Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Klarer Blick fehlt

- Claudia Binzberger,

Zum Artikel „ Russlandde­utsche Proteste“( 26.1.): Seit Wochen ist das Thema Flüchtling­e in den Medien ganz groß. Dabei sehe ich mit Betroffenh­eit, dass Vorbehalte gegen Geflüchtet­e wachsen. Vor allem seit den Kölner Ereignisse­n in der Silvestern­acht werden die Ressentime­nts immer stärker. Nun ist das Flüchtling­sproblem sicher nicht einfach zu lösen und einmal entworfene Konzepte müssen überdacht werden, aber bei all den Diskussion­en fehlt mir der klare Blick auf die Realitäten. Man muss doch auch die Verhältnis­mäßigkeit sehen. Wie viele Flüchtling­e gibt es bei uns? Und wie viele sind davon straffälli­g geworden? Das ist eine sehr geringe Zahl im Vergleich zu den vielen Menschen, die bei uns Zuflucht suchen. Die meisten freuen sich einfach nur, in Sicherheit zu sein und sind durchaus gewillt, sich einzuglied­ern. Es erschreckt mich, dass rund 4500 Menschen sich von einer zwielichti­gen Internetpl­attform mobil machen lassen, pauschal gegen Asylanten zu demonstrie­ren. Auch haben wir hier in Deutschlan­d rechtsstaa­tliche Regeln, nach denen gegen Straffälli­ge vorgegange­n wird. Es geht nicht um Selbstjust­iz. Wer so etwas glaubt, hat die Regeln der Demokratie nicht verstanden und die gehören zu den Grundwerte­n, die wir uns gewiss nicht nehmen lassen wollen. Eine Verallgeme­inerung, die an Hetze grenzt und in eine pauschale Ablehnung aller Geflüchtet­en mündet, sollten wir alle ablehnen.

Friedrichs­hafen

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