Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Würzburger Nächte sind lang
„Lammbock“-Nachfolger „Lommbock“kommt ins Kino: amüsant mit wenig Tiefgang
Mit „Lammbock“, diesem etwas ungelenken, aber sympathisch anarchischen Kifferfilm, gab der Regisseur und Drehbuchautor Christian Zübert 2001 sein Debüt. Fast eine Million Besucher sahen damals Kai und Stefan, gespielt vom angehenden Star Moritz Bleibtreu und vom Neuling Lucas Gregorowicz, beim wenig erfolgreichen Versuch erwachsen zu werden. Eine schöne Ausbeute für einen Film mit einem Budget von 1,7 Millionen Euro.
Die Produktion von „Lommbock“dürfte nun ein Vielfaches verschlungen haben. Die Eingangsequenz mit dem Gute-Laune-Reggae „Herbalife“von Alborosie gibt den Ton an: Da will einer zeigen, was er gelernt hat in den zurückliegenden Jahren. Es ist Züberts siebte Regiearbeit, er hat fürs Fernsehen produziert, zwei GrimmePreise eingesackt sowie Auszeichnungen bekommen für Kinderfilme, „Tatort“-Folgen und das klasse Drehbuch zu „Dreiviertelmond“.
In „Lammbock“führt Zübert die alten Freunde wieder, weswegen er Stefan zurück in die Heimatstadt Würzburg schickt, wo er seine Geburtsurkunde für die bevorstehende Hochzeit in Dubai abholen soll. Stefan war beruflich leidlich erfolgreich, wenn auch lange nicht so wie seine Braut Yasemin und vor allem deren einflussreicher Vater. Mit Schwiegervaters Kohle im Rücken ist Stefans Traum von der Strandbar zum Greifen nah.
Dass der Kurzbesuch in der Heimat anders verläuft als beabsichtigt, ist sonnenklar. Kai ist zwar inzwischen verheiratet und (überforderter) Ziehvater eines pubertierenden 15-Jährigen, aber im Kopf keinen Meter vorangekommen. Sein dahinsiechender Asia-Lieferservice „Lommbock“ist beredtes Zeugnis der Entwicklung, die der Berufsjugendliche hinter sich hat: Aus A wurde O. Auch ein paar altbekannte Figuren aus „Lammbock“beweisen Beharrungsvermögen, allen voran Wotan Wilke Möhring alias Frank, der sich als Tourette-Syndrom-geschädigter Dauerhippie längst um den Verstand gekifft hat. Enorm weiterentwickelt hat sich dagegen Stefans Vater: Elmar Wepper glänzt in einer der schönsten Szenen des Films mit seiner Schmerztherapie gegen den Grünen Star: Haschisch aus der Pfeife.
Klassischer Komödienstoff. Zübert destilliert daraus einige witzige Momente und ein paar echte Lacher. Für eineinhalb unbeschwerte Stunden ohne Tiefgang reicht der Plot aus, Grund für einen euphorischen Ausbruch liefert er nicht. „Ich halte das Drehbuch für einen großen Wurf“, hat Moritz Bleibtreu zu Protokoll gegeben. Ein Freundesdienst vermutlich. Zübert selbst scheint seiner Geschichte nicht zu vertrauen, sonst hätte er kaum den Musikeinspielern unangemessen großen Raum beigemessen. Weniger wäre mehr gewesen gilt auch für das Overacting von Lucas Gregorowicz.
Einem großen Wurf am nächsten kommen vielleicht die Bilder von Kamerachef Philipp Peschlow, die den eigentlichen Star von „Lommbock“ins rechte Licht rücken: Würzburg, die Heimat von Christian Zübert. Die malerische Universitätsstadt am Main ist als Filmkulisse weniger bekanntes Terrain. Peschlow tut alles, um das zu ändern.