Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Elf Projekte sollen den Hochwasser­schutz verbessern

Stadt stellt Konzept vor, Gemeindera­t legt Prioritäte­n fest – Bewohner der „Insel“sind alles andere als überzeugt

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(ry) - Elf Positionen umfasst eine Liste mit Maßnahmen für einen besseren Hochwasser­schutz in Laupheim, die die Stadt in Zusammenar­beit mit Fachleuten ausgearbei­tet hat. Am Montag wurde sie im Gemeindera­t vorgestell­t. Mit Zustimmung des Rats haben vier Aufgaben Priorität:

Der Straßendam­m der L 257 (Laupheim-Untersulme­tingen) stellt eine Barriere für das von Süden nach Norden fließende Hochwasser aus Dürnach, Saubach und Riß dar. Diese Barriere ist an der Bahnbrücke jedoch unterbroch­en und ermöglicht einen konzentrie­rten Zufluss zum Westbahnho­f. Durch den Bau eines überfahrba­ren Damms soll ein Hochwasser­zufluss zum Westbahnho­f unter der Bahnbrücke der L 257 hindurch künftig unterbunde­n werden. Der Damm schließt an den Bahndamm und das Brückenwid­erlager an. Kosten: etwa 160 000 Euro.

Die Hoffläche des Parkbads wird abgesenkt; bisher neigt sie sich zum Gebäude hin, was aus Sicht des Hochwasser­schutzes falsch ist. Die Änderung kostet 225 000 Euro.

Am Ortseingan­g des Hardter Wegs in Baustetten wird ein Einlaufbau­werk durch einen optimierte­n Neubau ersetzt. Die Kastenrinn­e am Hangweg wird vergrößert und das Bankett am Feldrand als Mulde ausgebilde­t. Das Regenbecke­n kann wegen der Hanglage nicht optimal genutzt werden; durch den Einbau von Querriegel­n lässt sich das Nutzvolume­n vergrößern. Die Einlaufbau­werke von Becken und Graben werden erneuert. Die Kosten betragen rund 200 000 Euro. Eine Erhöhung des Uferbereic­hs der Rottum zum Parkweg hin soll verhindern, dass Wasser in Richtung Innenstadt strömt. Die Feuerwehr könnte dann darauf verzichten, wie beim Hochwasser Ende Mai 2016 dort Sandsäcke zu setzen. Damals hat das die Situation für die Häuser auf der „Insel“verschlimm­ert, und auch die jetzt vorgeschla­gene Lösung würde die Ausgangsla­ge im Ernstfall „etwas verschlech­tern“, räumt das Baudezerna­t ein. Um die „Insel“-Anwohner dennoch bestmöglic­h zu schützen, schlägt die Stadt an und zwischen den Gebäuden feste und mobile Schutzelem­ente vor; auch Fenster und Türen könnten so gesichert werden. Starkregen auf der Straße „Insel“und Überstauun­gen des Kanalnetze­s will man mit Pumpschäch­ten und Drainagele­itungen entgegenwi­rken. Gesamtkost­en: rund 200 000 Euro.

Die Bewohner der am meisten gefährdete­n Häuser überzeugt das Konzept keineswegs. Entsetzt hätten sie von den Plänen Kenntnis genommen, meldeten sich zwei Frauen beim Tagesordnu­ngspunkt „Bürgerfrag­en“zu Wort. „Wenn ich zwei Ufer habe und mache eines höher, säuft das andere ab“, das müsse jedem klar sein. Im Übrigen: „Mobile Wände auf Fensterhöh­e nützen nichts, bei uns läuft das Wasser durch Keller und Wände. Wir werden ja nicht mal mehr versichert.“

Hochwasser­schutz auf der „Insel“sei nicht ganz einfach, sagte Gunter Ast vom Baudezerna­t. „Ehrlicherw­eise muss man sagen: Einen 100-prozentige­n Schutz können wir nicht sicherstel­len. Aber Erleichter­ung schaffen.“Was geplant sei, bedeute eine „sehr deutliche Verbesseru­ng“.

Ihn verwundere, dass im Vorfeld offenbar nicht mit den Anwohnern gesprochen worden sei, warf Stadtrat Achim Schick (CDU) ein. „Ich kann die Sorgen nachvollzi­ehen.“ Das will die Stadt je nach Finanzund Personalla­ge außerdem tun:

Von einem Gutachter lässt die Stadt klären, ob der Dammweg zwischen dem Süd- und Nordsee standsiche­r ist.

Um das Oberfläche­nwasser im Taleinschn­itt zwischen Hunger- und Häldelesbe­rg in Baustetten zurückzuha­lten, wird der Bau eines Leitdamms an der Laupheimer Straße vorgeschla­gen. Das Wasser würde dann über eine Rohrleitun­g unter der Straße auf die gegenüber liegende landwirtsc­haftliche Fläche und in die Rottum geleitet.

Zum Schutz vor einem Hochwasser der Rottum und vor Hangwasser wird am Ortseingan­gvon Baustetten in der Malzstraße ein Schutzdamm oberhalb der Siloanlage empfohlen. Die Baukosten liegen bei 120 000 Euro.

Ein Erdwall vom Feuerwehrg­erätehaus bis zum Sportplatz soll die Laupheimer Straße und die Sportanlag­en in Baustetten gegen Überschwem­mung wappnen. Den Steg haben Bauhof-Mitarbeite­r bereits höhergeleg­t.

Auf Höhe des Gewerbegeb­iets „Neue Welt“soll entlang der Rottum ein 300 Meter langer, 50 Zentimeter hoher Schutzwall errichtet werden.

Kleemeiste­rei, die angrenzend­en Bereiche der Lange Straße und das Parkbad will die Stadt durch ein Rückhalteb­ecken schützen, das wild abfließend­es Oberfläche­nwasser und Schlamm aus den oberhalb gelegenen Feldern aufnimmt.

Die Funktionsp­rüfung per Kamerabefa­hrung für die Felddraina­gen zwischen Höllgraben und B 30 ist abgeschlos­sen. Die Drainagen sind laut Baudezerna­t bis auf wenige Stellen in gutem Zustand.

Vorerst zurückgest­ellt wird eine Starkniede­rschlagsun­tersuchung für Baustetten und Laupheim. Die derzeit verfügbare­n Daten seien veraltet und die vom Land vorgegeben­en Bestimmung­en noch nicht eindeutig, hieß es.

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FOTO: BARBARA BRAIG Etliche Häuser auf der „Insel“hat es beim Hochwasser im Mai 2016 schlimm erwischt. Die Bewohner sind von dem jetzt von der Stadt vorgestell­ten Schutzkonz­ept mitnichten überzeugt.

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