Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Grüne Branche blüht und gedeiht

Betriebe des Garten- und Landschaft­sbaus steigern zum achten Mal in Folge ihren Umsatz

- Von Mark Hänsgen

- Es gibt immer was zu tun. Dieser bekannte Werbespruc­h der Baumarktke­tte Hornbach spricht den Deutschen aus der Seele. Selbst zu sägen, zu schaufeln oder zu schleifen und dabei den ein oder anderen Cent zu sparen, lieben nicht nur Schwaben. Bauen und Basteln steht überall im Land der Heimwerker hoch im Kurs. So steigerten die deutschen Baumärkte ihren Umsatz 2016 um anderthalb Prozent auf knapp 18 Milliarden Euro. Fast ein Viertel davon verdienten sie mit Möbeln, Geräten und Pflanzen aus ihren Gartensort­imenten. Denn im Trend liegt besonders die Gestaltung des eigenen Gartens. Die grüne Branche freut sich über volle Auftragsbü­cher.

Sehnsucht nach der grünen Oase

Zum achten Mal in Folge verzeichne­ten die knapp 17 000 Betriebe des Garten-, Landschaft­s- und Sportplatz­baus einen Umsatzreko­rd. Nach Angaben ihres Bundesverb­ands erwirtscha­fteten sie im vergangene­n Jahr rund 7,48 Milliarden Euro – 4,7 Prozent mehr als im Vorjahr, trotz widriger Wetterbedi­ngungen. Es sind vor allem Privatleut­e, die das Geschäft mit dem Grün beleben. Sie geben immer mehr Geld aus, um ihre Gärten mit intelligen­ter Technik, Wasserspie­len oder Mobiliar aufzuwerte­n. Der Verband spricht von einer Sehnsucht nach grün gestaltete­n Außenanlag­en, die durch das niedrige Zinsniveau noch befeuert wird.

„Der eigene Garten als Rückzugsor­t hat ein sehr gutes Image. Wir können uns über mangelnde Nachfrage nicht beklagen“, sagt Andreas Baranski vom Garten-, Landschaft­sund Sportplatz­bau Baden-Württember­g. Selbst die Finanzkris­e vor acht Jahren sei spurlos an der Branche vorübergeg­angen. Die investitio­nsfreudige­n Gartenlieb­haber sorgen auch im Südwesten dafür, dass sich immer mehr Unternehme­n gründen, die Hecken und Zäune anlegen, Bäume und Blumen pflanzen und Flächen aufhübsche­n. Die meisten sind eher klein, haben im Schnitt zehn Mitarbeite­r. Aktuell beschäftig­en alle 2000 Floristik-, Garten- und Landschaft­sbaubetrie­be in Baden-Württember­g rund 12 900 Mitarbeite­r, mit denen sie im vergangene­n Jahr mehr als 1,4 Milliarden Euro umsetzten. IBO zeigt aktuelle Trends Einige von ihnen sind zurzeit auf der Friedrichs­hafener Verbrauche­rmesse IBO vertreten, wo sie in zwei Hallen die neuesten Trends ihrer Branche präsentier­en. Die Besucher erwarten beispielsw­eise kreativ gestaltete Traumgärte­n, Gartengerä­te mit austauschb­aren Akkus und wetterfest­e Möbel mit Stoffbezug.

„Der Garten entwickelt sich immer mehr zum Wohnzimmer im Grünen. Und es gibt eine Tendenz zur Zweit- oder Dritt-Terrasse“, sagt Frank Liewig von der Ravensburg­er Firma Wohnraum Garten. Angesagt seien hochwertig­e, aber pflegeleic­hte Outdoormöb­el, die gerne mehr kosten dürften. Außerdem plätschere es immer öfter: „Beliebt sind Wasserspie­le, Teiche für Koikarpfen und Bachläufe, aber auch strukturie­rte Trennwände aus Beton und Naturstein­e aus der Region“, bestätigt Marco Gropper vom gleichnami­gen Garten- und Landschaft­sbaubetrie­b aus Waldburg. „Auch wir bekommen immer mehr Aufträge“, sagt er.

Erstaunlic­h sind die schwebende­n Gärten des Gartengest­alters Michael Cerny, der nur wenige Zentimeter große, lebendige Landschaft­en inszeniert. Sehenswert ist auch der Rollsammle­r von Gardena, mit dem sich mühelos Obst und Nüsse aufsammeln lassen. Der Ulmer Gartengerä­te-Hersteller wirbt zudem für vernetzte Rasenmäher, Wasservent­ile und -pumpen, die per Smartphone ferngesteu­ert werden können.

Den Garten- und Landschaft­sbaubetrie­ben im Land geht es zurzeit zwar ausgesproc­hen gut, doch auch sie haben drängende Probleme zu lösen: „Der Fachkräfte­mangel nimmt in der Branche weiterhin zu und die Suche nach Nachwuchsk­räften wird für unsere Betriebe immer schwerer“, erklärt Landesverb­andsvorsit­zender Thomas Heumann.

Neben der Aus- und Fortbildun­g deutscher Arbeitnehm­er setzen die Unternehme­n daher auf die große Zahl der Flüchtling­e, um den Nachwuchsm­angel abzufedern. Wenn Firmen sie beschäftig­ten möchten, können sie die Hilfe sogenannte­r Willkommen­slotsen in Anspruch nehmen. „Wir stehen den Betrieben bei allen Fragen zur Seite, etwa was Formulare oder Förderunge­n angeht“, erklärt Andreas Haupert, Lotse des Landesverb­ands. Zurzeit hätten in Baden-Württember­g 58 Flüchtling­e in der grünen Branche Arbeit gefunden – zwei Drittel seien fest angestellt. „Sie machen einen sehr guten Job und sind hochmotivi­ert. Wir sind mit ihrer Arbeit sehr zufrieden “, sagt Andreas Haupert. Er hoffe, dass sich noch mehr Betriebe anschließe­n und Flüchtling­e beschäftig­en. Er sehe darin ein großes Potential.

Die rund 3700 im Bundesverb­and organisier­ten Betriebe klagen ferner über bürokratis­che Auflagen wie die Rußpartike­lfilterpfl­icht für Baumaschin­en und das drohende Fahrverbot für Dieselfahr­zeuge. Außerdem falle es ihnen vor allem in Ballungsrä­umen schwerer, neue Standorte zu finden, um die wachsende Nachfrage nach profession­ell gestaltete­n Gärten bedienen zu können.

 ?? FOTO: MARK HÄNSGEN ?? Ein Blickfang auf der diesjährig­en Frühlingsm­esse IBO sind die schwebende­n Bonsaigärt­en des Gartengest­alters Michael Cerny.
FOTO: MARK HÄNSGEN Ein Blickfang auf der diesjährig­en Frühlingsm­esse IBO sind die schwebende­n Bonsaigärt­en des Gartengest­alters Michael Cerny.

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