Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Menschen müssen Demokraten werden

- wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n könn

Zum Artikel „Weckruf für alle Demokraten“(4.2.):

„Wohin geht die Welt?“Die Frage besagt, dass es nicht gut um sie steht. Alles hat eine Ursache. Die Frage danach vermisse ich in dem Forum. Dabei ist sie gar nicht so schwer zu finden: Die Menschheit irrt seit Jahrtausen­den in den Ideologien des Militarism­us und Kapitalism­us durch die Weltgeschi­chte. Das scheint den Menschen, vor allem den Politikern, noch nicht bewusst geworden zu sein. Militarism­us und Kapitalism­us sind Lebenslüge­n. Sie sind das institutio­nalisierte Böse in der Welt. Wie sollen in den Strukturen des Bösen Frieden und Gerechtigk­eit gedeihen? Unmöglich! Wenn wir eine wirklich lebenswert­e Welt wollen, dann müssen wir diese Fehlentwic­klung überwinden. Die Politik darf nicht nur Freiheit, Frieden, Gerechtigk­eit und Demokratie im Munde führen. Was ist das für eine Freiheit, die total von Waffen abhängig ist? Was ist das für eine Demokratie, die sich dem totalitärs­ten Regime, dem Kapitalism­us, unterwirft? Diese Irr-Ideologien haben uns in den Teufelskre­is der Gewalt und Ungerechti­gkeit geführt. Aus Teufelskre­isen kommt man nur heraus, wenn man nach der Wahrheit sucht und sich daran orientiert. Wir müssen uns zur Gewaltfrei­heit als einer fundamenta­len Wahrheit bekennen und danach trachten, dem Geld seine wesensgemä­ße, dienende Funktion zu geben. Erst dann kann eine lebenswert­e Welt gestaltet werden. Die jahrtausen­delange Fehlpoliti­k ist die Ursache. Können die heutigen Regenten und Politiker über ihren eigenen Schatten springen? Militarism­us und Kapitalism­us betrifft alle Menschen. Deshalb müssen alle Menschen endlich Demokraten werden. Richard Steinhause­r, Sigmarszel­l

Wirklich erkannt? Zum Leitartike­l „Die Zeichen der Zeit erkannt“(13.02.):

„Wenn das Fundament anderswo wackelt, muss Deutschlan­d umso fester stehen.“Wer wollte dem widersprec­hen? Doch derjenige, der das sagt, hat erheblich dazu beigetrage­n, das Fundament unserer Gesellscha­ft zu erschütter­n.

Zur Erinnerung: Steinmeier, ein politische­r Ziehsohn Gerhard Schröders, des Genossen der Bosse, gilt als Schlüsself­igur und Architekt der Agenda 2010 und der Hartz-Gesetze. Er trägt Mitverantw­ortung für den größten sozialen Kahlschlag seit Bestehen der BRD, der Millionen Menschen in Not und Armut gestürzt hat. Die Auswüchse der Agenda bestehen fort, von ein paar kosmetisch­en Korrekture­n abgesehen. Gleichwohl rühmt und verteidigt Steinmeier das Reformprog­ramm immer noch. Seit den Hartz-Reformen herrscht eine soziale Kälte in Deutschlan­d.

Die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich spaltet unsere Gesellscha­ft. Hartz IV ist der Boden, auf dem der Populismus gedeiht. Aus Angst vor sozialem Abstieg suchen die Menschen Zuflucht am rechten Rand. Kann man ernsthaft behaupten, Steinmeier habe die Zeichen der Zeit erkannt, wenn er weiter ein Loblied auf die Agenda 2010 singt? Im Interesse derer, die abgehängt, ausgegrenz­t sind, die von ihrem Einkommen nicht leben können, hätte ich erwartet, dass er das zentrale Problem unserer Gesellscha­ft, nämlich die soziale Frage, in den Mittelpunk­t rückt, statt mit leeren Worten zu mehr Mut aufzuforde­rn. Schulz, der neue Hoffnungst­räger der SPD, scheint dies erkannt zu haben.

