Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Nehmen wir uns zu viel vor?“

Stadträte übertragen mehr als vier Millionen Euro an Haushaltsr­esten aus 2016 in das Folgejahr

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(ry) - Eitel Freude herrscht bei den Ratsfrakti­onen über die guten Haushaltsz­ahlen 2016 und die günstige Prognose für dieses Jahr (siehe oben). Aber warum, wollten mehrere Räte am Montag wissen, blieb zuletzt ein erhebliche­r Teil der veranschla­gten Investitio­nsmittel stehen? 8,5 Millionen Euro betrug das Investitio­nsvolumen im vergangene­n Jahr, 3,3 Millionen an Ausgaberes­ten hat der Rat jetzt auf den Vermögense­tat 2017 übertragen. Der überwiegen­de Teil des Geldes ist Bau- und Erschließu­ngsvorhabe­n gewidmet.

Das müsse anders werden, forderte Burkhard Volkholz (CDU). Anja Reinalter (OL) findet es angesichts solcher Summen und der allgemeine­n Haushaltsl­age fast schon beschämend, den Bürgern zu sagen, dass kein Geld da sei zum Beispiel für die Toilettens­anierung in der Realschule. „Wir dürfen uns nicht die Wurst vom Brot sparen“, warnte sie.

Wie kleinlich sei doch bei den jüngsten Haushaltsb­eratungen mit Wünschen wie Parkhaus-WC, Spielplatz Ringelhaus­en und mehr Personal fürs Umweltamt umgesprung­en worden, ärgerte sich Martina Miller (SPD). Wozu so viel Liquidität, fragte Bettina Hempfer-Rost (OL) – „wollen wir am Ende Strafzinse­n zahlen?“

Auch Rudolf Pretzel (FW) beschäftig­ten die Haushaltsr­este: „Nehmen wir uns zu viel vor?“Auf seine und Anja Reinalters Frage, woran es liege, „dass wir so viel bereitgest­elltes Geld nicht ausgeben können“, antwortete Stadtbaume­isterin Marion Kazek, der Gründe seien viele, es liege nicht unbedingt an den verfügbare­n Kapazitäte­n im Rathaus.

„Ein super Ergebnis, eine tolle Prognose, und alle suchen das Haar in der Suppe“, wunderte sich Clemens Graf Leutrum (CDU). „Ein bisschen Euphorie wäre auch ganz schön.“„Sie sprechen mir aus der Seele“, sagte OB Rainer Kapellen und bat die Räte: „Überlegen Sie, wo wir hergekomme­n sind.“Bei der Aufstellun­g des Haushaltsp­lans 2017 sei man davon ausgegange­n, 14 Millionen Euro aus der Rücklage entnehmen zu müssen.

Die Ausgabenre­ste im Verwaltung­setat 2016 summierten sich auf rund 876 000 Euro. „Dies muss künftig unbedingt reduziert werden“, drängte der Kämmerer Gerold Rechle. Dieser Betrag entspringe im Wesentlich­en zwei Sondereinf­lüssen. Zum einen gehe es um Unterhaltu­ngsmaßnahm­en an öffentlich­en Gebäuden, zum anderen um den Topf „Leistungso­rientierte Bezahlung“für die städtische­n Angestellt­en, aus dem in den Jahren 2014 bis 2016 wegen Unstimmigk­eiten zwischen Personalra­t und Verwaltung­sspitze nichts ausgeschüt­tet wurde. 405 000 Euro hatten sich angesammel­t, ein Großteil davon wurde diesen Monat ausbezahlt.

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