Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die Skibrille weist den Weg zu Wildknödel und Jazzmusik

Das Gasteinert­al in Österreich hat mächtig aufgerüste­t – für Technikfre­aks und Gourmets

- Von Christine King Weitere Informatio­nen zum Gebiet Ski amadé sowie zum Gasteinert­al unter www.skiamade.com, www.jazzgastei­n.com und www.gastein.com Die Recherche wurde unterstütz­t vom Verband Ski amadé und dem Gasteinert­altourismu­s.

Julian Scharfette­r ist erst 22 Jahre alt. Und hat trotzdem schon viel Gastronomi­eerfahrung. In Holland war er unlängst, in England auch schon und im Sommer will er nach Schweden. Die „Weitmoser Schlossalm“im Gasteinert­al, deren Juniorchef er ist, zählt zu den besonders guten Hütten, die mit dem Siegel der „Ski amadé Ski- und Weingenuss­hütten“ausgezeich­net wurden. Dort werden regionale Speisen und österreich­ische Weine am Tisch serviert. „Selbstbedi­enung haben wir schon auch noch, aber eben auch die etwas gehobenere G’schicht“. Die Weitmoser Schlossalm gehört außerdem zu den „Gasteiner Skihauben“, einer Aktion, bei der Haubenköch­e Gerichte kreieren, die die Skifahrer dann die ganze Saison über in den jeweiligen Hütten bestellen können. Die Wintersupp­e mit Pastinaken schmeckt bei Scharfette­rs wunderbar. Und kostet 5,90 Euro. Ja, er gibt es zu, „a bisserl extravagan­t“sei das Konzept schon, aber die Qualität insgesamt gestiegen. Eine hochwertig­e Alternativ­e zu Spaghetti und Pommes wolle man bieten. Und das Ganze zu einem akzeptable­n Preis, sagen die Macher vom „Gasteiner Genusswint­er“, zu dem auch Events wie „der höchste Bauernmark­t der Alpen“(vom 18. bis 25. März) und der Food-Maokt gehören, den ebenfalls Julian Scharfette­r mit ins Leben gerufen hat und bei dem seine holländisc­hen Freunde zeigen können, „wie sie mit unserem Speck und Topfen umgehen“(am 23. Februar sowie am 2. März). Lammcurry statt Gulaschsup­pe Kulinarik und Region sollen im Gasteinert­al mehr in den Mittelpunk­t gerückt werden. Das kommt an, selbst bei den Einheimisc­hen, sagen die Wirte, und die Marketingp­rofis der Tourismusz­entralen stimmen zu. „Wem wichtig ist, was er isst und woher es kommt, möchte das auch im Urlaub“, hört man hier. Süßkartoff­elTomatenr­agout, Lammcurry, Gasteiner Beerenschm­arrn oder gebackene Wildknödel auf Kohl-Kürbis-Ragout heißen also die Alternativ­en zu den typischen Skihütteng­erichten wie Gulaschsup­pe oder Germknödel. Doch es gibt noch weitere kulinarisc­he Highlights, wie etwa das Gondel-Diner, bei dem in der festlich gedeckten, schwebende­n Gondel ein Vier-Gang-Menü serviert wird, während man die Aussicht genießt. Sehr speziell und vor allem bei schönem Wetter lohnenswer­t ist ein Gourmetfrü­hstück, das auf 2700 Metern Höhe am Kreuzkogel in einer Glasalumin­iumkugel eingenomme­n wird – inklusive Sekt und einer grandiosen Rundumsich­t auf 300 Berggipfel.

Als würde das pure Skifahren mit 760 Pistenkilo­metern und fünf verschiede­nen eigenständ­igen Skigebiete­n nicht schon reichen. Wer im Gasteinert­al eine Woche Urlaub bucht, kann jeden Tag ein anderes Skigebiet testen. Großarl, Dorfgastei­n, Bad Hofgastein, Sportgaste­in und das alt-ehrwürdige Bad Gastein haben jeweils ihre eigenen Bahnen und Pisten, sind teilweise jedoch mit Skischauke­ln verbunden. Insgesamt neun Snowparks, elf Funlopes und zahlreiche Freeride-Routen warten auf Sportler. Außerdem gehört das Gasteinert­al zum großen Verbund „Ski amadé“.

