Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Klarer Blick fehlt
Zum Artikel „ Russlanddeutsche Proteste“( 26.1.): Seit Wochen ist das Thema Flüchtlinge in den Medien ganz groß. Dabei sehe ich mit Betroffenheit, dass Vorbehalte gegen Geflüchtete wachsen. Vor allem seit den Kölner Ereignissen in der Silvesternacht werden die Ressentiments immer stärker. Nun ist das Flüchtlingsproblem sicher nicht einfach zu lösen und einmal entworfene Konzepte müssen überdacht werden, aber bei all den Diskussionen fehlt mir der klare Blick auf die Realitäten. Man muss doch auch die Verhältnismäßigkeit sehen. Wie viele Flüchtlinge gibt es bei uns? Und wie viele sind davon straffällig geworden? Das ist eine sehr geringe Zahl im Vergleich zu den vielen Menschen, die bei uns Zuflucht suchen. Die meisten freuen sich einfach nur, in Sicherheit zu sein und sind durchaus gewillt, sich einzugliedern. Es erschreckt mich, dass rund 4500 Menschen sich von einer zwielichtigen Internetplattform mobil machen lassen, pauschal gegen Asylanten zu demonstrieren. Auch haben wir hier in Deutschland rechtsstaatliche Regeln, nach denen gegen Straffällige vorgegangen wird. Es geht nicht um Selbstjustiz. Wer so etwas glaubt, hat die Regeln der Demokratie nicht verstanden und die gehören zu den Grundwerten, die wir uns gewiss nicht nehmen lassen wollen. Eine Verallgemeinerung, die an Hetze grenzt und in eine pauschale Ablehnung aller Geflüchteten mündet, sollten wir alle ablehnen.
Friedrichshafen
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