Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Niedeckens BAP rockt immer noch
er ein Lied über die Entstehung seines eigenen Liedes schreibt, ist entweder größenwahnsinnig – oder er gehört zu den ganz Großen. Wolfgang Niedecken, Kopf, Herz und Chef der kölschen Rockband BAP, ist Letzteres, und sein Evergreen „Verdamp lang her“gehört sicher in die Hall of Fame der deutschen Rocksongs. Schon deshalb ist die Nummer „Et ess lang her“vom 18. BAP-Studio-Album „Lebenslänglich“mitnichten peinlich, sondern ein leiser Blick zurück auf eine wichtige Etappe in der 40-jährigen Geschichte der Band.
Überhaupt kommt die Platte mit ihren 14 Songs nicht laut, nicht krachend daher, auch wenn Niedecken selbst in „Dä Herrjott meint et joot met mir“feststellt, dass seine Band „immer noch rockt“. Hier ist schließlich ein Mittsechziger am Start, der sich aber nicht auf seinen Lorbeeren ausruht, sondern weiter ausprobiert, auslotet, auf dem Weg ist. Niedeckens kölsche Texte über ganz Privates, die Skurrilitäten des Lebens und politisches „Absurdistan“, seine Heimatstadt oder den ehemaligen BAPDrummer Jürgen Zöller sind stimmig wie eh und je, auch wenn nicht nur Schwaben mehr als einmal hinhören müssen, um sie zu verstehen.
Musikalisch rockt „Lebenslänglich“tatsächlich, leiht sich aber einiges aus in Nordafrika und Nashville, bei kirchlichem Chorgesang und natürlich bei Bob Dylan. Dass Niedeckens BAP sogar ein halbes Lied lang auf Hochdeutsch daherkommt und die kommende Tour angesichts des Alters von Band und Anhängerschaft weitgehend in bestuhlten Sälen stattfindet, wird Puristen stören. Wer wissen will, was Niedecken denen antwortet, die weiterhin gern die 80er-Jahre-Version von BAP hören wollen, dem sei „Die Ballade vom Vollkasko-Desparado“ans Herz gelegt. Und wer BAP 2016 live erleben will, kann das unter anderem am 9. Juni in Neu-Ulm und am 20. Juli in Singen tun. (mh)