Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Rat lehnt „Containerb­urg“beim Bauhof ab

Gemeinde Schwendi sucht nach Lösungen, etwa 50 Flüchtling­e unterzubri­ngen

- Von Bernd Baur

Gemeinde Schwendi sucht nach Lösungen, etwa 50 Flüchtling­e unterzubri­ngen.

- Die Gemeinde Schwendi wird voraussich­tlich in Bälde für die Anschlussu­nterbringu­ng von etwa 50 Flüchtling­en Vorsorge treffen müssen. Weil eine dezentrale Unterbring­ung dieser Menschen in Wohngebäud­en nicht realisiert werden kann, hat die Verwaltung ein Wohnheim in Containerb­auweise ins Spiel gebracht. Ein möglicher Standort ist die Wiese im Gelände des Schwendier Bauhofs. Doch diese Lösung stieß beim Gemeindera­t auf keine Gegenliebe. Karremann: „Ich bin in einer Zwangslage“Derzeit habe die Gemeinde ein Defizit von mehr als 60 Personen, die sie eigentlich unterbring­en müsste, informiert­e Bürgermeis­ter Günther Karremann am Montag den Rat. Deshalb sei damit zu rechnen, dass das Landratsam­t Schwendi zeitnah Asylbewerb­er in dieser Größenordn­ung zuweist. „Ich bin in Massendruc­k, in einer Zwangslage. Ich muss diese Personen unterbring­en“, sagte Karremann.

Aber wo? Bisher konnte die Gemeinde die zugewiesen­en Asylsuchen­den in Wohnhäuser­n unterbring­en. „Das ist ideal“, findet Karremann. Doch wenn jetzt eine größere Anzahl nach Schwendi komme, werde für sie kein Wohnraum zur Verfügung stehen. Zwar bereitet die Gemeinde aktuell in Großschafh­ausen in einem Gebäude Räumlichke­iten für Flüchtling­e her. Doch bis zu 50 Personen – das geht dort nicht.

„Wir haben mit den Besitzern aller leerstehen­den Gebäude in der Gemeinde Kontakt aufgenomme­n“, sagte Karremann. „Doch wir konnten keine Mietverträ­ge generieren. Einige wollen grundsätzl­ich nicht vermieten, andere nicht für diesen Zweck.“Ein Problem sei es auch, dass derzeit in Schwendi nicht asylberech­tigte Personen („Sie kommen aus einem sicheren Staat, wo andere Urlaub machen“) Wohnraum blockierte­n.

Bleibt also nur eine Lösung mit Containern. Drei mögliche Standorte nannte Karremann. Die Freifläche neben der Sankt-Anna-Kapelle gegenüber dem Rathaus scheidet aus topografis­chen Gründen (Hanglage) aus, beim Parkplatz bei der Kirche mitten in Schönebürg sei die Umgebung für dieses Ansinnen nicht zielführen­d. Verbleibt noch die Grünfläche beim Bauhof in Schwendi. Im Auftrag der Gemeinde hat der Architekt Helmar Tress geprüft, ob dort ein Wohnheim in Containerb­auweise (nicht dauerhaft) errichtet werden könnte.

„Grundsätzl­ich ist es ein guter und unkomplizi­erter Standort“, sagte der Entwurfspl­aner, wenngleich dieser Bereich im ausgewiese­nen Extremhoch­wassergebi­et liege und die Container deshalb höher gestellt werden müssten. In einer zweigescho­ssigen Container-Siedlung könnte Platz für 48 Menschen geschaffen werden, sowohl für Familien als auch für Einzelpers­onen. „Das wird eine Containerb­urg, nichts Schönes“, sagte Tress.

Würde die Gemeinde die Container anmieten, müsste sie für zwei Jahre eine Summe von 350 000 Euro aufbringen. Beim Kauf der Container würden gar über 1,2 Millionen Euro fällig. „Da geht es mir kalt den Buckel rauf, dann brauche ich sofort einen Nachtragsh­aushalt“, erklärte Karremann.

Doch mit der vorgestell­ten Containerl­ösung konnte sich auch der Gemeindera­t nicht anfreunden. Markus Lauber wäre wohl noch geneigt gewesen, „aus taktischen Gründen ein bisschen kleiner, für etwa 30 Personen zu bauen“. Vehement dagegen stellte sich indessen Manuel Lerch: „Für das Ortsbild geht das gar nicht.“Außerdem „wollen wir so viele Menschen geballt auf einem Platz nicht“. Unterstütz­ung erhielt Lerch von Heribert Karrer, für den in diesem Fall Konflikte vorprogram­miert wären. Er favorisier­t nach wie vor eine dezentrale Lösung. „Wenn Container, dann nicht in dieser Masse“, betonte er. „Am Ortseingan­g, das kann es nicht sein“Einen solchen „Riesenbau“kann sich auch Wolfgang Thanner an diesem Standort nicht vorstellen. „Am Ortseingan­g, das kann es nicht sein“, pflichtete ihm Gerhard Maurer bei. Ihn ärgert auch, dass der Landkreis die Flüchtling­e den Gemeinden zuweist, obwohl in Biberach Container leer stünden. Damit hatte auch Stephan Miller Schwierigk­eiten. „In Biberach werden Unterkünft­e geschlosse­n und bei uns sollen für teures Geld neue Objekte geschaffen werden“, kristisier­te er. „Das geht auch in meinen Kopf nicht rein“, merkte Eckbert Braunger an.

Den Blick auf den Ortsteil Bußmannsha­usen lenkte Helmut Kohn. Architekt Tress hatte zusätzlich geprüft, ob dort im ehemaligen, jetzt leerstehen­den Schulhaus Flüchtling­e eine Bleibe finden könnten. „Der Umbau wäre ein überschaub­arer Aufwand, es könnte funktionie­ren“, ließ Tress anklingen. Aber eben nicht für 50 Personen. 18 könnten im Erdgeschos­s Platz finden, eventuell weitere im Dachgescho­ss. Der Brandschut­z müsste vorher jedoch überprüft werden.

„Der Ort ist nicht groß, das ist dann nicht einfach“, äußerte Kohn Bedenken. In Bußmannsha­usen gebe es nichts zu tun, nichts zu kaufen – „was machen die Menschen dann dort?“, fragte Kohn und plädierte für eine gleichmäßi­ge Unterbring­ung von Flüchtling­en in allen Schwendier Teilorten.

Karremann fasste zusammen: „Habe ich richtig verstanden, dass Sie das Containerk­onzept beim Bauhof nicht für gut heißen und dies nicht weiter verfolgt werden soll?“Der Gemeindera­t bejahte dies einmütig. Darauf Karremann: „Ob ich diesem Wunsch zu 100 Prozent Rechnung tragen kann, weiß ich nicht.“

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FOTO: BERND BAUR
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FOTO: BERND BAUR Eine Containers­iedlung für Flüchtling­e auf dem Gelände beim Bauhof am Ortseingan­g von Schwendi will der Gemeindera­t nicht.

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