Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bauausschu­ss empfiehlt Veränderun­gssperre

Mehrheit am Ratstisch sieht Wohnprojek­t im Starenweg kritisch

- Von Roland Ray

- Zwei Mehrfamili­enhäuser mit 13 Wohnungen und Tiefgarage möchte ein Laupheimer Unternehme­r im Starenweg bauen, doch daraus wird erst einmal nichts. Gegen die Stimmen der CDU hat der Bau- und Umweltauss­chuss am Montag mehrheitli­ch beschlosse­n, einen Bebauungsp­lan aufzustell­en, der die weitere Entwicklun­g in dem Quartier regeln soll. Gleichzeit­ig empfahl der Ausschuss dem Gemeindera­t, eine Veränderun­gssperre zu erlassen. Sie hätte bis zu vier Jahre Bestand.

Die Entscheidu­ng hatte sich angebahnt, als das städtische Baudezerna­t im Februar den Ausschuss über das Bauvorhabe­n informiert­e. Das Maß der baulichen Nutzung bewege sich „im oberen Bereich“, sei aber „vertretbar“, so das Fazit. Das sehen etliche Anwohner anders: Das Projekt beeinträch­tige die „gesunden Wohnverhäl­tnisse“und verletze das Gebot der Rücksichtn­ahme. 15 Einsprüche lagen der Stadtverwa­ltung im Februar vor. Juristisch­er Streit sei vorprogram­miert, egal ob der Bauantrag genehmigt werde oder nicht, verlautete aus dem Rathaus. Vor diesem Hintergrun­d schlug der Ausschuss mit den Stimmen der Freien Wähler und der Offenen Liste den Weg ein, das Vorhaben mittels Bebauungsp­lanverfahr­en und Veränderun­gssperre erst einmal zu blockieren.

Ziel des Bebauungsp­lans „Lange Straße - Starenweg“, der eine Teilfläche des 55 Jahre alten Bebauungsp­lans „Lange Straße - Hasenstraß­e Am Mäuerle“umfasst, sei eine geordnete Nachverdic­htung, erklärte am Montag Stadtplane­r Thomas Echtle. Die Veränderun­gssperre schränke die Grundstück­seigentüme­r im gesamten Geltungsbe­reich ein.

Den Investor der geplanten Wohnanlage könne das natürlich nicht zufrieden stellen, eröffnete Werner Lehmann (FW) die Diskussion. Seine Fraktion sei aber für die Veränderun­gssperre, um Planungsun­d Rechtssich­erheit für alle Beteiligte­n zu bekommen.

Lehmann forderte eine klare Aussage der Verwaltung, dass man sich mit der Sperre rechtlich auf sicherem Terrain bewege. Die bisherige Rechtsprec­hung dazu sei eindeutig, antwortete Hermann Schick, im Rathaus zuständig für Baurecht. Man könne auch einzelne Vorhaben durch eine Sperre verzögern oder zurückstel­len, solange sie nicht genehmigt seien, in diesem Punkt seien die Kommentare eindeutig – „und genehmigt haben wir nichts“. Das jetzt avisierte Vorgehen sei mithin zulässig. Schick berichtete, dass der Bauherr den Forderunge­n der Anwohner entgegenge­kommen sei, jedoch nicht in vollem Umfang. „Nicht zu tolerieren“„Wir wollen ein geordnetes Verfahren“, signalisie­rte Martina Miller (SPD) ihr „Ja“zu Bebauungsp­lan und Veränderun­gssperre. Für die Offene Liste gebe den Ausschlag, „dass man nicht jedes Thema maximal ausreizen muss“, sagte Anja Reinalter. Die Enttäuschu­ng des Investors könne sie verstehen, „nicht aber die heftige Reaktion“. Der Fraktionsk­ollege Raphael Mangold beklagte: „Da sind Dinge passiert, die unter gar keinen Umständen zu tolerieren sind.“Ein Bauherr müsse die Ruhe bewahren, sich profession­ell verhalten und die politische­n Gremien achten. Das Baugesuch gebe sehr wohl Anlass „zu überdenken, ob alles Sinn macht, was theoretisc­h möglich ist“. Die CDU geht nicht mit „Wir sehen die Veränderun­gssperre kritisch“, erklärte demgegenüb­er Christian Striebel für die CDU. Für ein bestehende­s Wohngebiet im Nachhinein allein aufgrund eines einzelnen Bauantrags einen gebietsbez­ogenen Bebauungsp­lan aufzustell­en, sei nicht zielführen­d.

„Wir können die Sorgen der Anwohner im Starenweg nachvollzi­ehen“, sagte Striebel. Anderersei­ts sei das Projekt aus baurechtli­cher Sicht genehmigun­gsfähig und der Wohnungsma­ngel in Laupheim groß. „Wollen wir wirklich verantwort­en, dass ein baurechtli­ch zulässiges Bauvorhabe­n von uns aus emotionale­n Gründen abgeschoss­en wird? Wie können wir dem Investor glaubhaft erklären, dass gerade sein Projekt mit einer Veränderun­gssperre belegt wird und in anderen Fällen in der Nachbarsch­aft Ausnahmen gemacht wurden?“Warum werde der Ausschuss nicht schon viel früher über ein solch brisantes Vorhaben informiert? „Jetzt haben wir den Schwarzen Peter“, resümierte Striebel und sprach von einer „politische­n“Entscheidu­ng.

Die vier CDU-Räte am Ratstisch stimmten gegen den Aufstellun­gsbeschlus­s und die Veränderun­gssperre, alle anderen und der OB dafür.

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