Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schafft reicht Gemeinderä­ten die Hand

In einer persönlich­en Erklärung nimmt der Riedlinger Bürgermeis­ter Stellung

- Von Bruno Jungwirth

- In der jüngsten Sitzung des Riedlinger Gemeindera­ts hat Bürgermeis­ter Marcus Schafft eine persönlich­e Erklärung abgegeben. Dabei schlug er moderate Töne an. Er verteidigt­e sich und sein Handeln etwa gegen den Vorwurf des Stillstand­s, gestand Fehler bei der Formulieru­ng der Antworten im SZ-Jahresinte­rview ein, aber er mahnte auch mehr Fairness beim Gemeindera­t an. „Streit ist nicht gleichbede­utend mit Entwicklun­g“, sagte Schafft und streckte den Räten anschließe­nd seine Hand aus. Symbolisch, aber auch ganz konkret: Er ging von Gemeindera­t zu Gemeindera­t, um seine Hand zu reichen – die auch keiner ausschlug.

Vor rund drei Wochen war in der Sitzung bei den Haushaltsr­eden heftige Kritik auf Schafft niedergepr­asselt, die in der Rücktritts­forderung gipfelten. Nun, in der Sitzung am Montagaben­d, die sehr moderat verlief, verlas Schafft nun seine Replik. Eigentlich habe er zunächst nicht vorgehabt, sich zu den Vorwürfen zu äußern, betonte er vorab. Doch er habe eine Erwartungs­haltung aus der Bürgerscha­ft angetragen bekommen. Und er sehe auch, dass die Verantwort­ung für die Verwaltung eine Stellungna­hme verlange, weil vielfältig­e pauschale Vorwürfe nicht nur ihn, sondern auch die Verwaltung treffe.

Schafft bedauert, dass seine Antworten im Interview als Pauschalkr­itik am Gemeindera­t aufgefasst worden seien. Das sei so nicht beabsichti­gt gewesen. Er habe in den Antworten vermeiden wollen, einzelne Gemeinderä­te durch namentlich­e Nennung öffentlich anzugreife­n. „Schade, dass sich Mitglieder des Gemeindera­ts als Kollektiv provoziert fühlten. Schieben Sie es auf meine sprachlich­e Unzulängli­chkeit. Das tut mir leid – besonders um der Sache wegen.“

Doch Schafft wies in seiner Stellungna­hme auch geäußerte Kritik zurück. Etwa den Vorwurf des Stillstand­s. „Ja, wir haben in meiner Amtszeit bis dato wenig neue Projekte aufgenomme­n. Mir ist wichtiger, dass mit den Leitbildpr­ozessen zu Standortma­rketing und nachhaltig­er Stadt zeitnah Grundlagen gelegt wurden“, so der Bürgermeis­ter. Er bedauerte hingegen, dass einzelne Projekte des Prozesses dann in Haushaltsv­erhandlung­en nicht beschlosse­n worden seien.

Schafft griff auch noch konkret Vorwürfe auf: So hatte ihm Ulrich Bossler vorgehalte­n, dass er gute Ratschläge eines Ehrenamtli­chen in der Flüchtling­sarbeit nicht angenommen habe. Dabei habe es sich um Vorschläge zur Notfallunt­erbringung von Flüchtling­en seines Amtsvorgän­gers Hans Petermann gehandelt. Dazu sagte Schafft: „Hinweise und Ratschläge nehme ich von jedermann gerne an. Besserwiss­erei und Einmischun­g lasse ich nicht zu.“Und zu weiteren Vorwürfen von Bossler sagte Schafft: „Die Instrument­alisierung meiner Familie finde ich unangemess­en.“

Schafft spielte in seiner Erklärung den Ball auch zurück in den Gemeindera­t und zu dessen Anteil daran, dass es in der Zusammenar­beit nicht rund läuft: Es stehe niemandem zu, über beschlosse­ne Maßnahmen dann Pauschalkr­itik bei ihm oder der Verwaltung abzuladen. Und er sagte auch, dass die Binnenstru­ktur des Rats deutlichen Anteil an der Blockade habe. Er erinnerte an die Klausurtag­ung 2014, als Prioritäte­n gesetzt, aber Beschlosse­nes nicht umgesetzt wurde. Aus dieser Erfahrung zog Schafft für sich die Konsequenz, dass man nächstes Mal die Ergebnisse der Tagung in eine Beschlussf­assung im Gemeindera­t überführen müsste.

Keine Diffamieru­ng

Doch Schafft zeigte sich insgesamt versöhnlic­h. Er respektier­e das politische Mandat der Räte. Er „sei froh“über die beschlosse­ne Mediation, und dass die Fraktionss­precherrun­de wieder aufgenomme­n wurde. „Eintracht baut das Haus, Zwietracht reißt es ein“, so Schafft, ehe er abschließe­nd sagte: „Für die Stadt und ihrer Bürgerwill­en reiche ich Ihnen für mich und in Verantwort­ung für die Verwaltung die Hand zur Zusammenar­beit“– ehe er durch die Reihen ging. Das abschließe­nde Wort dazu blieb Gemeindera­t Jürgen Matzner überlassen: Er hoffe, dass jeder der den Handschlag aufgenomme­n habe dies auch ehrlich meine und alle „künftig auf persönlich­e Diffamieru­ngen verzichten“.

 ?? SZ- FOTO: JUNGWIRTH ?? Bürgermeis­ter Marcus Schafft reichte den Gemeinderä­ten nicht nur symbolisch, sondern auch tatsächlic­h die Hand für eine gute Zusammenar­beit.
SZ- FOTO: JUNGWIRTH Bürgermeis­ter Marcus Schafft reichte den Gemeinderä­ten nicht nur symbolisch, sondern auch tatsächlic­h die Hand für eine gute Zusammenar­beit.

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