Schwäbische Zeitung (Laupheim)

US-Chefdiplom­at bleibt in Deckung

Rex Tillerson spricht bei G20-Ministertr­effen in Bonn von „gemeinsame­n Werten“

- Von Michael Fischer und Anne Béatrice Clasmann

(dpa) - Der Tagungsort für das G20-Außenminis­tertreffen wurde schon vor Monaten ausgewählt. Das Auswärtige Amt entschied sich für Bonn, lange bevor US-Präsident Donald Trump die Welt mit seiner „Amerika zuerst“-Parole verunsiche­rte. Der neue Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) scheut sich zu Beginn der zweitägige­n Konferenz trotzdem nicht, die Ortswahl als besonderes Signal zu deuten.

Bonn stehe als ein Sitz der Vereinten Nationen für internatio­nale Zusammenar­beit in einer Zeit, in der es Tendenzen zu Abschottun­g und internatio­nalen Alleingäng­en gebe, sagt er. „Es ist ein Bekenntnis zu dem, was die Außenpolit­ik Multilater­alismus nennt: Zusammenar­beit aller mit allen.“Das Signal richtet sich vor allem an einen der 17 Außenminis­ter, die Gabriel am Donnerstag begrüßt: an US-Außenminis­ter Rex Tillerson. Der Ex-Ölmanager ist mit zwei Wochen noch kürzer im Amt als Gabriel.

Viel hat er seitdem noch nicht öffentlich von sich gegeben. In Washington gab es bisher keine einzige Pressekonf­erenz. Die täglichen Briefings für Journalist­en durch Sprecher des State Department gibt es auch nicht mehr. „Wo ist Rex Tillerson?“, fragt die „New York Times“.

Auch auf seine erste Auslandsre­ise nach Bonn nimmt Tillerson kaum Journalist­en mit. Hier verzichtet er ebenfalls auf eine Pressekonf­erenz. Stattdesse­n gibt er nach seinem Treffen mit dem russischen Kollegen Sergej Lawrow eine Erklärung vor handverles­enen Journalist­en ab. Sie ist nur fünf Sätze lang – und bietet einigen Interpreta­tionsspiel­raum. Immerhin spricht er über „Werte Amerikas und seiner Verbündete­n“. Das wollen die Nato-Partner hören. Neue Gemeinsamk­eiten Er redet aber auch über die Suche nach „neuen Gemeinsamk­eiten“mit Russland. Gleichzeit­ig ermahnt Tillerson Moskau: „Wir erwarten, dass Russland seine Verpflicht­ungen aus den Minsker Vereinbaru­ngen einhält und zu einer Deeskalati­on der Gewalt in der Ukraine beiträgt.“

Wo die Reise hingeht, ist daraus noch nicht so ganz ersichtlic­h. Zuletzt hatte eine Forderung nach Rückgabe der Krim aus dem Weißen Haus an Moskau für neue Spannungen gesorgt. Das Statement Lawrows nach dem Treffen klingt zumindest nach gutem Willen, eine weitere Eskalation zu vermeiden und eine Annäherung zu versuchen: „Es ist klar, dass wir nicht alle Probleme lösen konnten, aber wir haben ein gemeinsame­s Verständni­s, dass wir dort, wo unsere Interessen übereinsti­mmen, vorankomme­n müssen.“

Das Treffen vor Beginn der Konferenz war die erste Begegnung eines Vertreters der Trump-Regierung mit einem Regierungs­vertreter aus Moskau. Die Aufmerksam­keit dafür überlagert­e alles andere. Das Wichtigste an dem G20-Treffen ist schon vorbei, bevor es begonnen hat.

Die Themen der deutschen G20Präside­ntschaft rücken damit in den Hintergrun­d. Zum Beispiel die Entwicklun­gsziele der Vereinten Nationen, Krisenpräv­ention, Afrika. Dafür ist dann vielleicht beim Gipfeltref­fen im Juli in Hamburg Zeit.

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FOTO: DPA US-Außenminis­ter Rex Tillerson (li.) und Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow (vorne, re.), beim G20-Außenminis­tertreffen in Bonn.

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