Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Helmut Gotschy kennt den Mörder der Toten
Der Krimi des Wainer Schriftstellers spielt in Ulm und erscheint im Emons-Verlag
- Helmut Gotschy aus Wain hat als junger Mann die Welt bereist, sich das Instrumentenbauen selbst beigebracht und auf der ganzen Welt seine Drehleiern verkauft. Und jetzt hat er ein Buch geschrieben. Kein autobiografischer Roman und keine Kurzgeschichten, das hat er schon hinter sich. Nein, Gotschys neuester Streich ist ein Krimi, der in seiner Heimatstadt Ulm spielt.
„Die Tote in der Blau“heißt das Buch, das dieser Tage im Kölner Emons-Verlag erscheint. Die Geschichte geht so: Eine Ulmer Kulturschaffende wird eine Woche vor dem Schwörmontag tot in der Blau entdeckt. Gotschys Protagonist Kommissar Bitterle und dessen Kollegen versuchen den Fall aufzuklären, aber dann geschieht ein weiterer Mord. Das Notizbuch ist ständiger Begleiter Für das SZ-Gespräch sitzt Helmut Gotschy unter der großen Eiche in seinem Garten in Wain. „Hier ist es am kühlsten“, sagt er. Vor ihm auf dem kleinen Tisch liegen ein Stift und ein Notizbuch. Große Teile seines Romans hat er darin festgehalten, jede Idee und jeden Gedanken hat er notiert. Aber natürlich hat er auch einen Computer. „Mit großen Bildschirmen, so kann ich meine Text am Einfachsten überarbeiten“, erklärt er. „Da bekomme ich vier Seiten in Originalgröße nebeneinander.“Neben dem Notizbuch liegt der frisch gedruckte Krimi. Helmut Gotschy ist stolz.
Es ist sein erster Roman, der von einem größeren Verlag herausgegeben wurde. Das ist eine neue Erfahrung für den 64-jährigen. Der Verlag steht hinter Gotschy. Dort glaubt man an den Autor. Der Verlag kümmert sich um Lektorat, Werbung, Lesungen und Titelseite. „So hatte ich das bis jetzt noch nicht“, sagt Gotschy und ergänzt: „Das hat mir ein neues Selbstbewusstsein gegeben.“Beim Verlag war man nach einem Exposé begeistert von der Geschichte. Gotschy sagt, das liege daran, dass seine Sätze einen Rhythmus haben, eine Sprachmelodie. Und daran, dass der Krimi gut recherchiert sei, mit viel Liebe zum Detail.
Im Schatten unter der Eiche wird er nicht müde, Details vorzuführen. ,Da gibt es die eine Stelle’, sagt er dann und erklärt welcher der Protagonisten mit wem was genau erlebt und was er sich als Autor dabei gedacht hat. Oder mit welchem Trick er ein eigentlich sterbenslangweiliges Verhör zum Lesegenuss werden lässt. „Aber das dürfen Sie nicht schreiben“, sagt er dann immer. Schließlich sollen die Leute sein Buch selbst kaufen und lesen. Gotschy haucht seinen Figuren Leben ein Mord und Totschlag, das fasziniert die Leser. Und der Glaube an das Gute im Menschen ebenso, davon ist Krimiautor Gotschy überzeugt. Bei der Entwicklung der Charaktere und der Geschichte hat sich Helmut Gotschy von seinem eigenen Leben inspirieren lassen. Von Erfahrungen, Begegnungen und Träumen. Eine der Figuren sieht aus, wie wenn man die Gesichter von Alfred Bioleck und Götz George übereinander legt, erklärt er. „Ich hatte ein genaues Bild vor Augen. Wie man das dann den Lesern klar macht, das ist das Spannende“, sagt er. Durch unterschiedliche Dialekte bekommen die Charaktere in Gotschys Krimi außerdem eine eigene Persönlichkeit. Bayerisch, schwäbisch, sächsisch oder klares Hochdeutsch zum Beispiel. Die Schauplätze hat Gotschy alle einmal besucht, in Ulm kennt er die Orte sowieso in- und auswendig. Für die Szenen mit Bezug zu realen Personen oder Schauplätzen in Ulm hat sich Gotschy sogar das Einverständnis der Betroffenen geholt. „Das war aber gar kein Problem“, sagt er.
Helmut Gotschys Testleser spielen eine wichtige Rolle bei dem kreativen Schaffen des Autors. „Ich will, dass das ein Blutbad wird“, sagt er und lacht. Damit meint er, dass die Testleser ihn mit Kritik nicht schonen sollen. Nur so werde ein gutes Buch daraus. Weiterer Fall für Bitterle bereits in Planung Hat das Buch ein Happy End? „Nein, nicht wirklich“, sagt Gotschy. Der Mörder werde zwar gefasst, aber das Ende mache Lust auf mehr. Zwei Jahre hat Helmut Gotschy für das Buch gebraucht, die Nachfolgegeschichte steht bereits in groben Zügen. Die Ideen dafür sammelt er tagtäglich – in seinem Notizblock.