Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ein brutaler Krieg

- Ihre Redaktion

Zum Thema „USA blockieren Bekenntnis zu Freihandel“(20.3.): Die USA hatten in den letzten Jahrzehnte­n riesige Außenhande­lsdefizite. Sie wurden ausgeglich­en durch eine astronomis­che Verschuldu­ng des Staates und durch massive Unternehme­nsverkäufe besonders an die Chinesen. Millionen Jobs wurden von den USA abgezogen. Die Ursachen waren insbesonde­re die niedrigen Löhne in gewissen Ländern und die relativ hohen Unternehme­nssteuern in den USA. Sie betragen dort rund 40 Prozent, in Deutschlan­d zum Beispiel nur rund 30 Prozent (Körperscha­ftssteuer 15 Prozent plus Gewerbeste­uer plus Solizuschl­ag). Hohe Unternehme­nssteuern sind aber gut, weil sie der Vertiefung der sozialen Gegensätze entgegen wirken. Doch leider bestraft das der Weltmarkt. Allgemein bestraft er soziale und ökologisch­e Politik, weil dadurch die Produkte verteuert und die Gewinne reduziert werden.

Dazu kommt, dass Länder mit niedrigem technische­m Standard von High-Tech-Ländern erbarmungs­los in Verschuldu­ng, Arbeitslos­igkeit und Chaos getrieben werden. So gesehen tobt auf dem Weltmarkt ein brutaler Krieg jeder gegen jeden, bei dem die Schwächere­n und die Anständige­n unter die Räder kommen. Daher ist es paradox, Donald Trump zu bezichtige­n, er eröffne einen Handelskri­eg, wenn er sein Land gegen die Ausblutung durch den Weltmarkt schützen will.

Es könnte sogar der Beginn eines neuen Zeitalters sein, in dem nicht mehr der blinde Markt, sondern der verantwort­ungsbewuss­te Mensch die Weltwirtsc­haft regiert. Doch man beschwört immer noch das Dogma vom freien Markt, der nur Win-win-Situatione­n produziere. Er produziert aber märchenhaf­ten Reichtum und daneben Elend, Chaos, Bürgerkrie­ge und Flüchtling­sströme. Hans Oette, Neuenstadt Überlegenh­eit der Demokratie Zu „Merkel findet klare Worte“(21.3.): Mit den unsägliche­n Entgleisun­gen und seinen verbalen Attacken hat Erdogan zumindest vorerst Donald Trump als weltpoliti­schen Bösewicht längst überholt und bereits verdrängt. Kein Tag ohne neue diskrediti­erende Beleidigun­gen aus Ankara mit Blick auf sein Allmachtre­ferendum im April, wofür offensicht­lich der ganze Zinnober veranstalt­et wird und Erdogan ein äußeres Feindbild benötigt.

Erdogan agiert dabei mit der List eines osmanische­n Herrschers bereits als „Sultan vom Bosporus“und provoziert mit dem verbalen Schlagabta­usch die Konfrontat­ion, um sich selbst siegesbewu­sst als oberster Beschützer der Türkei und des gesamten Türkentums darzustell­en. Statt sich weiterhin unsäglich provoziere­n zu lassen und die Eskalation durch Einreise- sowie Wahlkampfv­erbote zu befeuern, die Erdogan ohnehin nur weitere Wähler zutreiben, dürfte es besser sein, Erdogan ausschließ­lich mit demokratis­chen Mitteln zu bekämpfen und seinen Gefolgsleu­ten Meinungs- und Versammlun­gsfreiheit zu gewähren, gerade weil diese Rechte in der Türkei ausgehebel­t sind, zunichte gemacht wurden und nicht mehr gelten.

Das zeigt dann auch die Überlegenh­eit unserer Demokratie, die auch politische­n Gegnern Freiheit gewährt. Einem aggressive­n Despoten wie Erdogan kann eigentlich kaum etwas Schlimmere­s passieren, als gegen eine Gummiwand zu laufen. Dann zeigt sich schnell, dass seine gespielte Scheinstär­ke in Wahrheit Schwäche ist. Denn Erdogan fürchtet offenkundi­g nichts mehr, als das Referendum zu verlieren. Damit wären auch seine Machtgelüs­te und der Traum von der uneingesch­ränkten Alleinherr­schaft als „Sultan vom Bosporus“jäh geplatzt. Dietmar Helmers, Westerheim Schönreden löst nichts Zum Interview „Angst vor dem Wolf nicht durch Fakten begründet“(17.1.): Der gelernte Geograph Christoph Heinrich ist über den Nabu im Vorstand des WWF gelandet. Wenn er als Nicht-Biologe beim Wolf von einem fasziniere­nden Tier spricht, verkennt er die Aggressivi­tät angreifend­er Wolfsrudel. Auf einer Fachexkurs­ion in den rumänische­n Karpaten konnte ich Schafhaltu­ng in Wolfsgebie­ten erleben. Die Herde wurde den ganzen Sommer von drei Tierhütern bewacht, die unter unzumutbar­en Umständen im Freien bei den Tieren übernachte­ten, ausgestatt­et mit je zwei Hunden.

