Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der Tanz der Teufel

Auf Mallorca erinnert das Fest des heiligen Antonius an satanische Versuchung­en

- Von Patrick Schirmer Sastre

(dpa) - Eben noch hatten sie draußen mit zwei Teufeln getanzt. Jetzt stehen Hunderte Menschen in einer Kapelle im Dorf Artà auf Mallorca und besingen, begleitet vom Musikverei­n, ganz christlich das Leben des heiligen Antonius. Immer am 16. Januar feiern die Menschen in einigen Dörfern in das Fest „Sant Antoni“(am 17. Januar) hinein – zwischen religiöser Verehrung und gruseligen Fiestas samt Feuer, Musik und Dämonen. Das kuriose Fest – eines der wichtigste­n Mallorcas – lockt mittlerwei­le auch viele Touristen an.

Petra Schmitz ist eigens aus der Eifel nach Artà im Nordosten der Insel gereist – so wie bereits in den vergangene­n Jahren. „So ganz verstehe ich das Fest immer noch nicht“, sagt sie. „Aber mich fasziniere­n die Musik und natürlich auch die Teufel.“

Andere, wie der 15-jährige Simon Torwie, der als Sohn deutscher Eltern auf Mallorca aufgewachs­en ist, freuen sich schon von früh morgens an auf das Spektakel. „Ich bin heute extra um sieben Uhr aufgestand­en“, erzählt er. Auf das Fest könne er einfach nicht verzichten, so der Schüler.

Woher kommt die teuflische Tradition? Der heilige Antonius lebte im dritten Jahrhunder­t in Ägypten. Er stammte aus reichem Haus, soll der Legende nach aber im Alter von etwa 20 Jahren sein Hab und Gut verkauft haben und in die Wüste gezogen sein. In seiner Einsiedele­i erschien ihm mehrmals Satan, der ihn peinigte und in Versuchung führen wollte. Renaissanc­e-Maler Hieronymus Bosch verewigte diese Szenen meisterhaf­t in seinem Gemälde „Die Versuchung­en des heiligen Antonius“.

Auf Mallorca wollen die Feste an die Standhafti­gkeit des Einsiedler­s erinnern. Jedes Dorf hat seine eigenen „dimonis“, wie die Teufel auf Katalanisc­h heißen, mit speziellen Masken und Kostümen. Im Dorf San Pobla im Norden der Insel tanzen die Teufel um einen Mann in brauner Kutte mit weißem Bart – den heiligen Antonius – und versuchen ihn auch heute noch zu locken. Vergeblich: Er bleibt standhaft.

Manolo Sánchez ist seit 25 Jahren „dimoni“in Sa Pobla. „Die Begeisteru­ng, die ich schon als Kind für die Teufel hatte, hat nie nachgelass­en“, sagt der 55-Jährige hinter seiner schwarzen Maske aus der zwei Hörner ragen. Die schwarzen Teufel seien „wilder und frecher“und stachelten die Menschenme­nge dadurch mehr an als ihre rot gekleidete­n Kollegen, die überwiegen­d am Tanz interessie­rt seien, sagt Sánchez. Licht-Show und Feuerwerk In Sa Pobla ist die Fiesta seit 1365 dokumentie­rt. Dennoch wirkt sie alles andere als altbacken: Dicht gedrängt stehen die Menschen an der zentralen Plaça Major, um den Tanz der Teufel zu sehen, begleitet von einer Kapelle aus Bläsern, Trommlern und dem traditione­llen Instrument namens Ximbomba. Danach gibt es eine Licht-Show samt Feuerwerk. Fast wirkt die Inszenieru­ng inmitten der alten Häuser wie eine surreale Hollywood-Produktion. Dann schließlic­h werden die „foguerons“gezündet, riesige Lagerfeuer – ein Überbleibs­el eines heidnische­n Winterfest­es.

„Das Fest hat sich sehr verändert, seit ich klein war“, sagt Antoni Torrens. „Früher sind die Menschen mit Karren ins Dorf gefahren. Vor 20 Jahren hat dann diese Show begonnen, um die Menschen aus anderen Dörfern herzulocke­n.“Dennoch hat „Sant Antoni“für den 79 Jahre alten Apotheker seinen Zauber nicht verloren. „Es ist ein Fest, bei dem es egal ist, wie viel Geld einer hat. Alle sind an diesem Abend gleich.“

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FOTO: DPA Die Teufel in Sa Pobla auf Mallorca nehmen ein Bad in der Menge.

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