Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Das Verhältnis ist schlecht
Zum Artikel „Erdogans Redewunsch in Deutschland kommt mehr als ungelegen“(24.6.): Nicht das deutsch-türkische Verhältnis ist schlecht, nur das Verhältnis zu Präsident Erdogan ist schlecht.
Erst lässt er deutsche Parlamentarier nicht nach Incirlik zum NatoTruppenbesuch einreisen. Der Umzug nach Jordanien kostet uns unnötige Millionen.
Dann besitzt er die Frechheit und will in Deutschland vor türkischen Bürgern Wahlpropaganda betreiben, was automatisch massive Demonstrationen der Kurden auslösen würde. Die Sicherheitsvorkehrungen würde der deutsche Steuerzahler bezahlen – eine Zumutung!
Erdogan schickt auch seine Mullahs über Ditib zu uns. Leider sind darunter auch Hassprediger, die hier nichts zu suchen haben. Volker Mattausch, Munderkingen
Grenze überschritten
Zum selben Thema: Wenn ein türkisches Staatsoberhaupt das heutige seit Jahrzehnten demokratisch geführte Deutschland öffentlich als „Nazi-Deutschland“bezeichnet, ist eine Grenze überschritten, die unter befreundeten Völkern eigentlich undenkbar ist. Insofern halte ich auch jede Toleranz gegenüber diesem Politiker für verfehlt. Sein öffentlicher Auftritt in Deutschland wäre nach dem Vorgefallenen für mich eine Beleidigung als deutscher Staatsbürger. Bevor Herr Erdogan in Deutschland wieder öffentlich reden darf, erwarte ich zumindest eine Distanzierung von seinen Hasstiraden. Wolfgang Uhse, Friedrichshafen
Lösungen nicht aufschieben
Zum Artikel „Schulz knöpft sich Merkel vor“(26.6.): Ob es die Wählerschaft stark beeindruckt, wenn der Altkanzler Schröder wohlfeil „Vinceremos“in den Parteitagssaal ruft, oder wenn der SPD-Parteivorsitzende Schulz der Kanzlerin jetzt plötzlich – ähnlich wie die AfD – einen „Anschlag auf die Demokratie“vorhält, wird sich am 24. September weisen. Die Pläne der SPD für die Steuer-und Rentenpolitik in den nächsten Jahren sind ja plausibel, aber recht konventionell. Und sie haben einen gravierenden Nachteil, der auch die anderen politischen „Mitbewerber“im bisherigen Wahlkampf trifft.
Wo ist der große Aufschlag, um mit einem ganzheitlichen Politikkonzept der Herausforderung der dritten technischen Revolution zu begegnen? Die Digitalisierung hält schon jetzt Einzug in vielen Industriezweigen und in manchen Dienstleistungsberufen, was die Beschäftigten sehr beunruhigt und wo sie von der Politik schlüssige Antworten erwarten. Da geht es nicht nur um die gefährdeten Arbeitsplätze.
Das hat erhebliche Konsequenzen, auch für das gegenwärtige Steuer-, Sozialversicherungs- und Rentensystem, bis hin zum Bildungssektor. Mit den bisher bekannt gewordenen systemimmanenten Wahlversprechen lassen sich die gewaltigen Probleme der Altersarmut für die Babyboomer-Generation nicht nachhaltig überwinden.
Dies gilt für viele prekär Beschäftigte, ebenso für teilzeitbeschäftigte und alleinerziehende Frauen sowie für Langzeitarbeitslose und Ungelernte in den kommenden 20 bis 30 Jahren. Die wahlkämpfenden Parteien sollten die Lösung dieser Probleme nicht auf die lange Bank schieben! Sonst werden die Wähler bald ernsthaft um die Sicherung der Demokratie vor Anschlägen kämpfen müssen. Willi Bernhard, Meckenbeuren
Der wahre „Anschlag auf die Demokratie“
Zum Leitartikel „Eine Rede macht noch keine Wende“und zum Bericht „Schröder als Mutmacher“über den SPDBundesparteitag (26.6.): Die SPD hat nichts dazugelernt: Der vor Monaten gefeierte Kanzlerkandidat hat mit seiner Brandrede den fragwürdigen „Fingerzeig“seines gleichfalls unglücklichen Vorgängers noch übertroffen.
Mit deren Kernaussage hat er womöglich tatsächlich eine „Wende“geschafft – die endgültige Abkehr der bislang noch unsicheren Wähler von der SPD.
Beleidigungen des politischen Gegners noch dazu, ausgerechnet gegenüber der von der Bevölkerung weitgehend akzeptierten, respektierten Kanzlerin und zudem innerhalb einer funktionierenden Großen Koalition disqualifizieren und entlarven durchaus – den womöglich bereits in der Tat „verzweifelten“Redner, der selbst aus der Sicht der bis vor Kurzem von ihm Begeisterten hier weit über das Ziel hinausschießt.
Seine unüberlegt-gedankenlose Entgleisung ist der wahre „Anschlag auf die Demokratie“. In Zeiten wie diesen müssen wir alle, erst recht unsere Politiker, auf unsere Wortwahl achten: den Begriff „Anschlag“ausschließlich in Zusammenhang mit dem internationalen Terrorismus verwenden, keineswegs das Demokratieverständnis einer mehrfach wiedergewählten Demokratin infrage stellen. Ein bisschen muss ich mich nun sogar für die einstige große Arbeiterpartei fremdschämen.
So ganz sollten wir dem Begriff „Genossen“dann aber doch nicht abschwören: „Genossen“habe ich nämlich manche Reden unseres Außenministers Gabriel und unseres Bundespräsidenten Steinmeier (dessen beeindruckendes Opfer des Verzichts auf den Parteivorsitz beziehungsweise noch beeindruckender aus Liebe zu seiner Frau uns parteiübergreifend als leuchtendes Vorbild in Erinnerung ist). Die SPD ist noch nicht verloren – nur nunmehr wohl endgültig ihr sich fatal vergaloppierender Vorreiter Schulz. Fred Maurer, Aalen
Mehr und gute Priester werden benötigt
Zum Artikel „Ruf nach Reform“(22.6.): Endlich kommt der Ruf und Bewegung nach der Abschaffung des Pflichtzölibats. Ich denke, dass auch Pfarrer das Recht haben, wie jeder andere Mensch zu leben. Dazu gehört eine Frau an seiner Seite und eine eigene Familie.
Natürlich belastet der Pfarrermangel die Seelsorge, wenn ein Pfarrer bis zu sieben Pfarrgemeinden betreuen muss.
Mehr und gute Priester werden dringend benötigt. Die Kirche muss sich wandeln, um bestehen zu können. Wenn man heute in einen Gottesdienst geht, sieht man vorwiegend ältere Personen und Rentner (innen). Kinder fehlen, außer an den hohen Feiertagen sowie Erstkommunion und Firmung, fast ganz.
Ich habe mich schon oft gefragt: Wer wird wohl in ungefähr 25 bis 30 Jahren überhaupt noch in die Kirche gehen?
Es ist wirklich höchste Zeit zum Handeln. Die Kirche muss unbedingt – bis auf die Kernpunkte – den Gottesdienst zeitgemäßer und leichter gestalten und muss einen guten Kompromiss für Alt und Jung finden. Wahrlich keine leichte Aufgabe, aber wirklich unverzichtbar. Franz Ströbele, Fischbach Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass wir für die Veröffentlichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalten müssen. Leserzuschriften stellen keine redaktionellen Beiträge dar. Anonyme Zuschriften können wir nicht veröffentlichen.