Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Nahe beieinander: Ostern und Zuckerfest
Christen und Muslime feiern gemeinsam ihre Hochfeste
– Das christliche Osterfest und das muslimische Zuckerfest, die Hochfester der beiden Religionen, liegen dieses zeitlich ganz nahe beieinander: Ostern am 31. März und Eid alFitr, Fest des Fastenbrechens, am
6. April. In der Arche Columban wurden beide Feste am Sonntag,
14. April, im Rahmen einer Begegnung der Kulturen und Religionen nachgefeiert. Eingeladen hatte der Helferkreis Asyl.
Dass vieles gemeinsam geht – bei aller Unterschiedlichkeit – , beweist der ökumenische Helferkreis Asyl seit zehn Jahren. So lange schon kümmern sich Ehrenamtliche aus der katholischen Kirchengemeinde St. Columban und der evangelischen Bonhoeffergemeinde um Geflüchtete. Sie sind Lotsen durch den Dschungel der Bürokratie und durch Institutionen, sie sind Sprachpaten, Ansprechpartner und Helfer in allen möglichen Nöten. Die Gemeinschaftsunterkunft in der Paulinenstraße liegt nur wenige Hundert Meter von der Kirche entfernt. Mitglieder des Helferkreises sind hier regelmäßig zu Besuch und laden freitags zum Begegnungs-Café ein. Das ist ihr Beitrag zur Integration dieser Menschen, die Teil der Gesellschaft sein wollen.
„Grüß Gott“und „Salem aleikum“(Friede sei mit euch), begrüßte Pfarrer Hannes Bauer von der Bonhoeffer-Gemeinde die Gäste im Gemeindehaus Arche Columban. Das Bewirtungsteam der Arche hatte alles parat gemacht: Kaffee gekocht, Osterlämmer
gebacken, bunte Eier besorgt und die Tische festlich dekoriert. Diese füllten sich mit jungen Leuten, Kinder und Familien, die aus Syrien, Algerien, Guinea, Eritrea, Afghanistan und sonstigen Ländern geflüchtet sind. Sie eint der Wille, sich hier in Deutschland eine neue Existenz aufzubauen, anerkannte Mitglieder der Gesellschaft zu werden und beruflich Fuß zu fassen, um ein freies, eigenständiges Leben in Sicherheit und Wohlstand zu führen. Doch die Hürden sind hoch. Deutsch ist eine schwere Sprache, die Wohnungssuche oft aussichtslos, und Wege in Ausbildung und Beruf sind steinig. Da braucht es Ermutigung und einen langen Atem.
Auch der Glaube kann tragen und Wege weisen. Hannes Bauer
hob in seiner Ansprache auf das Gemeinsame der Religionen ab und rief dazu auf, sich gegenseitig mit Respekt und Toleranz zu begegnen. „Uns verbindet mehr als uns trennt“, sagte der Pfarrer und erinnerte an Abraham, den Urvater des Judentums, des Christentums und des Islam. Es gibt viele Parallelen unter den Religionen: das Fasten, ein Ritual, um Gott näher zu kommen und sich auf große Feste vorzubereiten. Ein zentrales Anliegen aller Religionen ist der Friede, um den allenthalben gerungen und gebetet wird. Ganz ähnlich sind auch die Gebäude, in denen sich die Gläubigen versammeln: Kirchen, Moscheen, Tempel und Synagogen. Bauer erklärte abschließend die österlichen Symbole wie Lämmer,
Ostereier, Osterkerzen und Osterhasen.
Für die Kinder gab es ein extra Programm an Mal- und Basteltischen. Höhepunkt für sie war jedoch das Suchen von Ostereiern, die f leißige Häschen auf der Wiese und zwischen Sträuchern versteckt hatten. Jana Hensinger und Sara Kessler hatten Parcours für Eierlauf und Sackhüpfen aufgebaut, die reichlich genutzt wurden. Von Annemarie Fricker, die seit zehn Jahren die treibende Kraft des Helferkreises ist, gab es für jeden eine kleine Ostertüte mit auf den Nachhauseweg und für die Frauen eine Blume. Kleine Zeichen der Anerkennung, die Geflüchtete wie auch deren Helferinnen und Helfer heute oft vermissen.