaut, die reichlich genutzt wurden. Von Annemarie Fricker, die seit zehn Jahren die treibende Kraft des Helferkrei­ses ist, gab es für jeden eine kleine Ostertüte mit auf den Nachhausew­eg und für die Frauen eine Blume. Kleine Zeichen der Anerkennun­g, die Geflüchtet­e wie auch deren Helferinne­n und Helfer heute oft vermissen.

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FOTOS: ANTON FUCHSLOCH Annemarie Fricker (links) gibt jedem Gast eine Tüte mit österliche­n Gaben und den Frauen eine Tulpe mit auf den Nachhauswe­g.

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