Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Schicksale machen Krise fassbar
Re: Letzte Zuflucht Waisenhaus (Arte, Mittwoch, 19.45 Uhr) - Die großen Krisen der Welt sind für viele Menschen seltsam abstrakt. Erst durch Einzelschicksale wird uns wirklich klar, welche einschneidenden Veränderungen politische und wirtschaftliche Ereignisse haben können.
In der ersten Folge einer neuen Dokureihe, deren einzelne Episoden ein komplexes Thema auf 28 Minuten verdichtet aufbereiten sollen, widmet sich Arte dem Schicksal griechischer Familien, die ihre Kinder in Waisenhäuser schicken müssen, weil sie sie nicht selbst versorgen können. Rania Theodoraki etwa: Sie kann sich nur noch um eines ihrer fünf Kinder kümmern. Für eine größere Wohnung, in der alle gemeinsam leben könnten, fehlt das Geld. Ihre Arbeit im Landwirtschaftsministerium verlor sie in der Krise, ihre Ehe scheiterte, der soziale Abstieg war unumgänglich. „Letzte Zuflucht Waisenhaus“ist bedrückend und desillusionierend. Die erste Sendung in der „Re:“betitelten Reihe zeigt, wie gewöhnliche Menschen unter den Fehlentscheidungen der Mächtigen leiden. Unterlegt mit dezenter und emotionaler Musik, die aber nie kitschig alles zukleistert, bekommt der Zuschauer Einblicke in den Alltag in Griechenland. Die Bilder sind zwar eigentlich nüchtern und distanziert gefilmt, entfalten aber trotzdem ihre Wirkung – gerade weil sie so ungekünstelt sind.