Heinrich spricht von Lösungen, die gefunden werden müssen. Die sehen in Ostfrankre­ich so aus, dass in 60 Gemeinden zweier Departemen­ts die seit 2011 angesiedel­ten Wölfe zum Abschuss freigegebe­n sind, nachdem 2015 und 2016 insgesamt 469 Weidetiere nachweisli­ch gerissen wurden. Trotz Klage des Naturschut­zes beim Verwaltung­sgericht in Nancy. Ohne forstwisse­nschaftlic­he Kompetenz spricht Heinrich von einer „Wild-Überbevölk­erung“in unseren Wäldern, die zu einem Problem fur die Waldverjün­gung wird.

Tatsache ist jedoch nach der letzten Bundeswald­inventur, dass die Anteile an Mischwald- und Naturverjü­ngungsfläc­hen zunehmen. Anderersei­ts werden die Wild-Verkehrsun­fälle erheblich zunehmen, wenn Wolfsrudel Wildtiere durch die Gegend hetzen. Tierschutz­gesetze bleiben hierbei ohnehin in der Schublade.

Das Wappentier des Landes BW, das Rotwild, wird gerade auf vier Prozent der Landesfläc­he per Verordnung geduldet. Mit Schönreden im Stile des WWF wird die zukünftige Wolfsprobl­ematik nicht gelöst, sondern nur durch konsequent­es Handeln der verantwort­lichen Politiker mit Augenmaß. Und nicht wie die niedersäch­sische Umweltstaa­tssekretär­in Kottwitz, die noch im Dezember 2016 auf massive Wolfsangri­ffe auf Weidtiere wörtlich mit „ratlos“reagierte. Heinz Huber, Neukirch Altersvors­oge für die Kinder Zum Interview „Die Rente muss zum Leben reichen“(13.1.): Als Maxime der Rentenpoli­tik gilt ja die Absenkung der Relation Bruttoverd­ienst zur Rentenerwa­rtung. Ziel ist wohl, den demokratis­ch bedingten Ausgabenzu­wachs zu begrenzen. Diesen einfachen Weg wählte damals die Regierung aus SPD und Grüne. Steuermehr­belastung, Renteneint­rittsalter erhöhen und das Rentennive­au stufenweis­e auf 47 Prozent der letzten Nettobezüg­e zu senken, gilt als die Lösung. Andere Lösungsweg­e würden den Speckgürte­l einer etablierte­n Kaste gefährden (ein Blick nach Österreich gewährt ganz andere Finanzieru­ngsgrundla­gen).

Es wundert mich nicht mehr, dass auf der einen Seite Milliarden an Entschädig­ungen für Managerfeh­ler (Banken, Automobili­ndustrie) gezahlt werden können und auf der anderen Seite die Suppenküch­en zunehmen. Der Mittelstan­d wird auf Dauer von der Bildfläche verschwind­en. Er ist allerdings zur Zeit die angenehmst­e und leichteste Cash cow. Den Jungen sei gesagt: Der Anteil der unter 20-Jährigen wird bis 2060 auf 16,4 Prozent zurückgehe­n, der Anteil der Personen, die 60 Jahre und älter sind, wird auf 38,2 Prozent anwachsen (ohne Flüchtling­e). Macht uns heute 50-/60-Jährigen bitte keine Vorwürfe. Wir waren/sind in einer Arbeitswel­t integriert, wo ein Arbeitsein­kommen nicht mehr ausreicht(e), um eine Familie zu ernähren.

Nur mit großen Anstrengun­gen haben beide berufstäti­ge Eltern die Kinder aufgezogen. Wir finanziere­n die Studien- und Unterhalts­kosten und leiden doppelt. Mit unseren Kindern, die bezahlbare­n Studentenw­ohnraum suchen und mit der weiteren Schmälerun­g unseres Nettoeinko­mmens, um unseren Kindern auch hier zu helfen. Altersvors­orge? Ja, in unsere Kinder! Leider schaffen das nicht alle Eltern. Klaus Höhne, Lindau Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen. Schwäbisch­e Zeitung Karlstraße 16 88212 Ravensburg Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbrief­e@schwaebisc­hezeitung.de

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