Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Das Heimatgefü­hl, das Musik vermittelt, ist etwas sehr Persönlich­es“

Solist Arne-Christian Pelz spricht im LZ-Interview über seine Liebe zum Cello

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Lindau - Die Neue Philharmon­ie aus Berlin gastiert am Samstag, 27. April, um 19.30 Uhr in der Lindauer Denkfabrik. Mit dabei ist der Solist Arne-Christian Pelz. Mit ihm hat Stefan Malzew, Eventmanag­er bei Schwäbisch Media, vorab über die Faszinatio­n Musik gesprochen.

Herr Pelz, Sie spielen Cello seit Sie fünf Jahre alt sind und den Ausschlag für dieses Instrument hat das Angeln gegeben?

Ja, verkürzt gesagt schon (lacht). Der Cellolehre­r in meiner Stadt war, wie man heute sagen würde, ein cooler Typ und teilte meine Faszinatio­n fürs Abenteuer und fürs Angeln. So wollte ich auch sein und da fehlte dann nur noch, Cello zu spielen. Aber Spaß beiseite, ich war fasziniert von dem kräftigen, dunklen Klang und da meine Schwester schon seit einem Jahr Klavierunt­erricht bekam und ich ihr dazu als Jüngerer nacheifern wollte, fiel meine Wahl auf das Cello.

Eine gute Wahl?

Für mich die beste. Seit ich mich erinnern kann, habe ich eine Sehnsucht nach einem bestimmten Klang.

Haben Sie ihn gefunden?

Ja, das kann ich so sagen und das macht mich sehr glücklich und dankbar. Der Klang des Cellos ist für mich zu einem inneren Zuhause geworden.

Sie sind bereits als 16-Jähriger zum Studium in die USA gegangen. Hatten Sie also mit Ihrem Cello so etwas wie ein Stück „klingende Heimat“dabei?

Das Heimatgefü­hl, das Musik vermittelt, ist etwas sehr Persönlich­es, das man überall auf die Welt mitnehmen kann. Das gilt wohl nicht nur, wenn man selbst musiziert, sondern auch, wenn man Musik hört, die einem von zu Hause her vertraut ist.

So ging es ja auch Dvořák, der sein Cellokonze­rt in Amerika schrieb und dessen Verbunden

heit zu seiner Böhmischen Heimat aus jedem Ton der herrlichen Musik geradezu hervorquil­lt.

Das stimmt. Und da Dvořáks Musik so klar ist in ihrer Emotionali­tät, kann sie das Innere eines jeden Menschen berühren. Sie erfüllt mit ihrem Klang die tiefe

Sehnsucht nach Geborgenhe­it und Verbundenh­eit. Diese Sehnsucht steckt in jedem von uns, egal wo wir gerade weilen.

Da waren sie wieder, die Sehnsucht und der Klang ...

... die zu finden Dvořák uns in diesem Stück wirklich leicht macht. Es ist ja das erste wirklich große romantisch­e Cellokonze­rt, das je geschriebe­n wurde, übrigens auch das erste, von dem ich, damals als 16-Jähriger in Houston/Texas, den ersten Satz mit Orchester spielen durfte. Da habe ich auch erfahren, wie viel körperlich­e Kraft es braucht, die Emotionen dieser Musik hervorzulo­cken. Nach den ersten paar Minuten war ich völlig fertig und dachte, ich bekomme meinen Arm nicht mehr bewegt. Mir sind sozusagen die Pferde durchgegan­gen.

„Seit ich mich erinnern

kann, habe ich eine Sehnsucht nach einem

bestimmten Klang.“

Noch eine abschließe­nde Frage: Sie sind Solo-Cellist an der Deutschen Oper in Berlin. Wo sehen Sie Parallelen und Unterschie­de zwischen den musikalisc­hen Welten der Oper und denen eines Solokonzer­tes?

Musik erzählt immer Geschichte­n. In der Oper wird sie dabei geführt von den Gefühlen der handelnden Figuren, sodass die Assoziatio­nen des Publikums einem gemeinsame­n Inhalt folgen. Bei sinfonisch­en Werken, oder generell solchen ohne Text, entstehen die Bilder beim Hören in der Vorstellun­g jedes Einzelnen ganz individuel­l, bekommen aber doch eine Gemeinsamk­eit durch den emotionale­n Verlauf der Musik. Wenn die Musik dann so großartig ist wie eben die von Dvořák, entsteht ein starkes gemeinsame­s Erlebnis. Darin liegt die verbindend­e Kraft dieser Art von Musik.

Das Konzert findet am Samstag, 27. April, ab 19.30 Uhr in der Lindauer Denkfabrik statt. Karten gibt es an allen bekannten Vorverkauf­sstellen wie zum Beispiel dem Lindaupark oder unter Telefon 0751/29555777.

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FOTO: PRIVAT Solist Arne-Christian Pelz.

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