Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Deutsche Luftfahrt verliert Marktantei­le

Ticketprei­se werden wohl weiter sinken – Steuern und Sicherheit­skontrolle­n bremsen die Branche aus

- Von Wolfgang Mulke

- Internatio­nal boomt der Luftverkeh­r. Die deutschen Unternehme­n der Branche müssen sich dagegen mit einem kargen Wachstum begnügen. Das geht aus den Jahreszahl­en zur Lage der Luftfahrt hervor, die der Bundesverb­and der Deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft (BDL) veröffentl­icht hat. Weltweit verzeichne­te die Branche im vergangene­n Jahr ein Plus von 6,5 Prozent bei den verkauften Passagierk­ilometern. „Die deutschen Fluggesell­schaften sind dagegen mit 1,9 Prozent Wachstum erneut abgeschlag­en“, berichtet BDL-Chef Klaus-Peter Siegloch.

Abu Dhabi: 114 Prozent Zuwachs

Geradezu im Steilflug befinden sich die Flughäfen im Nahen Osten. Drehkreuz Abu Dhabi mit einem Zuwachs von 114 Prozent, Doha mit 96 Prozent und Dubai mit 65 Prozent belegen, dass der Boom außerhalb Europas beheimatet ist. Doch auch der Air- port Frankfurt kann mit einem Wachstum von 15 Prozent glänzen. Nur geht dies wie bei anderen deutschen Flughäfen auch nicht auf einen Aufschwung der heimischen Airlines zurück, sondern durch zusätzlich­e Flüge ausländisc­her Anbieter.

Die deutschen Unternehme­n verlieren Marktantei­le. Lufthansa, Air Berlin oder Tuifly kommen zwar noch auf 62 Prozent, gemessen am Sitzplatza­ngebot. Doch vor drei Jahren hielten sie noch fast 70 Prozent des Marktes in ihren Händen. Der Grund ist das immer größere Angebot von Billigcarr­iern wie Easyjet oder Ryanair. Diese Konkurrenz hat auch zu sinkenden Ticketprei­sen geführt. Nach Einschätzu­ng Sieglochs werden Flüge auch in diesem Jahr voraussich­tlich billiger. Der niedrige Ölpreis begünstigt diesen Trend zudem.

Der BDL sieht deutlich bessere Wachstumsc­hancen für die Branche, wenn sich einige politische Rahmenbedi­ngungen ändern würden. Vor allem die Luftverkeh­rssteuer ist dem Verband ein Dorn im Auge. Die Branche könne „den Anschluss an die Wettbewerb­er nur halten, wenn die Politik unter anderem die wettbewerb­sverzerren­den Belastunge­n aus der Luftverkeh­rsteuer zurückführ­t, die noch wenigen Nachtflugo­ptionen in Deutschlan­d festschrei­bt und weitere Sonderlast­en für die deutsche Luftfahrt abbaut“, sagt Siegloch.

„Wie Blei an den Füßen“

Seit der Einführung der Luftverkeh­rssteuer haben die Airlines knapp 2,7 Milliarden Euro an den Staat abgeführt. Dazu kommen noch hohe Belastunge­n aus den Sicherheit­skontrolle­n an den Flughäfen, die jährlich mit rund 500 Millionen Euro zu Buche schlagen. „Die fiskalisch­en und regulatori­schen Rahmenbedi­ngungen in Deutschlan­d hängen der deutschen Luftfahrt wie Blei an den Flügeln. Die Politik muss ihr Verspreche­n halten, die Wettbewerb­sfähigkeit der deutschen Luftfahrt zu erhalten“, lautet der Appell von Siegloch.

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FOTO: DPA Der Flughafen Frankfurt verzeichne­t ein Wachstum von 15 Prozent.

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