Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Kein Leitdamm ohne Baugebiet“
Gemeinde Burgrieden ringt um Hochwasserschutz für Ortsteil Hochstetten
- Die wiederholten Überschwemmungen im vergangenen Jahr und als Folge enorme Schäden für Bürger im Ortsteil Hochstetten haben die Gemeinde vor massive Probleme gestellt. Aus diesem Grund hatte am Donnerstagabend die Verwaltung die Öffentlichkeit in den Bürgersaal des Rathauses eingeladen. Einziges Thema: „Überflutungsschutz Hochstetten.“
Das Interesse daran war groß; mehr als 60 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um über den Stand der Dinge informiert zu werden und mit der Verwaltung auf Augenhöhe diskutieren zu können. Der Gemeinde war nach den Starkereignissen vorgehalten worden, in der Vergangenheit nicht genügend für einen effektiven Hochwasserschutz in Höhenweg, Laupheimer- und Steigerstraße gegen wild abfließendes Hangwasser getan zu haben. Diese Anschuldigung wollten Gemeindeverwaltung und Gemeinderat schon seinerzeit so nicht auf sich sitzen lassen, weshalb sie vorab etliche Vorabmaßnahmen in Sachen Überflutungsschutz in die Wege geleitet hatten.
In einer öffentlichen Sitzung im Juli vergangenen Jahres stellte Ingenieur Erwin Schmid aus Mittelbiberach die von der Gemeinde in Auftrag gegebene Prüfung vor, die herausfinden sollte, wie die Häuser vor den Wasserfluten am effektivsten geschützt werden könnten. Teil der Schmid-Studie war der Bau eines Leitdammes südlich der Häuser des Höhenweges sowie eines Rückhaltebeckens bei der Laupheimer Straße, um das Wasser dort gezielt einzuleiten. Außerdem sollte im östlichen Bereich des Höhenwegs der ohnehin sanierungsbedürftige Kanal durch einen neuen, mit etwas größerer Dimensionierung ersetzt, der „Hochstetter Graben“verdolt und die „Hochstetter Kiesgrube“an der Gemeindeverbindungsstraße nach Bühl so umgestaltet werden, dass sie als Rückhaltebecken genutzt werden kann.
Diese planerischen Ideen wurden seinerzeit an einem „runden Tisch“mit Grundstückseigentümern, Anwohnern, Gemeindeverwaltung und dem Ingenieurbüro erörtert. Schon damals sei von Bürgermeister Josef Pfaff versichert worden, dass ein Neubaugebiet im Bereich oberhalb des Höhenweges nicht möglich und auch von der Gemeinde nicht vorgesehen sei, weil es sich im Außenbereich befinde. An diese Aussage erinnerten Anwohner des Höhenwegs in einem Schreiben an das Regierungspräsidiums Tübingen. „Über die Zeitung erfuhren wir ein halbes Jahr später, dass der angedachte Hochwasserschutz plötzlich mit einem Neubaugebiet verknüpft werden soll“, monierten sie.
Soviel an dieser Stelle zur Vorgeschichte. Bei der Versammlung am Donnerstag ging Bürgermeister Josef Pfaff nochmals auf die komplexe Thematik und auf den an das RP Tübingen adressierten Einspruch ein. Eine Stellungnahme aus Tübingen stehe noch aus. Im Moment befinde sich alles noch in einem Findungs-/ Planungsprozess, doch sei man jetzt an einem Punkt angelangt, an dem man sich entscheiden müsse, was man in Sachen „Überflutungsschutz“zu tun gedenke. Die Öffentlichkeit solle frühzeitig in ein mögliches Bebauungsplanverfahren eingebunden werden, erklärte Pfaff. Ingenieur Erwin Schmid bekräftigte nochmals, dass ein solches Projekt wachsen müsse, es müssten Rahmenbedingungen eingehalten und verschiedene Aspekte abgewogen werden. Es gelte, das Ganze in ein Paket zu schnüren, mit dem alle leben könnten und auch kostenmäßig vertretbar sei. Pfaff sieht kein Versäumnis Der Geltungsbereich „Bebauungsplan Gassenberg“umfasse 70 Hektar, in dem etwa 30 Wohngebäude erstellt werden könnten, so der Schultes. Im Übrigen sehe er von Seiten der Gemeinde kein Versäumnis. In der Folge kam eine lebhafte, insgesamt sachliche Diskussion in Gang, die sich hauptsächlich auf den Bau eines Leitdammes, das Baugebiet und die Maßnahmen einer gesicherten Zuleitung des bislang wild abfließenden Hangwassers in Hochstetten bezogen. Auch die Initiatoren des Einspruchs erklärten, dass sie sich einen solchen Leitdamm wünschten, dieser aber nicht an ein Neubaugebiet im Bereich oberhalb des Höhenwegs gekoppelt werden sollte. Gegen diese Vorgehensweise habe man sich in dem Schreiben an das RP ausgesprochen, erklärten sie bei der Infoveranstaltung.
Wiederholt wurde von verschiedener Seite an die Vernunft appelliert, in einem konstruktiven Miteinander eine vernünftige Lösung anzustreben, „denn wir brauchen den Hochwasserschutz, der muss über allen persönlichen Interessen stehen“. Die Verwaltung bekräftigte nochmals unmissverständlich: „Kein Leitdamm ohne Baugebiet.“
„Aus meiner Sicht haben wir heute mehr erreicht, als ich zu hoffen gewagt habe“, sagte ein sichtlich erleichterter Bürgermeister am Ende des Tages. Gleichwohl ist die Sache noch nicht gegessen, jetzt kommt das Thema vor den Gemeinderat.