Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Wegschauen ist das Schlimmste, was passieren kann“
Die Kampagne „One Billion Rising“soll Gewalt gegen Frauen und Mädchen stoppen –
(cbk) - Weltweit sind ein Drittel aller Frauen im Laufe ihres Lebens von Gewalt betroffen. Im Landkreis Biberach kommen jedes Jahr rund 120 solcher Straftaten zur Anzeige. Doch die Dunkelziffer ist erschreckend hoch. Ein Grund um aufzustehen und Flagge zu zeigen. Am Samstag startete die Kampagne „One Billion Rising – eine Milliarde erhebt sich“im Traumpalast mit einem realitätsnahen Film, der bewegte und für Diskussionen sorgte.
Gewalt geschieht mitten im gut bürgerlichen Umfeld. Im Film hat die Familie Bergmann Zoff mit der pubertierenden Tochter Sarah. Stiefvater Andreas lässt sich provozieren, schlägt zu und setzt eine Gewaltspirale in Gang, obwohl er das eigentlich gar nicht will. Mutter Birgit steht zwischen Mann und Tochter und das gesamte Umfeld nimmt zwar die Verhaltensänderungen von Sarah wahr, geht der Ursache aber nicht auf den Grund.
Nach dem Film „Es ist alles in Ordnung“moderierte VHS-Leiter Werner Szollar die Diskussion und sagte: „Gewalt ist kein Thema, das man unter den Teppich kehren kann.“Hans Bir- kle vom Weißen Ring erklärte die Filmhandlung für realitätsauthentisch und schockierte mit Fakten. Eine Dunkelfeldstudie in Mecklenburg-Vorpommern habe ergeben, dass 98,4 Prozent der Gewaltdelikte gegenüber Frauen nicht angezeigt werden. Ob die Dunkelziffer im Landkreis Biberach ähnlich hoch ist, konnte Günter Mayer von der Kripo in Biberach nicht bestätigen. Dafür sagte er: „Wegschauen ist das Schlimmste, was passieren kann.“Gertraud Koch vom Landratsamt Biberach ging auf die „Vertuschungstaktiken“innerhalb der betroffenen Familien ein und meinte: „Es gibt fast nur Opfer.“Deshalb sei Hilfe von außen so wichtig. Das The- ma Gewalt müsse in die Öffentlichkeit. Dazu eine Bitte aus dem Publikum: Die Polizei soll die häuslichen Gewaltdelikte beim Namen nennen und dafür sorgen, dass unter der Rubrik „Polizeiberichte“regelmäßig in der Zeitung berichtet wird.
Tanzaktion am 14. Februar in Biberach
Andere sehen in der Kampagne „One Billion Rising“die Gelegenheit, Aufklärungsarbeit zu leisten. Einen Vorgeschmack auf die weltweite Tanzdemonstration für ein Ende der Gewalt gegen Frauen gab es zum Abschluss der Auftaktveranstaltung im Foyer des Kinos „Traumpalast“. Die Tanztrainerinnen Bettina Löhle und Erika Herrmann zeigten den Kampagnetanz, animierten zum Mittanzen und hoffen jetzt auf viele Mittänzerinnen am 14. Februar auf dem Marktplatz in Biberach.