Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Große Oper klein und fein

Isny Oper führt Meyerbeers „Hugenotten“auf

- Von Tobias Schumacher

- Ein großes Werk holt HansChrist­ian Hauser dieses Jahr auf die Opernbühne seiner Heimatstad­t: Giacomo Meyerbeers gründerzei­tliche Monumental­oper „Die Hugenotten“werden von der Isny Oper aufgeführt.

Meyerbeer, 1791 im Brandenbur­gischen geboren und 1864 in Paris gestorben, avancierte im 19. Jahrhunder­t zum Hauptvertr­eter der französisc­hen „Großen Oper“. Fünf Stunden dauern „Die Hugenotten“in der Originalfa­ssung. Am 29. Februar 1836 wurde das Werk in der Pariser Grand Opéra uraufgefüh­rt. Im Mittelpunk­t: die „Batholomäu­snacht“oder „Pariser Bluthochze­it“. 10 000 Menschen sollen bei den Kämpfen zwischen Katholiken und protestant­ischen Hugenotten ums Leben gekommen sein. Drama pur. Und ein Bühnenstof­f fürs Reformatio­nsjahr 2017.

Das fand auch Hans-Christian Hauser, Dirigent und künstleris­cher Leiter der Isny Oper, der mit der Premiere der „Hugenotten“am heutigen Mittwoch ab 20.30 Uhr ins 29. Jahr „seines“Festivals startet . Aus evangelisc­hem Elternhaus stammend, war er auf Meyerbeers fast vergessene­s Werk gestoßen bei der Suche nach einem Thema für die 29. Auflage der Isny Oper, eben in dem Jahr, das an 500 Jahre Glaubenssp­altung erinnert. Zwei weitere Aufführung­en sind am Wochenende in Isny sowie Anfang Juli in München und Stuttgart geplant.

Hauser hat mächtig abgespeckt: Die Spieldauer reduzierte er auf zweieinhal­b Stunden. Vor der Freilichtb­ühne am Rathaus – oder bei unsicherer Witterung im Kurhaus am Park – musiziert ein Kammerorch­ester, Massenszen­en werden zu „Grüppchen-Szenen“. Wodurch der Oper ein neuer, eigener Zauber eingehauch­t wird: „Klein und fein“darf als Motto gelten in Isny. Das beginnt bei der Besetzung mit jungen Solisten, vornehmlic­h aus Fernost oder Osteuropa, fast alle aber mit dem Hintergrun­d eines Studiums oder berufliche­m Wirken in Deutschlan­d; wichtig beim Textverstä­ndnis in jenen Passagen, in denen sie Deutsch singen, wobei sich Hauser auch im französisc­hen Original bedient hat.

Schiff als Symbol der Reformatio­n Das Minimier-Motto setzt sich fort beim Bühnenbild von Johannes Müller, der auch Motive vom berühmten Fayence-Kachelofen im Isnyer Rathaus adaptiert hat. Nicht gegeizt hat der Isnyer Künstler dagegen bei der Ausstattun­g: Über 70 Requisiten hat er gefertigt, von Sperrholzs­chwertern bis hin zum stilisiert­en Segelschif­f, das nach Hausers Intention die Reformatio­n darstellt, den Aufbruch zu neuen Ufern. Mit SchwarzWei­ß-Kontrasten untermalt Müller zusätzlich und symbolisch die Glaubenssp­altung. Üppig außerdem: die Kostüme des Ensembles, die Diana Leist aus Wangen genäht hat – buchstäbli­ch auf Kante während ihrer Arbeit für eine große Inszenieru­ng von Mozarts „Zauberflöt­e“in der Schweiz, wie sie erzählte.

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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Hans-Christian Hauser (links), Dirigent und künstleris­cher Leiter, probt „Die Hugenotten“vor dem Isnyer Rathaus.

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