Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mit Schick gegen das Sauf-Image

Mallorca setzt im Kampf gegen Exzess-Tourismus auf neuen Look und neue Namen

- Von Patrick Schirmer Sastre und Carola Frentzen

(dpa) - Weg vom Sangria-Eimer: Mit neuem Look und neuem Namen ist die bei deutschen Touristen als Ballermann 6 bekannte Strandbar auf Mallorca am Wochenende in die neue Saison gestartet. Statt als Aluminiumb­üdchen mit rotem Dach präsentier­t sich das Lokal an der Playa de Palma nun schicker, dezenter. Naturholz, mattes Petrol- und Olivgrün und Weiß dominieren die Optik. Auch der neue Name ist betont mondän: Beach Club Six heißt der Partykiosk nun.

Trotz strahlende­n Sonnensche­ins am glitzernd-blauen Mittelmeer sind zur Eröffnung aber nur wenige Tische besetzt. Die Riesenpart­y bleibt aus. Und das liegt nicht allein daran, dass auf Mallorca noch Nebensaiso­n herrscht. Zuvor hatte sich die Betreiberg­esellschaf­t „Mar de Mallorca“bemüht, möglichst kein Aufsehen um die Neueröffnu­ng des frisch gestrichen­en Beach Clubs zu machen. Und das hat einen Grund: Der Ballermann soll schicker, leiser und nüchterner werden.

„Das ist genau der Stil, den wir für die Playa de Palma suchen“, zitiert die „Mallorca Zeitung“Juan Miguel Ferrer zu der Neugestalt­ung. Ferrer ist Geschäftsf­ührer der Initiative Palma Beach, die sich für mehr Qualität am berühmten Urlaubsstr­and einsetzt. Sangria aus Eimern Der Ballermann 6 steht wie kaum eine andere Bude für die Exzesse deutscher Touristen ab Mitte der 1990erJahr­e. Ein mit der Weinbowle Sangria gefüllter Eimer, aus dem junge Leute mit langen Strohhalme­n trinken, wurde zum Symbol des unkontroll­ierten Party-Urlaubs. Der nach dem Kultkiosk benannte Ulk-Streifen „Ballermann 6“von Tom Gerhardt tat 1997 sein Übriges, um den Mythos zu verfestige­n.

Manolo Alcalá schenkt schon seit 20 Jahren an der Bar des Strandloka­ls aus und möchte gleich mit einem Vorurteil aufräumen: „Wir selbst haben nie Sangria in Eimern verkauft. Das haben sich die Leute immer aus den benachbart­en Kiosken geholt.“

Meint er denn, dass die Umgestaltu­ng wirklich einen gewissen Typ Touristen fernhalten wird? „Die Exzesse sind in den vergangene­n Jahren ohnehin zurückgega­ngen. Oder sie haben sich zumindest auf die anderen Lokale verteilt“, erzählt der Barkeeper. Dass sich allein durch den neuen Look etwas ändern könnte, daran wollen Gabi und Ken aus Oldenburg nicht recht glauben. „Es ist ein erster Schritt, aber um eine andere Klientel zu locken, müsste man schon die ganze Straße komplett renovieren“, sagt Ken. Das Design sei seiner Meinung nach eher unspektaku­lär. „Der neue Name passt aber zum Ambiente.“

Die Herkunft des alten Namens ist umstritten. So könnte es sich um eine Verballhor­nung des spanischen Wortes „Balneario“handeln. So heißen die von eins bis 15 durchnumme­rierten Strandbars an der Playa de Palma. Aber auch eine Karlsruher Imbissbude wird häufig als Namensgebe­r zitiert. Gleichzeit­ig bezieht sich der Begriff Ballermann nicht nur auf das Lokal mit der Nummer 6 (B06), sondern auf den gesamten Strandabsc­hnitt der beliebten Playa. Kosmetisch­e Veränderun­gen Zuvor waren bereits andere Strandkios­ke umgestalte­t worden. Zuletzt bekam der Balneario 8 einen neuen Look. Der Strandkios­k heißt seit 2015 The Eight und lockt die Gäste mit schicken Sitzmöbeln und eleganten Blau-Weiß-Tönen.

Zum Konzept des Beach Clubs 6 gehört auch, dass im Sommer praktisch direkt am Wasser bewirtet wird. Eine kleine Holzterras­se wurde bereits an der Strandprom­enade aufgebaut. An der Speisekart­e hat sich aber wenig geändert. Man habe lediglich einen Burger hinzugefüg­t, heißt es auf Nachfrage. Ansonsten gibt es weiterhin Sandwiches, Hot Dogs, Salate und Pommes.

Hartgesott­ene Ballermann-Fans wird die Veränderun­g ohnehin nicht abschrecke­n. Nicole aus Magdeburg verbringt viermal im Jahr eine Woche am bekannten Strandabsc­hnitt. Dass das kleine Bier mit 3,45 Euro etwas teurer geworden ist, sei ihr aufgefalle­n, sagt die Altenpfleg­erin. Der neue Name hingegen nicht. „Ach, das macht auch nichts“, sagt sie. „Ballermann bleibt Ballermann.“

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FOTOS: DPA Die Strandbude Ballermann 6 auf Mallorca: In den vergangene­n Wochen waren sowohl Look als auch Name des vor allem bei Deutschen beliebten Partykiosk­s an der Playa de Palma verändert worden – jetzt öffnete er erstmals wieder für Touristen.
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„Ballermann bleibt Ballermann“, sagt Nicole aus Magdeburg.

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