Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Letzter Akt einer Ulmer Institutio­n

Beim Modehaus Honer gehen langsam die Lichter aus

- Von Oliver Helmstädte­r

Der Anfang vom Ende hat am Donnerstag begonnen: „Wir schließen. Totalräumu­ngsverkauf“steht in großen Lettern an einem der ältesten Modeläden der Stadt. Nach 80 Jahren wird Honer an einem Donnerstag im Juni für immer schließen: Am 29. Juni gehen die Lichter für immer aus. Dem Vernehmen nach gibt es bereits mehrere Interessen­ten für das Gebäude mit 2500 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche, die zu einer Hälfte der Familie von Geschäftsf­ührer Matthias Bleicher gehören soll und zur anderen einer Erbengemei­nschaft. Die Verhandlun­gen sollen in den Endzügen sein, wie es in Ulmer Händlerkre­isen heißt. Bleicher war am Donnerstag für unsere Zeitung nicht zu erreichen.

Ulms Citymanage­r Henning Krone hat keine Befürchtun­gen, dass dort an Neuen Straße ein weiterer Leerstand entsteht. „Dafür ist die Lage einfach zu gut.“Zumal die Neue Mitte durch mehrere Investitio­nen in der jüngsten Vergangenh­eit noch attraktive­r wurde: So wird bald im ehemaligen Modehaus Jung der Ulmer Großgastro­nom Eberhard Riedmüller ein neues Barfüßer-Brauhaus eröffnen und auch die Bill-Bar wurde renoviert.

Was die Branchen angeht, hält Krone (fast) alles für möglich: Von Möbeln über Textil bis hin zu einem weiteren Drogeriema­rkt. Krone vermutet, dass die Immobilie in Zukunft aufgeteilt wird. Er könnte sich auch vorstellen, dass sich mehrere, inhabergef­ührte Läden die Miete teilen und einen „Shop-in-Shop“-Laden eröffnen. In anderen Städten funktionie­re dies gut. Nicht willkommen ist in seinen Augen ein „Ramsch-Geschäft“. Der ein 1-Euro-Laden etwa, passe aus seiner Sicht nicht in die hochwertig­e Umgebung.

Erst 2015 hatte die Familie Bleicher zwei Millionen Euro in eine Generalsan­ierung des Gebäudes gesteckt. Für Aufsehen sorgten bedruckte Teppiche etwa in Riffelblec­h-Optik und exakt angepasste Großdrucke, die unterschie­dlichste Fassaden exakt kopieren. Nun wird wohl alles rausgeriss­en, weil der hohe Wettbewerb­sdruck in der Bekleidung­sbranche keine Gewinne mehr zuließ.

Weiter geht es im Gegensatz zu Honer wohl mit der Ulmer Filiale der insolvente­n Modehauske­tte Wöhrl. Die Gläubiger stimmten dem Sanierungs­plan des Wöhrl-Enkels Christian Greiner einstimmig zu.

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FOTO: KAYA Im Ulmer Modehaus Honer hat der Räumungsve­rkauf begonnen.

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