Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Das große Spätzle-Derby
1. FC Heidenheim gegen VfB Stuttgart, Millionentruppe gegen Underdog, Ballvirtuosen gegen Kult-Fußballer oder einfach: das Württemberg-Duell
Die Niederlage gegen den kleinen Nachbarn aus dem Hinspiel schmerzt die Stuttgarter noch immer. 1:2 ging der VfB gegen den FC Heidenheim im eigenen Stadion unter. Damit ist der FCH in der ewigen Bilanz an den Stuttgartern vorbeigezogen – einziges Problem: Es gab dieses Duell der beiden schwäbischen Vereine bisher im Profisport lediglich einmal. Schade eigentlich, denn das Spätzle-Derby sollte öfter sein. Vor dem Rückspiel (18.30/Sky) vergleicht die „Schwäbische Zeitung“die Clubs – nicht immer ganz ernst gemeint.
DAS STADION: 60 449 Zuschauer fasst die Stuttgarter MercedesBenz Arena, etwa ein Viertel davon – gemütliche 15 000 – können ein Spiel in der Voith-Arena in Heidenheim besuchen. Wie der Verein ist auch das Stadion mit der Zeit gewachsen, fügt sich in Natur und Umfeld. Und der Underdog setzt auf Nachhaltigkeit. Während die Stuttgarter mit zwei Anzeigetafeln à 115 Quadratmetern Bildschirmfläche und je 603 136 Leuchtdioden klotzen, kann der kleine Bruder mit einer 6x4 Meter großen Videowand aufwarten – die wurde vom alten Aachener Tivoli übernommen. Klarer Sympathiepunkt für die Umweltfreunde.
Vorteil Heidenheim, ein Spätzlepunkt für die Jungs von der Brenz.
DIE MANNSCHAFT: Während der Kader der Stuttgarter laut „transfermarkt.de“einen Marktwert von 44,50 Millionen Euro aufweist und viele technisch beschlagene Spieler in seinen Reihen hat, ist der Kader des 1. FC Heidenheim nur 13,50 Millionen Euro wert. Aber sie haben Marc Schnatterer. Mister Heidenheim hält seit über acht Jahren seine Knochen hin, ist Gesicht des Vereins, Flankengott und Vollstrecker.
Trotzdem – Spätzlepunkt VfB. DER TRAINER: Hannes Wolf ist akribisch, ein Fachmann und bei den Fans überaus beliebt. Gegen Kulttrainer Frank Schmidt hat er jedoch keine Chance. Seit fast zehn Jahren residiert er in Heidenheim an der Seitenlinie, ging mit dem Verein den Weg seit der Oberliga. Spätzlepunkt für den FCH. DIE TITEL: Meister der Landesliga Württemberg 1991 und 1998, WFVPokal-Sieger 2008, 11, 12, 13 und 14, Meister in der Regionalliga Süd 2009 sowie Meister der dritten Liga 2014, die Erfolgsliste Heidenheims ist schier unerschöpflich. Die vier deutschen Meisterschaften der Stuttgarter (1950, 1952, 1984, 1992, 2007) sowie die drei DFB-Pokalsiege (1954, 1958, 1997) sind aber auch nicht so gering einzuschätzen.
Punkteteilung – ein Spätzlepunkt für jeden. DAS MASKOTTCHEN: Der FCH besitzt ein Maskottchen namens „Paule“, ein Teddybär. Seit 1992 ist Krokodil Fritzle der Chefanimateur beim VfB. Während Bären als langsam und gemütlich gelten, sind Alligatoren Räuber des Wassers, schlagen eiskalt zu. Zudem gibt es Bärenmaskottchen schon zuhauf: Berlino (Leichtathletik), Bumsi (Biathlon) oder Herthinho (Berlin)
Daher: Spätzlepunkt für den VfB. DER KULTFAKTOR: Bei der Tradition hat der VfB die Nase vorn, doch überzeugen die Heidenheimer mit Kult-Spieler, -Trainer und Außenseiter-Atmosphäre, abseits des Hochglanzes.
Spätzlepunkt für Heidenheim. DAS ERGEBNIS: Damit gewinnt Heidenheim das Vorabduell mit 4:3 Spätzlepunkten. Und wie geht das Derby auf dem Rasen aus? Auflösung, heute, ab 18:30 Uhr.