Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Deutsche Luftfahrt verliert Marktanteile
Ticketpreise werden wohl weiter sinken – Steuern und Sicherheitskontrollen bremsen die Branche aus
- International boomt der Luftverkehr. Die deutschen Unternehmen der Branche müssen sich dagegen mit einem kargen Wachstum begnügen. Das geht aus den Jahreszahlen zur Lage der Luftfahrt hervor, die der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) veröffentlicht hat. Weltweit verzeichnete die Branche im vergangenen Jahr ein Plus von 6,5 Prozent bei den verkauften Passagierkilometern. „Die deutschen Fluggesellschaften sind dagegen mit 1,9 Prozent Wachstum erneut abgeschlagen“, berichtet BDL-Chef Klaus-Peter Siegloch.
Abu Dhabi: 114 Prozent Zuwachs
Geradezu im Steilflug befinden sich die Flughäfen im Nahen Osten. Drehkreuz Abu Dhabi mit einem Zuwachs von 114 Prozent, Doha mit 96 Prozent und Dubai mit 65 Prozent belegen, dass der Boom außerhalb Europas beheimatet ist. Doch auch der Air- port Frankfurt kann mit einem Wachstum von 15 Prozent glänzen. Nur geht dies wie bei anderen deutschen Flughäfen auch nicht auf einen Aufschwung der heimischen Airlines zurück, sondern durch zusätzliche Flüge ausländischer Anbieter.
Die deutschen Unternehmen verlieren Marktanteile. Lufthansa, Air Berlin oder Tuifly kommen zwar noch auf 62 Prozent, gemessen am Sitzplatzangebot. Doch vor drei Jahren hielten sie noch fast 70 Prozent des Marktes in ihren Händen. Der Grund ist das immer größere Angebot von Billigcarriern wie Easyjet oder Ryanair. Diese Konkurrenz hat auch zu sinkenden Ticketpreisen geführt. Nach Einschätzung Sieglochs werden Flüge auch in diesem Jahr voraussichtlich billiger. Der niedrige Ölpreis begünstigt diesen Trend zudem.
Der BDL sieht deutlich bessere Wachstumschancen für die Branche, wenn sich einige politische Rahmenbedingungen ändern würden. Vor allem die Luftverkehrssteuer ist dem Verband ein Dorn im Auge. Die Branche könne „den Anschluss an die Wettbewerber nur halten, wenn die Politik unter anderem die wettbewerbsverzerrenden Belastungen aus der Luftverkehrsteuer zurückführt, die noch wenigen Nachtflugoptionen in Deutschland festschreibt und weitere Sonderlasten für die deutsche Luftfahrt abbaut“, sagt Siegloch.
„Wie Blei an den Füßen“
Seit der Einführung der Luftverkehrssteuer haben die Airlines knapp 2,7 Milliarden Euro an den Staat abgeführt. Dazu kommen noch hohe Belastungen aus den Sicherheitskontrollen an den Flughäfen, die jährlich mit rund 500 Millionen Euro zu Buche schlagen. „Die fiskalischen und regulatorischen Rahmenbedingungen in Deutschland hängen der deutschen Luftfahrt wie Blei an den Flügeln. Die Politik muss ihr Versprechen halten, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luftfahrt zu erhalten“, lautet der Appell von Siegloch.