Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Dr Schultes mos sich hüsch macha“
Kai Feneberg hat den Rathausschlüssel an die Kräuterhexa und Kräha-Weiber abgegeben
(son) - Auch in Achstetten hat Bürgermeister Kai Feneberg nichts dagegen gehabt, den Rathausschlüssel in die Hände von Manuela Wieland, Zunftmeisterin der Kräuterhexa, und Bernd Wörz, Vorstand der Laupheimer Kräha-Weiber, zu legen. „Auf zum Rathaussturm in diesem Jahr, so war der Ruf der Narrenschar“, sprach der Schultes. „Die Gemeinde wollen sie regieren, und ich soll mich nicht so zieren.“
Eigentlich sei es ihm aber recht, denn so lebe es sich auch nicht schlecht. „Die Zunft soll selbst sehen, wie es ist, wenn man sich mit Gesetzen misst. Wenn der Wunsch ist groß und 's Geld ist aus, da schlaf ich dann gemütlich aus“, freut er sich. „Trink auf euch noch eine Flasche und häng den Kittel an die Lasche.“
Zuvor und nach ein paar Tanzrunden mussten sich aber der Bürgermeister und seine Mitarbeiter einer kleinen Schönheitskur unterziehen. Denn, so Manuela Wieland und Bernd Wörz: „Dr Schultes mos sich hüsch macha heit. Mit Beauty ond so andre Sacha.“Eine eigens aufgebaut Wellnessstraße war dafür vorbereitet worden.
Dort wurden Hände und Füße manikürt und mit Nagellack verschönt, Gesichter geschminkt, falsche Wimpern angeklebt, Lockenwickler ins Haar gedreht, und wo das wegen zu kurzer Haare nicht ging, fleißig Haarlack verwendet.
So verschönt wurden die Gestylten in den neuen Dienstfahrzeugen des Rathauses präsentiert, und für den Schultes wurde sogar eigens ein Rollstuhl geleast.
Großzügig ernannte Zunftmeisterin Manuela Wieland, den Rathausschlüssel fest in Händen, Achstetten zur Großen Kreisgemeinde und schenkte den Rathausmitarbeitern einen freien Tag.
(bbr) - Die Käppelespudl und Brunnaweible haben das Zepter im Schwendier Rathaus übernommen, oder präziser gesagt: Sie haben das „Rathaus-Schiff“geentert. Die Gemeindeangestellten entpuppten sich bei der Verteidigung in diesem Jahr als „Leichtmatrosen“, machten sie den Narren die Erstürmung des Amtsgebäudes doch recht leicht. „Wir sitzen ja alle in einem Boot“, war aus den Reihen der Verteidiger zu hören – außerdem hatte man wohl Mitleid mit den Narren, zeigte sich das Wetter doch gemäß deren Motto „Pudel-bätschnass“und dazu noch kalt.
In seinem Amtszimmer erwartete Bürgermeister Günther Karremann den Ansturm der Narrenzunft, schick in eine weiße Kapitänsuniform gekleidet. „Herrgott, hat der heut ein Häs an!“, entfuhr’s da einem Käppelespudl voll Bewunderung.
Zur Melodie des Italo-Schlagers „Marina“sangen die Eroberer dem (Noch-)Rathauschef zunächst ein nachträgliches Ständchen zum 60. Geburtstag. „Hei Günni, d’ Pension, dia isch nun nemme weit“, intonierten sie und überreichten ein Geschenkkörble samt Wellness-Gut- schein. Derart eingelullt schmolz die letzte Gegenwehr Karremanns im Nu dahin. In der von Jutta Bail verfassten und von Zunftmeisterin Michaela Böll vorgetragenen Ansprache wurde dann auch geklärt, wo der vorübergehend abgesetzte Bürgermeister wellnessen soll: in Schwendi selbst. Denn wenn Laupheim jetzt Große Kreisstadt ist, wird Schwendi eben Luftkurort. Schließlich gibt’s hier künftig wohl weder ein Pelletwerk noch eine Garnelenfabrik.
„Was dia Investora aus dem Pelletwerk machat? Jetzt glotzad ihr frei glei – ja, en Wellnesstempel mit allem Schnick-Schnack und tausend scheene Sacha“, erklärte Michaela Böll und machte Karremann gleich mal klar, wie die Wellness auf Schwäbisch aus- sehen soll: „Aber lieber Günni, auf deine Fischla muscht id ganz verzichta – d’r Bademoischder lässt in de Fußbecka dia Knabberfischla ihra Arbeit verrichda.“Na dann ... ob die Narrenzunft Schwendi dieses Programm wohl durchziehen kann? Schließlich muss sie die Regentschaft über das Rathaus schon am Aschermittwoch wieder abgeben.