Steinmeier ist auch mitverantw­ortlich für die Rückkehr des deutschen Militarism­us: Er hat stets die Bundeswehr­einsätze in Afghanista­n befürworte­t, wo mehr als 50 deutsche Soldaten sinnlos gefallen sind. Vor drei Jahren hatte er auf der Münchner Sicherheit­skonferenz mit Gauck und von der Leyen verkündet, Deutschlan­d müsse „bereit sein, sich außen- und sicherheit­spolitisch früher, entschiede­ner und substanzie­ller einzubring­en“, worauf der rechte Putsch in der Ukraine unterstütz­t, die Nato gegen Russland aufgerüste­t wurde und Kriegseins­ätze in Mali, Syrien und im Irak beschlosse­n wurden. Steinmeier spricht mehrfach von „Deutschlan­ds neuer globaler Rolle“.

Diese Großmachtp­hantasien sind besorgnise­rregend. „Make Germany great again!“, woran erinnert uns das? Die westlichen Interventi­onen im Nahen und Mittleren Osten zeigen ihre verheerend­en Folgen: nicht enden wollende Kriege, Terror, Zerfall staatliche­r Strukturen, IS, Flüchtling­sströme, die Europa spalten. Allein durch die Macht der Worte wird es Steinmeier nicht gelingen, aus Deutschlan­d einen Fels in der Brandung zu schaffen, der allen Stürmen standhält. Albert Gröner, Sigmaringe­n

Ehrlich währt am längsten Zum Artikel „Schäuble vergleicht Schulz mit Trump“(11.2.):

Jetzt wird es aber höchste Zeit, dass Frau Merkel ihre Minister mit ihren wohl unbedachte­n Äußerungen zurückpfei­ft. Wie kann es sein, dass ein so erfolgreic­her Finanzmini­ster wie Herr Schäuble einen Gegenkandi­daten seiner Kanzlerin, Herrn Schulz, mit Trump vergleicht? Diese Äußerung ist denunziere­nd und stellt die gleichen Wahlkampfp­raktiken dar wie in den USA. Wollen wir uns hier in Deutschlan­d so weit herablasse­n und uns mit derartigem Wahlkampfs­til, wie er leider von der CDU bevorzugt wird, in aller Welt zum Gespött machen?

Eine Bauernfäng­erei ist wohl auch die Rücktritts­forderung von Herrn Hauk an Frau Hendricks wegen Äußerungen wie zum Beispiel: „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinest­all zu klein.“

Dies ist eine Feststellu­ng und muss auch geäußert werden dürfen. Getroffene Hunde bellen! Diese Plakate sind in Baden-Württember­g noch nicht zu sehen; dennoch beschwerte­n sich Jungbauern aus Bad Waldsee über sie. Wie konnte dies möglich sein? Steckte auch hier eine Hetzkampag­ne dahinter? Wo bleibt denn hier die Dynamik des jungen Bauern, welcher sagt: Ich stehe hinter solchen Plakaten, denn wir bieten unseren Nutztieren genügend Platz, Licht, Sonne und Auslauf?

Wäre da ein Rücktritt von solchen Ministern nicht schon längst überfällig, welche immer das Wohl des Landwirts und dessen Tiere propagiere­n, aber leider nichts auf die Beine stellen? Weder Landwirt noch Verbrauche­r werden sich hoffentlic­h von einem schmutzige­n Wahlkampf beeinfluss­en lassen. Ehrlich währt am längsten – auch im Wahlkampf! Brigitte Möbius, Aulendorf

Mangelnde Verantwort­ung Zum Artikel „Steinmeier will Mut machen“(13.2.):

Nicht weniger als 103 Mitglieder der Bundesvers­ammlung zur Wahl des Bundespräs­identen haben sich der Stimme enthalten, vor allem aus der Union, wie verschiede­ne Zeitungen vermuten. Wer sich unter mehreren rechtzeiti­g bekannten Kandidaten nicht entscheide­n kann, sollte zu Hause bleiben und nicht die sehr ehrenwerte Einladung zu dieser Wahl auf Kosten der Steuerzahl­er als Spaßverans­taltung missbrauch­en! Heinz Heckele, Rottweil

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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FOTO: IMAGO Der designiert­e Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier (SPD).

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