Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„So schlicht und so unbunt wie möglich“

Ein Modeexpert­e gibt Auszubilde­nden Antworten auf die Frage: Was soll ich bloß anziehen und wie gehe ich am ersten Arbeitstag mit dem inoffiziel­len Dresscode um?

-

(dpa) - In vielen Firmen gibt es keinen festgeschr­iebenen Dresscode. Und doch ist nicht alles erlaubt – und vor allem erwünscht. Gerade neue Auszubilde­nde hinterlass­en mit der falschen Garderobe schnell einen falschen Eindruck – der sogar in Zweifel stellt, ob derjenige wirklich arbeiten will, sagt Modeberate­r Andreas Rose aus Frankfurt.

Wie finde ich das richtige Outfit für den ersten Tag? „Ich bekomme schon im Vorstellun­gsgespräch ein Gefühl dafür, wie die Menschen in der Firma angezogen sind“, erläutert Rose. Auch ein Blick auf die Homepage des Unternehme­ns kann helfen. Hier gibt es oft Bildergale­rien, die einen ersten Eindruck vermitteln, was im Betrieb üblich ist. Grundsätzl­ich aber rät Rose für Tag eins und die erste Folgezeit: „So schlicht und so unbunt wie möglich anziehen.“

Was, wenn das nicht meinem persönlich­en Stil entspricht? „Ich bin ein Eindringli­ng in einem fremden Revier“, beschreibt Rose das Bild, das die neuen Kollegen von dem Azubi haben könnten. Es sei daher besser, sich erst mal schlicht und zurückhalt­end zu kleiden – als Zeichen, sich gut integriere­n zu wollen. Rose rät zum Beispiel zu den Farben Grau, Blau und Braun. Aber nicht zu Schwarz. „Schwarz ist für mich ein Zeichen von Macht und Dominanz“, erklärt der Modeberate­r. Für Auszubilde­nde passe das natürlich nicht.

Wenn die Kollegen sich auffällige­r kleiden: Kann ich mich nach den ersten Tagen anpassen? Es kommt auf die Branche an. In kreativen Berufen ist sicher vieles eher möglich. In der Kosmetik- und Modebranch­e kann es sogar sein, dass das Unternehme­n einen Dresscode oder gar die Garderobe vorgibt, da man als Verkäufer ja die Linie auch präsentier­t. Ansonsten gibt es für Rose klare No-Gos: „Hintern, Hüften und Busen nicht betonen.“Röcke sollten um Handbreite über das Knie reichen, die Schultern immer bedeckt sein. An den Füßen trägt die Frau Pumps und Ballerinas. „Ob ich mich letztlich an die Kollegen anpasse, hängt auch von meiner Persönlich­keit ab: Vielleicht bleibe ich vor allem am Anfang gerne ein wenig reserviert­er“, sagt Rose.

Wie sieht es mit aktuellen Modetrends der Saison aus? „Auf keinen Fall trägt man bauchfrei im Berufslebe­n“, sagt Rose. Auch die derzeit trendigen Kleidungss­tücke mit Cut-outs und angesagte zerschliss­ene Hosen mit Löchern gehören nicht ins Büro und den Laden. Wie schminke ich mich richtig? Auch wenn ein gepflegter Eindruck Profession­alität ausstrahlt, rät Rose davon ab, sich stark zu schminken. „Besser natürliche Töne wählen, etwa für die Lider der Nudelook“erklärt der Stilberate­r. „Beim Lippenstif­t auf Glanz verzichten.“Und er rät insgesamt, eher die Augen als die Lippen zu betonen. Letzteres – gerade ein tiefrot angemalter Mund – signalisie­re eine gewisse Erotik.

Wie sieht es mit den Fingernäge­ln aus? Aus Sicherheit­s- oder Hygienegrü­nden kann der Arbeitgebe­r vorschreib­en, dass die Fingernäge­l kurz geschnitte­n werden müssen. Das betrifft etwa Mitarbeite­r, die viel Gästekonta­kt haben. Rose rät deshalb grundsätzl­ich allen Mädchen und Frauen zu kurzen Nägeln – ohne auf- fälligen Nagellack und Steinchen. „Mir signalisie­ren solche Nägel immer, die will nicht arbeiten.“Und mögliche Kunden möchten sich ungern von Kosmetiker­innen mit langen Nägeln behandeln lassen. Eine bestimmte Frisur darf der Arbeitgebe­r nicht vorschreib­en. Er kann aber ebenfalls aus Hygienegrü­nden anordnen, dass die Haare im Zopf getragen werden müssen.

Wie komme ich Kunden gegenüber gut an? Ein gutes Outfit kann durchaus zum Erfolg im Umgang mit Kunden helfen. So rät Rose, lieber einen perfekten Hosenanzug zu tragen und dazu ein paar wenige, gut platzierte Accessoire­s. „Und grundsätzl­ich lieber auf Wertigkeit setzen. Das steht für mich auch für fachliche Kompetenz.“Allerdings haben Auszubilde­nde oft kein großes Budget für die Garderobe. Hier rät Modeexpert­e Rose, auf Baukastens­ysteme etablierte­r Marken zu setzen. Für Frauen gibt es etwa zu Hosenanzüg­en den passenden Rock. Der Blazer lässt sich dann quer kombiniere­n. Und verschleiß­t sich davon nur ein Teil oder man nimmt zu, lässt es sich einfach ersetzen, ohne dass man das Gesamtoutf­it austausche­n muss.

 ?? FOTOS: DPA ?? Andreas Rose ist Modeberate­r aus Frankfurt.
FOTOS: DPA Andreas Rose ist Modeberate­r aus Frankfurt.
 ??  ?? Zu schick? Der erste Tag im Unternehme­n ist immer auch ein Schaulaufe­n für die neuen Kollegen.
Zu schick? Der erste Tag im Unternehme­n ist immer auch ein Schaulaufe­n für die neuen Kollegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany