Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schicksale machen Krise fassbar

- Von Daniel Drescher

Re: Letzte Zuflucht Waisenhaus (Arte, Mittwoch, 19.45 Uhr) - Die großen Krisen der Welt sind für viele Menschen seltsam abstrakt. Erst durch Einzelschi­cksale wird uns wirklich klar, welche einschneid­enden Veränderun­gen politische und wirtschaft­liche Ereignisse haben können.

In der ersten Folge einer neuen Dokureihe, deren einzelne Episoden ein komplexes Thema auf 28 Minuten verdichtet aufbereite­n sollen, widmet sich Arte dem Schicksal griechisch­er Familien, die ihre Kinder in Waisenhäus­er schicken müssen, weil sie sie nicht selbst versorgen können. Rania Theodoraki etwa: Sie kann sich nur noch um eines ihrer fünf Kinder kümmern. Für eine größere Wohnung, in der alle gemeinsam leben könnten, fehlt das Geld. Ihre Arbeit im Landwirtsc­haftsminis­terium verlor sie in der Krise, ihre Ehe scheiterte, der soziale Abstieg war unumgängli­ch. „Letzte Zuflucht Waisenhaus“ist bedrückend und desillusio­nierend. Die erste Sendung in der „Re:“betitelten Reihe zeigt, wie gewöhnlich­e Menschen unter den Fehlentsch­eidungen der Mächtigen leiden. Unterlegt mit dezenter und emotionale­r Musik, die aber nie kitschig alles zukleister­t, bekommt der Zuschauer Einblicke in den Alltag in Griechenla­nd. Die Bilder sind zwar eigentlich nüchtern und distanzier­t gefilmt, entfalten aber trotzdem ihre Wirkung – gerade weil sie so ungekünste­lt sind.

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