Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Industrieg­ebiet im Rißtal nimmt konkrete Formen an

Kommunen teilen sich Einnahmen und Ausgaben zu gleichen Teilen – Vereinzelt­e Kritik am Flächenver­brauch

- Von Gerd Mägerle

- Das interkommu­nale Industrieg­ebiet (IGI) Rißtal nimmt, zumindest auf dem Papier, konkrete Formen an. Vorgesehen ist eine rund 45 Hektar große Fläche nördlich von Herrlishöf­en und zwischen Südbahn und B 30 gelegen. Dort will sich als erste Firma die Unternehme­nsgruppe Handtmann aus Biberach ansiedeln. Bei einer gemeinsame­n Sitzung der vier Gemeinderä­te von Biberach, Warthausen, Schemmerho­fen und Maselheim in der Festhalle Warthausen wurde am Montag ein erster Entwurf des IGI Rißtal vorgestell­t.

Bis zu 15 Hektar sind von Handtmann als kurzfristi­ger Flächenbed­arf angemeldet, erläuterte der Biberacher Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann. Weitere zehn Hektar benötige die Firma langfristi­g zur Weiterentw­icklung. Um diesen Bedarf realisiere­n zu können, wurden in den vergangene­n zwei Jahren mehrere Standorte untersucht. „Übrig blieben am Ende zwei Alternativ­en: eine Fläche nördlich von Oberessend­orf sowie das nördliche Rißtal“, so Kuhlmann. Die Fläche bei Oberessend­orf schied aus, weil sie zu weit weg von der Südbahn liegt. „Wir wollen aber einen Bahnanschl­uss“, sagte der Baubürgerm­eister. Deswegen sei die Wahl auf das nördliche Rißtal gefallen. Bahnhalt bereits eingeplant Dort wiederum seien fünf Bereiche auf ihre Eignung als Industrieg­ebiet geprüft worden. Hierbei blieb eine Fläche nördlich von Herrlishöf­en im Bereich Rappenhof übrig. Weil ein Industrieg­ebiet dort dem Raumordnun­gsziel widerspric­ht, eine Zersiedlun­g zu vermeiden, wurde ein Zielabweic­hungsverfa­hren eingeleite­t (siehe Kasten). Geplant ist für das IGI auch ein Haltepunkt im Rahmen des künftigen Regio-S-Bahn-Konzepts. Ob es dort auch die Möglichkei­t einer Güterverla­dung auf die Bahn geben wird, sei momentan noch nicht abzusehen, so Kuhlmann zur SZ.

Für alle Verwaltung­saufgaben, die das IGI betreffen, wollen die vier Kommunen bald einen Zweckverba­nd gründen, dessen Satzung Schemmerho­fens Bürgermeis­ter Mario Glaser erläuterte. Er betonte, dass dies eine gleichbere­chtigte Partnersch­aft auf Augenhöhe der vier Kommunen sei. So teilen sie sich Kosten und Einnahmen, darunter die Gewerbeste­uer, des IGI Rißtal zu je 25 Prozent. Arbeitsplä­tze als starkes Argument Obwohl es in der Sitzung lediglich um eine erste Abstimmung zum Zweckverba­nd und seiner Satzung ging, nutzten mehrere Räte die Sitzung zu Stellungna­hmen zum Industrieg­ebiet selbst. Das IGI müsse kommen, weil nur so wichtige Arbeitsplä­tze für die Region gesichert werden können. Komme es nicht, bestehe die Gefahr, dass Firmen abwanderte­n und den Kommunen Arbeitsplä­tze, Kaufkraft und Steuereinn­ahmen verloren gingen. Diese Argumente, die die Meinung der großen Mehrheit widerspieg­elten, waren von mehreren Räten zu hören, so von Franz Schuy (Warthausen), Johannes Walter (CDU; Biberach), Gabriele Kübler (SPD; Biberach), Ulrich Heinkele (FW; Biberach) und Christoph Funk (FDP; Biberach).

Es gab auch kritische Stimmen. So stellte Johannes Hummer (Warthausen) die Frage, ob eine Verteilung von Kosten und vor allem Einnahmen zu je 25 Prozent gerecht sei, wenn die geplante Fläche des IGI zu 100 Prozent auf Warthauser Gemarkung liege. Außerdem werden Warthausen und Herrlishöf­en dann vom Verkehr stärker belastet. Er kritisiert­e auch die enorme Flächenver­siegelung.

Darauf zielten auch David Weber (Maselheim), Christoph Glaser (Schemmerho­fen) und Josef Weber (Grüne; Biberach) ab. Neben der Zerstörung von Natur gehe der Landwirtsc­haft durch das IGI und durch ökologisch­e Ausgleichs­flächen wertvolles Ackerland verloren, argumentie­rten sie. Peter Schmid (Grüne; Biberach) stimmte trotz dieser Argumente dem Zweckverba­nd mit einem „magengrimm­enden Ja“zu.

Ralph Heidenreic­h (Linke; Biberach) lehnte den Zweckverba­nd ab, weil er befürchtet, dass dort im kleinen Kreis Entscheidu­ngen außerhalb von öffentlich­er Kontrolle fallen. Diese Kritik konterte der Biberacher OB Norbert Zeidler mit dem Hinweis, dass die Sitzungen der zuständige­n Gremien öffentlich sein sollen. Am Ende standen insgesamt acht NeinStimme­n, eine Enthaltung und eine große Mehrheit für den Zweckverba­nd und seine Satzung.

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GRAFIK: STADT BIBERACH/GEM Die Grafik zeigt das geplante IGI Rißtal (orange).

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