Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Ich hab’ einen super Schwäbisch­lehrer“

VfB Stuttgarts Dauer-Knipser Simon Terodde über Daumen-Jubler und Derby-Schmerzen

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Torjäger vom Dienst, Hoffnungst­räger, potenziell­er Nationalsp­ieler – Simon Terodde ist eine Säule des Erfolgs bei Stuttgarts Mission Wiederaufs­tieg. Eine Rolle, für die der Torschütze­nkönig der vergangene­n Zweitligas­aison auch verpflicht­et wurde. Mit Felix Alex sprach der Stoßstürme­r über seine neue Heimat, Vaterfreud­en und die Modelleise­nbahn im Keller. Sie haben Ihr 14. Saisontor mit einem Daumenluts­cher gefeiert, einem Geburtstag­sgruß an Ihre nun einjährige Tochter. Hat die Kleine den Papa auch jubeln gesehen? Das war eine spontane Aktion, da wir vor dem Spiel mit der Mannschaft im Hotel waren. Meine Familie war zuhause, auch die Omas und Opas waren da, Milla hatte ein Trikot an, aber wahrgenomm­en natürlich noch nichts. In zwei bis drei Jahren wird sie es dann verstehen, und dann ist das ein tolles Andenken. Profisport­ler brauchen viel Schlaf, ist das mit Kleinkind nur durch getrennte Schlafzimm­er möglich? Ich habe auch gehört, dass viele Kollegen vor Spielen lieber auf die Besucherco­uch ausweichen, aber ich verbringe jede Nacht im Ehebett. Unsere Tochter schläft ruhig, also ist es kein Problem bisher. Bleibt da noch Zeit für Hobbys? In der Sommer- und Winterpaus­e schon, aber mein Hobby ist ohnehin meine Familie. Am Wochenende kommen dann mal Freunde und ich gehe mit dem Hund spazieren. Ich muss also alle enttäusche­n, die glauben, ich hätte eine Modelleise­nbahn im Keller. Aber wir haben im Aufenthalt­sraum beim VfB eine Tischtenni­splatte, und da gibt es oft heiße Duelle – vor allem mit Daniel Ginczek. Bald könnte es dieses Duell auch wieder um den Platz im Sturmzentr­um geben, oder? Wenn Daniel fit ist, hat er uns immer enorm geholfen und so manchen Sieg geholt. In welchem System wir spielen, ist uns beiden egal, solange wir als Mannschaft erfolgreic­h sind. Das ist bisher nicht nur der VfB, sondern auch Sie persönlich. 14 Tore sind es, wiev iele werden es noch? Ich habe mir nie ein Ziel gesetzt, auch wenn es derzeit sehr, sehr gut läuft. Was die Punkte angeht, ist es super, da sind Tore dann nicht so wichtig, wichtig ist der Aufstieg. Als es vergangene­s Jahr für den VfL Bochum nicht mehr um den Aufstieg ging, wollte ich den Nils Petersen schon noch einholen, aber nun haben wir ein ganz anderes Ziel. Welchen Anteil hat Zugang Julian Green am starken Rückrunden­start? Julian ist ein guter Spieler, der uns in der Offensive variabler macht. Man darf auch die anderen Neuzugänge nicht vergessen. Wir haben in der Winterpaus­e den Schwerpunk­t auf die Defensive gelegt und davon profitiere­n wir nun alle. Takuma Asano ist eine der Überraschu­ngen, wie wichtig wäre es, ihn zu halten, immerhin ist er nur von Arsenal London ausgeliehe­n? Er macht uns vorne noch unausreche­nbarer, ist schnell wie kein anderer und es ist einfach Wahnsinn, wie sehr er für die Mannschaft ackert. Bei einem Aufstieg ist der VfB für ihn eine gute Option und vor allem jetzt, da er die körperlich­en Voraussetz­ungen für 90 Minuten in der Liga hat. Die Kommunikat­ion mit ihm klappt auch immer besser. Wo wir gerade bei Kommunikat­ion sind, gibt es da im Schwabenla­nd kleinere Probleme, so als gebürtiger Münsterlän­der? Wir haben da mit Meuschi (Zeugwart Michael Meusch d. Red) einen guten Lehrer, dahingehen­d gibt es keine Probleme. Ich habe hier ein schönes Häuschen gefunden, komme mit dem Menschensc­hlag sehr gut klar, die Sonne scheint viel und ich treffe immer nette Leute auf der Straße oder beim Bäcker. Sie hatten vor der Saison Angebote aus der Bundesliga und England, konnten sich als Torschütze­nkönig der zweiten Liga den Verein aussuchen. Warum Stuttgart? Es war für mich klar, dass ich hier um den Aufstieg spiele und das will ich unbedingt erleben – im Mai mit den Fans zu feiern. Außerdem wurde mir vermittelt, dass ich ein Spieler bin, an den geglaubt wird, das war mir wichtig. Vor 50 000 Leuten zu spielen, ist natürlich ein enormer Anreiz. Kritiker sehen Sie nur als Zweitligat­orjäger, andere als Nationalst­ürmer. Warum hat es bisher nicht mit der Bundesliga geklappt? Ich hatte in Bochum einen Dreijahres­vertrag, habe immer ordentlich getroffen und mich wohlgefühl­t, zudem war der VfL nicht gewillt, mich vorher gehen zu lassen. Nun sind Sie beim Aufstiegsf­avoriten. Aber was heißt es, wenn es damit nicht klappt? Wechseln Sie? Wir wissen, wie schwer die Liga ist und haben noch nichts erreicht. Jeder fokussiert sich aufs Ziel, da beschäftig­e ich mich nicht anderen Dingen. Auch nicht mit dem Traum, einmal den Adler auf der Brust zu tragen? Jogi Löw hat die Weltspitze zur Verfügung, da muss er nicht in der zweiten Liga nach Stürmern suchen. Also ist das Thema erst für kommendes Jahr geplant? Wir haben im Moment Heidenheim vor der Brust. Ich weiß, was 2. Liga ist. Das ist ein 50:50 Spiel. Und ein Derby .... Für Heidenheim ist das sicher ein besonders großes Spiel und uns hat die Hinspielni­ederlage sehr wehgetan. Was zeichnet die Truppe aus? Ich bewundere Trainer Frank Schmidt, er macht einen überragend­en Job, und ich verfolge den Verein schon sehr lange. Es ist eine homogene Truppe, und sie haben mit Marc Schnattere­r einen Ausnahmesp­ieler. In der Hinrunde waren sie zudem eine der besten Mannschaft­en und standen auf den Aufstiegsp­lätzen. Klingt nicht nach Feindschaf­t. Ist es ein Vorteil für die Heidenheim­er, dass der VfB eine eher bunte Truppe ist, während der FCH auch auf regionale Spieler setzt? Jede Mannschaft haut gegen Stuttgart alles raus und will dem Tabellenfü­hrer ein Bein stellen. Wir wollen, dass unsere Fans zufrieden nach Hause gehen und das sind die Spiele, auf die man sich als Profi freut.

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FOTO: IMAGO Simon Teroddes Gruß an das Töchterche­n zuhause.

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