Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Mahnende Worte bei Zeppelin-Gala im GZH
Ex-Außenminister Gabriel setzt auf EU - Konzern feiert 70 Jahre Zusammenarbeit mit Caterpillar
- Mit einer großen Gala im GZH hat die Zeppelin GmbH die seit 70 Jahren praktizierte Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Caterpillar gefeiert. Rund 700 Zeppeliner, CaterpillarMitarbeiter und Kunden ließen sich von TV-Moderatorin Esther Sedlacek durch den Freitag führen und lauschten am Ende Stargast Sasha.
Nur Festredner Sigmar Gabriel trübte die Laune ein wenig: Der ehemalige Bundesaußenminister und Ex-SPD-Chef zeichnete in seinem Vortrag ein eher düsteres Bild der weltpolitischen Lage.
Am Anfang stand ein Zufall, berichtete Fred Cordes, in der Zeppelin-Geschäftsführung verantwortlich für das Baumaschinengeschäft. Von den Folgen des Krieges arg gebeutelt, versuchte Zeppelin im Jahr 1954, einen selbst konstruierten Werkstattwagen auf dem Genfer Autosalon an den Mann zu bringen.
Das misslang zwar, einem Caterpillar-Manager aber gefiel offenbar die Tatkraft der Häfler. Wenig später wurde ein erster Händler-Vertrag unterzeichnet. Heute verkauft und wartet Zeppelin Produkte des weltgrößten Baumaschinenherstellers in elf Ländern in Europa und Asien.
Eine „dynamische Beziehung, die von gegenseitigem Vertrauen geprägt ist“und immer den Kunden im Blick habe, nannte Caterpillar-Vorstand Bob de Lange die sieben Jahrzehnte währende Verbindung. Heute sei Zeppelin „einer der größten und erfolgreichsten Händler“weltweit. Über 10.000 Mitarbeiter erwirtschafteten 2023 einen Umsatz von 3,9 Milliarden Euro in 26 Ländern.
Im Gespräch mit Esther Sedlaczek sagte Zeppelin-Chef Peter Gerstmann, dass ein klares Rollenverständnis mit eindeutiger Kompetenzverteilung zwischen Hersteller und Händler für den Erfolg entscheidend sei. Friedrichshafens
Oberbürgermeister Andreas Brand, der dem Zeppelin-Aufsichtsrat vorsitzt, sagte, dass die kommunale Stiftung, die der Zeppelin gehört, „verantwortungsbewusst, nachhaltig und wertsteigernd“mit ihrem Vermögen und ihren Unternehmen umgehe.
Zuvor hatte Sigmar Gabriel einen sehr nüchternen und wenig optimistischen Blick auf die weltpolitische Lage geworfen. Die
Achse der Macht habe sich vom Atlantik in den Indo-Pazifik verschoben.
Die globale Ordnung, „wie wir sie kennen“, mit den USA als Weltpolizist existiere nicht mehr, auch weil die Vereinigten Staaten mehr als bisher auf ihren eigenen Vorteil blickten. Zudem lehnten immer mehr Länder des Südens die Führungsrolle des Westens ab. Schon aufgrund der Tatsache,
dass 40 Prozent unserer Exporte in die EU gehen, sei es im deutschen Interesse, die Europäische Union zu stärken. Gabriel sprach sich für höhere Verteidigungsausgaben, eine gemeinsame Sicherheitspolitik und einen gemeinsamen europäischen Sicherheitsrat aus. Gabriel referierte fast eine Stunde lang, ohne Manuskript, aber fakten- und anekdotenreich. Besonderen Applaus erhielt
der Sozialdemokrat aus den Reihen der Vertreter der Bauindustrie für den Satz: „Wohlstand muss man erst erarbeiten, bevor man ihn verteilen kann.“
Die eher düsteren Einschätzungen des Ex-Politikers trübten die Feierlaune der rund 700 Gäste im festlich geschmückten GZH aber nicht nachhaltig. Der Tag klang mit einem Auftritt des Pop- und Rockabilly-Sängers Sasha aus.