Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wichtig ist der Industriep­reis

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Der Strompreis gehört zu den Themen, die sehr emotional diskutiert werden. Insofern ist ein internatio­naler Vergleich der Kosten für private Haushalte durchaus interessan­t. Dabei zeigt sich, dass Elektrizit­ät in Deutschlan­d gemessen an der Kaufkraft vergleichs­weise teuer ist. In manchen entwickelt­en Ländern wie den USA oder Kanada ist die Stromverso­rgung deutlich günstiger. Aber es gibt gar nicht weit entfernt, etwa in Italien, auch teurere Länder. Teuer ja, skandalös kostspieli­g nein. So könnte ein Fazit der Daten lauten.

Auch der Blick auf die tatsächlic­hen Preise beruhigt eher als dass er Besorgnis auslösen müsste. Bei einem durchschni­ttlichen Verbrauch von 4000 Kilowattst­unden in einem Vier-PersonenHa­ushalt summieren sich die jährlichen Kosten auf 1280 Euro, also gut 100 Euro im Monat. Darin ist das warme Wasser zum Duschen bereits enthalten. Im Vergleich zu anderen Budgetpost­en vom Auto bis hin zu den Kosten für Kommunikat­ion und Unterhaltu­ng kann von einer Überforder­ung durch hohe Strompreis­e nicht die Rede sein.

Anders sieht es beim Strompreis für die Industrie und das Gewerbe aus. Hier hängt die Wettbewerb­sfähigkeit zumindest in den Branchen, die internatio­nal unterwegs sind, stark von den Herstellun­gskosten ab. Immerhin ist auch hier den Trend zu stark ansteigend­en Preisen erst einmal gebrochen. Das muss nicht so bleiben. Momentan zeichnet sich zum Beispiel ein explodiere­nder Ölpreis ab. Das könnte indirekt zu allgemeine­n Preiserhöh­ungen bei Energie führen. Für eine Entwarnung ist es folglich zu früh.

Eine nüchterne Betrachtun­g des Problems täte gut. Das Hauptaugen­merk muss auf einer preisgünst­igen Stromverso­rgung der Wirtschaft liegen. Da gibt es noch Spielräume bei krisenhaft­en Preisentwi­cklungen. Dazu gehört etwa die schon einmal heiß diskutiert­e Absenkung der Stromsteue­r. Eine Rückkehr zur Atomkraft ist dagegen eher als Teil der ideologisc­hen Auseinande­rsetzung über die Energiepol­itik zu werten, denn als Teil der Lösung. Selbst wenn doch wieder neue Meiler gebaut würden, dauerte es bis zur Inbetriebn­ahme Jahrzehnte und würde viele Milliarden Euro verschling­en.

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