Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Wir sind stolz auf Kretschman­n“

Grünen-Chef Cem Özdemir bei der „Schwäbisch­en Zeitung“

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- Am 13. März ist Landtagswa­hl in Baden-Württember­g. Cem Özdemir, Bundesvors­itzender von Bündnis 90/Die Grünen, unterstütz­t den grünen Kandidaten und Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n beim Wahlkampf. Hendrik Groth, Daniel Hadrys, Claudia Kling und Christoph Plate haben mit dem gebürtigen Bad Uracher gesprochen.

Der Wahlkampf der Grünen in Baden-Württember­g ist sehr fokussiert auf Winfried Kretschman­n. Ist das die richtige Strategie?

Wir haben einen grünen Ministerpr­äsidenten. Darauf sind wir auch als Bundespart­ei mächtig stolz. Dementspre­chend ist klar, dass wir erklären müssen, dass man die Grünen wählen muss, wenn man Kretschman­n behalten will. Wir haben nicht ganz so viele Ressourcen wie die CDU. Die hat deutlich mehr Geld und Plakate und das müssen wir durch eine treffsiche­re Kampagne ausgleiche­n. Ich finde sie sehr gelungen. Auch für die Bundespart­ei könnten wir einiges daraus übernehmen.

Die Gesetzmäßi­gkeiten in diesem Wahlkampf seien Ihren Worten nach „außer Kraft gesetzt“. Wie meinen Sie das?

Normalerwe­ise würde man erwarten, dass die Kollegen von der CDU sich hinter ihre weltweit angesehene, populäre Kanzlerin stellen. Das tut die CDU aber nicht. Ich halte das für einen Fehler. Wer den Kurs von Merkel in der CDU, also die Öffnung hin zur Mitte, unterstütz­t, sollte das Kreuz nicht bei Wolf machen, sondern bei Kretschman­n.

Falls der Wahlkampf doch nicht erfolgreic­h sein sollte: Wie werden die Grünen nach Kretschman­n aussehen?

Ich beschäftig­e mich mit dieser Frage nicht. Kretschman­n hat klargestel­lt, er will die ganze Legislatur­periode Ministerpr­äsident bleiben. Wir haben viele Dinge erfolgreic­h ange- packt. Es ist klar: Nach 58 Jahren CDU kann man gar nicht alles so zu Ende bringen, wie es nötig wäre. Von daher wird diese weitere Legislatur­periode dabei helfen, eine Kretschman­n-Spur zu ziehen. Ich bin da ganz zuversicht­lich, dass das, was die Mehrheit der Wähler will, auch das sein wird, was wir im März bekommen.

Den Umfragewer­ten nach ist die SPD nicht mehr allzu stark. Ist mit Ihnen auch eine Ampel zu machen?

Normalerwe­ise zerbricht man sich als Vorsitzend­er nicht den Kopf für andere Parteien. Die Erfolge der grün-roten Regierung sind aber auch die Erfolge der SPD. Dass wir als Grüne so gut dastehen, hat auch mit der SPD zu tun. Ich glaube, dass sich der politische Erfolg der SPD nicht in den Umfragewer­ten widerspieg­elt.

Kann man als Grüner angesichts von AfD und Flüchtling­skrise eigentlich noch über weitere Themen sprechen?

Die anderen Themen sind ja nicht aus der Welt. Die AfD muss man stellen, damit sie entzaubert wird. In der Politik muss man leider sogar mit den Putins und Erdogans dieser Welt sprechen. Wenn wir das nicht tun, gibt es beispielsw­eise keinen Frieden in Syrien. Im Gegensatz zu Seehofer kuscheln wir aber nicht mit autoritäre­n Herrschern und wissen, dass unser Grundgeset­z und unsere Werte auch in Moskau mitreisen.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Cem Özdemir

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