Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Warmlaufen für die große Sportdebatte
Ulm investiert 650 000 Euro in einen Fußballplatz, doch die dicken Brocken stehen aus
- Der Kunstrasenplatz bei der Jahnhalle in der Friedrichsau ist arg ramponiert. Er ist auch schon 15 Jahre alt und muss einiges aushalten. Vor allem die Fußballer des SSV Ulm trainieren dort regelmäßig, und auch für den Spielbetrieb der Jugendmannschaften ist er wichtig. Außerdem kicken dort Ulmer Schüler, etwa an Sporttagen oder fürs Sportabitur. Um langfristige Schäden am Unterbau zu vermeiden und die Verletzungsgefahr für die Sportler zu verringern, soll der Platz jetzt runderneuert werden. Das hat der Bauausschuss des Ulmer Gemeinderats einstimmig beschlossen.
Die Gesamtkosten dafür belaufen sich auf stolze 650 000 Euro – nicht viel weniger als beispielsweise die Sanierung der Herdbrücke, die demnächst ansteht. Die Sanierung umfasst aber nicht nur den Austausch des kompletten Kunstrasenbelags, sondern eine ganze Reihe weiterer Arbeiten. Beispielsweise werden die Wege auf dem Gelände erneuert und neue Tore angeschafft. Die maroden Treppen an der Stadionstraße werden ausgebessert. Eine Zufahrt für Pflegefahrzeuge wird geschaffen. Die Be- und Entwässerung wird verbessert. Und es werden die Sicherheitsabstände zu Barrieren und Banden vergrößert. Mit Spielfeldmaßen von 91,50 auf 60 Meter ist der Platz dann für den Spielbetrieb des württembergischen Fußballverbands geeignet. Bundesligatauglich ist er nicht. Mitte Mai sollen die Arbeiten beginnen, Mitte Juli sollen sie fertig sein.
„Wir kommen nicht umhin, den Platz zu erneuern. Der ist heruntergewirtschaftet“, sagte Erwin Böck (FWG). Auch die Duschen und Umkleiden müssten dringend saniert werden: „Es ist eine Schande, was wir den auswärtigen Mannschaften da draußen anbieten.“Hans-Walter Roth (CDU) wunderte sich, dass die Folgekosten für einen Kunstrasenplatz bei 68 000 Euro liegen. Doch das sind in erster Linie Abschreibungskosten – die Stadt geht davon aus, dass das Feld spätestens in 15 Jahren wieder kaputt ist. Winfried Walter (CDU) monierte: „Was uns fehlt, ist ein Gesamtkonzept.“Das werde einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen, kündigte Baubürgermeister Tim von Winning an. Die Ergebnisse der Sportentwicklungsplanung werden im zweiten Halbjahr vorgestellt. Ein Termin für die große Sportdebatte im Gemeinderat steht noch nicht fest. Doch klar ist, dass es dann nicht um ein paar Hunderttausend Euro geht, sondern um viele Millionen. Schwerpunktthemen sind Sportangebote, Sportstätten und Sportförderung in Ulm. Es geht somit auch um die Großpro- jekte mehrerer Vereine und die Frage, wie die Stadt damit umgeht. Da wären der Bau einer Sporthalle Ost anstelle der Jahnhalle, der Campus Orange der Basketballer, der Sportpark Jungingen und das Projekt Sportopia der TSG Söflingen. Dagegen ist der Kunstrasenplatz in der Au eine kleine Nummer.