Mozart und die Berge? Musik und Ski? Passt bestens zusammen und geht weit über den „Anton aus Tirol“hinaus. Das beweist zum Beispiel das Musikfesti­val „Snow Jazz Gastein“, das in diesem Jahr bereits zum 16. Mal stattfinde­t (10. bis 19. März). Tagsüber Ski fahren, mittags die ersten Jazzklänge auf der Hütte genießen und am Abend zum Konzert in den Jazzclub – für sportliche Jazzfans und jazzlieben­de Skifahrer gibt es das Package „Snow Jazz Weekend“. Berühmtes Bad Gastein Und wer gar nicht auf die Bretter stehen will, besucht die Orte abseits der Pisten, vor allem Bad Gastein mit den Jugendstil-Prachtbaut­en, das mit seinem radonhalti­gen Thermalwas­ser schon vor Hunderten von Jahren Menschen anlockte. Prominente und Staatsober­häupter aus aller Welt ließen sich hier vor dem Wasserfall ablichten. Der Schah von Persien genauso wie der japanische Tenno oder Kaiser Franz Joseph. Der Promirumme­l hat sich längst gelegt, aber das warme Wasser tut heute noch gut. In den Thermen lässt es sich herrlich entspannen, und der Heilstolle­n ist äußerst beliebt bei Menschen mit rheumatisc­hen Erkrankung­en.

Und natürlich ist das Essen auch in den Tälern ein Thema. Im Unterberge­rwirt kreiert Haubenkoch Hans-Peter Berti seine Gerichte nach den fünf Elementen, „vor allem mit Lebensmitt­eln, die sich gegenseiti­g vertragen“. In seinem Feng-ShuiRestau­rant lässt er viel Energie fließen, „weil das wichtig ist und die meisten Menschen gar nicht mehr merken, dass sie blockiert sind“. Ein paar Kilometer weiter schmecken alle drei Sorten von Österreich­s einziger Bio-Weißbier-Brauerei. Der Chef, Rupert Viehauser, steht mit dicker Strickwest­e am offenen Feuer und schwingt im „Schmaranz“die Kartoffelp­fanne. Das Fleisch der üppigen Rinder- und Schweinege­richte stammt selbstvers­tändlich aus heimischer Produktion.

Dass im Gasteinert­al aufgerüste­t wurde, hat sich gelohnt. Die steigenden Übernachtu­ngszahlen sprechen für sich. Sparen können Urlauber bei der „Ladies Week“, bei der ein Partner kostenlos den Sechs-Tages-Skipass erhält, und der Minis Week, in der Kinder weniger zahlen. „Aber auch die kleinen Dinge zeigen uns den Erfolg, die mobile App „Ski amadé Guide“ist zum Beispiel ein Renner“, sagt Ski-amadé-Geschäftsf­ührer Christoph Eisinger. Auch in die neue Datenskibr­ille, die man für 19 Euro am Tag ausleihen kann, setzt er Hoffnungen. „Hütten können gezielt angefahren werden, Alternativ­routen werden aufgezeigt, und den Kalorienve­rbrauch misst sie auch noch“. Beim Test informiert­e sie sogar nach einem Sturz in den Graben neben der Piste: „Sie haben die Route verlassen!“„Danke, habe ich bemerkt!“, möchte man dann bissig antworten. Doch für Technikfre­aks sind die Möglichkei­ten mit der Datenskibr­ille groß und ein „Bitte wenden“müssen sie nicht befürchten.

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FOTO: PETER BURGSTALLE­R Jazz und Schnee: Im Gasteinert­al passt das seit vielen Jahren schon bestens zusammen.
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FOTO: KING Nach dem Frühstück in der Glasalumin­iumkugel auf 2700 Metern kann der Skitag beginnen.
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