Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Merkel weist Fehler in NSA-Affäre zurück

Kanzlerin will nichts gewusst haben – Geheimdien­stkooperat­ion mit USA wird fortgesetz­t

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(dpa) - Die Überraschu­ng gab es gleich am Anfang: Die Bundeskanz­lerin stellte sich zu Beginn der Vernehmung vor dem NSA-Untersuchu­ngsausschu­ss mit ihrem Mädchennam­en vor. „Mein Name ist Angela Dorothea Kasner“, sagte die 62-Jährige am Donnerstag bei der formellen Frage nach ihren Personalie­n. Danach kam es wie erwartet: Merkel wies eigene Fehler und eine Täuschung der Öffentlich­keit in der Geheimdien­staffäre zurück. Von den Datenaussp­ähungen des Bundesnach­richtendie­nstes (BND) unter Partnersta­aten habe sie erst 2015 erfahren, sagte die CDU-Politikeri­n am Donnerstag in der siebenstün­digen Vernehmung. Heute seien solche Praktiken ausgeschlo­ssen. Opposition und SPD zeigten sich enttäuscht. Sie warfen der damaligen MerkelRegi­erung vor, die Bevölkerun­g vor allem im Bundestags­wahlkampf 2013 in die Irre geführt zu haben.

Als sie in der Hochphase des Skandals um die Spionage des USGeheimdi­ensts NSA gesagt habe: „Ausspähen unter Freunden – das geht gar nicht“, habe sie von der eigenen Spionage des BND nichts gewusst, sagte Merkel als letzte Zeugin nach rund dreijährig­er Beweiserhe­bung in dem Gremium aus. „Ich habe keinerlei Anlass gehabt, dass der Satz bei uns seitens des BND nicht eingehalte­n wurde.“Die Aufsicht über den BND liegt beim Kanzleramt. Merkel betonte, sie halte am fraglichen Satz fest. Reagiert hatte Merkel damit auf den wahrschein­lichen, aber nicht bewiesenen NSA-Lauschangr­iff auf ihr Handy. Von den BND-Praktiken habe sie „nichts gewusst, wissen können“. Man sei später „auf Dinge gestoßen, die gegen diesen Satz verstoßen“.

Die Datenspion­age der NSA war durch Enthüllung­en des Ex-NSAMitarbe­iters Edward Snowden bekannt geworden. Merkel sagte aus, sie habe im Juni 2013 aus den Medien erfahren, dass die NSA „Datensamml­ungsprogra­mme“unterhalte. Nun kündigte sie an, an der geheimdien­stlichen Kooperatio­n mit den USA auch unter dem neuen Präsidente­n Donald Trump festhalten zu wollen.

Aufklärung konnte sie beim Fauxpas mit ihrem Mädchennam­en leisten. Der Grund dafür liege am zweiten Vornamen, sagte Merkel: „Weil ich das Dorothea gemeinhin nur mit meinem Mädchennam­en verwende“, so die Kanzlerin.

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