Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Masern-Impfung schützt auch vor anderen Krankheite­n

Herdenimmu­nität gegenüber anderen Keimen

- Von Lisa Krassuski

(dpa) - Die Masern-Impfung schützt wahrschein­lich auch vor anderen Erkrankung­en. Zu diesem Schluss kommen Forscher in einem Beitrag für das Fachmagazi­n „Science“. Denn das Masern-Virus schwächt das Immunsyste­m auch noch lange nach einer Erkrankung – und macht die Betroffene­n so anfälliger für andere Infektione­n.

Die Einführung der Masern-Impfung vor rund 50 Jahren hatte zu einer deutlichen Abnahme der Kinderster­blichkeit geführt. Mit der Verhinderu­ng von Masern-Infektione­n allein ließ sich dies nicht erklären. Studien hätten schließlic­h gezeigt, dass das Virus das Immunsyste­m langfristi­g schwächt, erklären die Forscher um Michael Mina von der US-Universitä­t Princeton. Eine mögliche Ursache ist demnach, dass wichtige Immunzelle­n – die Lymphozyte­n – nach der Infektion zwar auf die Bekämpfung des Masern-Virus eingestell­t sind, bei der Abwehr anderer Keime aber fehlen. Mina und seine Kollegen prüften nun, ob und wie lange sich dieser Effekt in der Be- völkerung nachweisen lässt. Dafür analysiert­en sie Gesundheit­sdaten aus England, Wales, Dänemark und den USA vor und nach der Einführung der Masern-Impfung.

Die Auswertung ergab, dass die Sterblichk­eit durch andere Infektione­n eng an das Vorkommen von Masern gekoppelt war – und zwar über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren nach einer Masern-Erkrankung.

Die Masern-Impfung führe nicht nur zu einer Herdenimmu­nität gegenüber diesem Virus, sondern auch gegenüber anderen Keimen, schlussfol­gern die Forscher. Von Herdenimmu­nität spricht man, wenn sich eine Krankheit in der Bevölkerun­g nicht ausbreiten kann, weil sehr viele Menschen gegen den Erreger immun sind, etwa aufgrund einer breit eingeführt­en Impfung. Das Masern-Virus wird per Tröpfcheni­nfektion übertragen. Typisch sind die rotbraunen Hautflecke­n. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO will die Masern bis 2020 weltweit eliminiere­n. In Berlin wurden seit Oktober 2014 etwa 1200 Masern-Fälle erfasst. ein Junge starb an den Folgen der Masern-Erkrankung.

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