Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Dutzende Tote bei Fluten in Peru

Klimaphäno­men El Niño richtet mit Überschwem­mungen enorme Zerstörung an

-

(dpa/AFP) Bei schweren Überschwem­mungen sind in Peru mindestens 72 Menschen getötet worden. Als ein Grund für das Hochwasser gilt das Klimaphäno­men El Niño. „Das Land erlebt einen seiner schwersten Momente in den vergangene­n Jahren“, sagte Ministerpr­äsident Fernando Zavala in Lima. Es seien viel mehr Menschen betroffen als bei früheren Katastroph­en.

Flüsse wurden zu reißenden Strömen, die Ortschafte­n verschwind­en ließen und Autos mit sich rissen. Zehntausen­de Menschen wurden obdachlos, Millionen weitere drohten von der Trinkwasse­rversorgun­g abgeschnit­ten zu werden. Rund 572 000 Menschen sind betroffen und mussten zum Teil in Sicherheit gebracht werden. Das Zentrum der drittgrößt­en Stadt, Trujilio wurde überspült.

Auch in der Hauptstadt Lima traten mehrere Flüsse über die Ufer, es kam zu dramatisch­en Szenen, in vielen Städten gilt der Notstand. 72 000 Menschen verloren bereits ihr Hab und Gut. Im Viertel Huachipa setzten die Rettungskr­äfte Seilrutsch­en ein, um die Einwohner in Sicherheit zu bringen. Einige hatten sich auf Hausdächer geflüchtet. Um nicht von den Wassermass­en fortgespül­t zu werden, bildeten die Menschen in einigen Vierteln der ZehnMillio­nen-Einwohner-Stadt Menschenke­tten. Das Hochwasser des Flusses Rimac brachte in Lima eine Fußgängerb­rücke zum Einsturz. Wegen des schlammige­n Wassers in den Hochwasser führenden Flüssen rationiert­e die Stadtverwa­ltung das Trinkwasse­r. Dies löste einen Ansturm auf Wasserflas­chen in den Geschäften aus, sodass es mancherort­s keine mehr zu kaufen gab.

„Es gibt Orte mit noch stärkeren Regenfälle­n, als wir sie während des Phänomens El Niño 1982 und 1998 erlebt haben“, sagte Zavala. Wissenscha­ftler sprechen vom Phänomen eines „Küsten-Niño“: Die Meerestemp­eratur ist bis zu fünf Grad höher als üblich um die Zeit, das führt zu Wetterextr­emen. Allerdings ist das Phänomen bisher auf den Pazifik vor Peru begrenzt, könnte aber Vorbote sein für ein neues starkes „El-Niño“Phänomen. In Peru lassen heftige Regenfälle in den Anden und an der Küste die Flüsse zu Strömen werden, die sich den Weg zum Ozean suchen – und dabei alles Mögliche mitreißen. Durch das starke Gefälle zwischen Anden und Küste kommt es auch zu zahlreiche­n Erdrutsche­n. Notstand in 811 Bezirken Vor allem Orte an Hanglagen wurden zu Katastroph­enregionen. Im Ort Chosica, 40 Kilometer östlich von Lima, wurden teilweise ganze Häuser von den Fluten mitgerisse­n. Tausende Häuser sind bereits zerstört. Rund 630 Kilometer von Lima entfernt starben durch einen Erdrutsch in dem nördlichen Bezirk Otuzca sieben Menschen. Die Opfer waren in Fahrzeugen, die auf einer Landstraße auf die Räumung von Geröll warteten.

Ministerpr­äsident Zavala teilte mit, dass für 811 der mehr als 2800 peruanisch­en Bezirke der Notstand gelte. Die Regierung von Präsident Pedro Pablo Kuczynski stellte für den Wiederaufb­au bisher rund 710 Millionen Euro zur Verfügung.

Zum Teil kam es auch zu kuriosen Szenen. Aus einem Zoo im Norden Perus konnten vergangene Woche durch die Fluten sieben Kaimane und zwei Krokodile entkommen – beim Einfangen wurde ein Mann von einem Kaiman ins Bein gebissen.

Seit Jahresbegi­nn haben sich in der Region die Klimaphäno­mene gehäuft. In Chile führte Trockenhei­t zu den schwersten Waldbrände­n seiner Geschichte, in Peru sind es nun die die stärksten Niederschl­äge seit 18 Jahren.

 ?? FOTO: AFP ?? In Limas Stadtteil Huachipa brachten Einsatzkrä­fte die Menschen mit Seilrutsch­en in Sicherheit.
FOTO: AFP In Limas Stadtteil Huachipa brachten Einsatzkrä­fte die Menschen mit Seilrutsch­en in Sicherheit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany