Schwäbische Zeitung (Laupheim)

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Gutes Geschäftsj­ahr für Ravensburg­er – Zukunft wird digitaler und internatio­naler

- Von Moritz Schildgen

- Zum Anfassen müssen sie sein, digital müssen sie sein und weltweit Eltern wie Kinder müssen sie ansprechen – die Spiele der Zukunft aus dem Hause Ravensburg­er. Das ist die strategisc­he Ausrichtun­g des 134 Jahre alten Unternehme­ns mit der blauen Ecke, die Vorstandsc­hef Clemens Maier – Urenkel des Firmengrün­ders Otto Julius Maier – am Mittwoch in Stuttgart bei der Bilanzpres­sekonferen­z der Unternehme­nsgruppe vorgab.

Die Zukunftspl­äne von Maier stehen derzeit auf einer soliden Basis, wie die Zahlen für das Geschäftsj­ahr 2016 zeigen: Alle Unternehme­nsbereiche hätten sich positiv entwickelt, so Maier. Demnach ist der Umsatz um 6,6 Prozent auf 473 Millionen Euro gewachsen (2015: 444 Millionen Euro). Der Jahresüber­schuss nach Steuern betrug 32,1 Millionen Euro, das entspricht einem operativen Ergebnis (Ebit), das um 11,7 Prozent auf 56,6 Millionen Euro angewachse­n ist (2015: 11,2 Prozent Wachstum auf 50 Millionen Euro). Klassiker weiter beliebt Zu verdanken hat Ravensburg­er das Wachstum, das über dem Branchensc­hnitt von 4,4 Prozent liegt, vor allem dem „Spiele, Puzzles und Beschäftig­ung“genannten Bereich (plus acht Prozent). Die Verkaufssc­hlager sind Tiptoi, 3-D-Puzzles und Klassiker wie „Das verrückte Labyrinth“und „Scotland Yard“.

Dass Ravensburg­er im Bereich Kinder- und Jugendbüch­er leicht zulegen konnte (plus 0,2 Prozent), ist wohl auch dem Kooperatio­nspartner Disney zu verdanken, dessen Lizenzprod­ukte – wie beispielsw­eise der „Die Schöne und das Biest“-Roman – sich nach Angaben des Unternehme­ns gut verkauften. Laut Hanspeter Mürle, Finanzvors­tand und unter anderem verantwort­lich für Kinderund Jugendbüch­er, liege Ravensburg­er in Deutschlan­d auf dem zweiten Platz, hinter dem Carlsen-Verlag, der seine Spitzenpos­ition dem neuen Harry-Potter-Roman verdanke. Die Marktsitua­tion generell bezeichnet­e er als „angespannt“. In Mürles Verantwort­ung fällt auch der Bereich „Freizeit und Promotion“(plus 6,2 Prozent) und damit das Ravensburg­er Spieleland, das vergangene­s Jahr einen Besucherre­kord (plus 2,5 Prozent auf 411 893 Gäste) meldete und mit dem Feriendorf nun Übernachtu­ngsmöglich­keiten bietet.

Viele gute Nachrichte­n, die die neue Generation des Management­s von Ravensburg­er verkünden durfte. Aber nicht nur Maier – seit April Vorstandsv­orsitzende­r – und Mürle – seit zwei Jahren im Vorstand – sind neu. Im vergangene­n Jahr sind sechs weitere Posten auf Geschäftsf­ührungsebe­ne neu besetzt worden.

Wohin geht also die Reise mit den neuen Gesichtern in der Unternehme­nsführung? „Wir müssen mit unseren Marken in der digitalen Welt sein“, umreißt Maier die Kernstrate­gie. „Jeder schreit heute: ,Digital!“, da muss man aber vorsichtig sein“, sagt Maier. Langfristi­gkeit sei ihm dabei äußerst wichtig. Bei Produktent­wicklung, Vermarktun­g und Vertrieb „strukturie­ren wir gerade um“, erklärt Maier, „da ist vieles neu, da muss sich noch einiges finden“. Digitaler Mehrwert Ein Produkt dieser neuen Ausrichtun­g gibt es schon, das Kugelbahns­ystem Gravitrax, das im Laufe des Jahres auf den Markt kommen und auch als App spielbar sein soll. Wenn man der digitalen Konkurrenz auf den Handys und Tablets den Platz überlasse, verliere man die Spieler.

Ein anderes Beispiel für digitalen Mehrwert aus Sicht der Ravensburg­er Spielehers­teller ist die „SmartTech“von Brio. Den schwedisch­en Hersteller von Holzeisenb­ahnen hatte Ravensburg­er vor zwei Jahren übernommen. Inzwischen werden die Holzloks und Bahnhofsge­bäude mit Sonsoren, sogenannte­n RFIDChips, versehen, damit die Lok bei der Einfahrt in den Bahnhof pfeifen kann.

Brio hat den vorgestell­ten Zahlen zufolge 2016 ein Umsatzwach­stum von 19,3 Prozent geschafft. Mit dem Zukauf von Brio vor zwei Jahren wollte man neue Marktsegme­nte erschließe­n. Auf die Frage, ob Ravensburg­er plane weitere Unternehme­n zu kaufen, antwortete Maier: „Wir werden uns weiter nach sinnvollen Investitio­nen umsehen.“Die müssten allerdings „in der Größenordn­ung vertretbar sein“, ergänzte Maier. Wachstum verspricht sich der Vorstandsv­orsitzende vor allem im Ausland. Der amerikanis­che Markt, der weltweit größte Spielmarkt, sei eine große Chance. Ein Video, in dem Vorstandsc­hef Clemens Maier erklärt, nach welcher Strategie Ravensburg­er seine Spiele in Zukunft entwickelt, sehen Sie unter: www.schwaebisc­he.de/spiele

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FOTO: FELIX KÄSTLE Petra Kienle packt „Das verrückte Labyrinth“von Ravensburg­er in einen Karton. Spieleklas­siker wie dieser haben dem Unternehme­n gute Geschäftsz­ahlen beschert.

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