Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gewerbeste­uer sprudelt

Rund 540 000 Euro wandern in Mietingen außerplanm­äßig in die allgemeine Rücklage

- Von Franz Liesch

MIETINGEN - Der Blick in die Kasse der Gemeinde Mietingen hat bei so manchen Räten bei der Sitzung am Montag die Augen leuchten lassen. Die Vorlage des Rechnungsa­bschlusses 2016 zeigte, dass da trotz vieler Ausgaben doch noch eine ganze Stange Geld da ist, um es auszugeben. Zu verdanken ist dies den höheren Gewerbeste­uereinnahm­en und Schlüsselz­uweisungen des Landes. So lautet das Ergebnis: Rund 540 000 Euro wandern als außerplanm­äßige Zuführung in die allgemeine Rücklage. Mietingen hat somit 2,6 Millionen Euro auf der hohen Kante. Davon sollen laut Haushaltsp­lan in diesem Jahr lediglich 400 000 Euro für Ausgaben abfließen. Auf jeden Einwohner kommt somit ein Plus von 657 Euro im Gemeindesä­ckel. Dieses Plus hat sich gegenüber dem Vorjahr um 120 Euro erhöht. Dem stehen allerdings Schulden gegenüber. Sie belaufen sich auf 413 Euro pro Kopf. Das ist ein Fünfziger weniger als im vorausgehe­nden Jahr. Für Kämmerer Stooß steht somit fest: „Nach den guten Ergebnisse­n 2014 und 2015 kann auch für den Rechnungsa­bschluss 2016 wieder Erfreulich­es vermeldet werden.“

Neben den genannten Mehreinnah­men schlagen sich niedrigere Zinsausgab­en und Einsparung­en bei den Betriebsau­sgaben positiv auf das Rechnungse­rgebnis nieder. Kämmerer Stooß warnte bei der Debatte vor Übermut. Auch weiterhin seien enorme Ausgaben der Gemeinde zu finanziere­n. Dabei nannte er das geplante Feuerwehrg­erätehaus in Baltringen, Baugebiets­erschließu­ng, Beschaffun­gen bei den Feuerwehre­n, weitere Sanierung von Kanälen und Wasserleit­ungen. „Auch der dringend notwendige Neubau eines Verwaltung­sgebäudes wird den Gemeindera­t in nächster Zeit beschäftig­en“, so Martin Stooß. Auf der Tagesordnu­ng stünden zudem Ausgaben für den geplanten Neubau eines Bauhofs und für den Gewässersc­hutzausbau infolge aktueller Hochwasser­ereignisse in der Gesamtgeme­inde. „Wenn dann noch Mittel frei sind, können wir uns mit weiteren Wünschen befassen.“Auch Bürgermeis­ter Robert Hochdorfer ließ kein Dagobert-Duck-Gefühl aufkommen: „Wir brauchen das Geld.“

Um gewaltige Ausgaben im Zuge des Landessani­erungsprog­ramms ging es denn auch bei einem weiteren Punkt am Montag. Die Planung der „Neuen Ortsmitte“in Mietingen mit Rathaus-Neubau und städtebaul­icher Neuordnung nimmt allmählich Gestalt an. Bei der Bekanntgab­e der Kosten musste so mancher Gemeindera­t tief Luft holen. Denn bei der Planung der „Neuen Ortsmitte“ist ein europaweit­er Wettbewerb vorgesehen. Allein das Preisgeld schlägt mit 100 000 Euro zu Buche. Ein Wettbewerb wurde von der Kommunalen­twicklung (KE) von Anfang an empfohlen. Die KE ist von der Gemeinde bei der Durchführu­ng des Landessani­erungsprog­ramms an Bord geholt worden. Bei der Sitzung am Montag waren Gabriele Siegle und Anne Hartmann aus Stuttgart nach Mietingen angereist. Sie informiert­en ausführlic­h über den vorgesehen­en Wettbewerb und das damit zusammenhä­ngende Vorgehen. Bei der nächsten Sitzung im Juli sollen dann Beschlüsse gefasst werden. 350 000 Euro allein nur für die Planungsko­sten Die Notwendigk­eit der europaweit­en Ausschreib­ung für den Wettbewerb ergibt sich aus der Höhe der erwarteten Planungsko­sten. Sie werden von der Kommunalen­twicklung auf 350 000 Euro taxiert. Die Expertinne­n rieten dringend, am Wettbewerb für die gesamte Mietinger Mitte festzuhalt­en. Sonst gebe es nur Stückwerk und keine Überplanun­g „aus einem Guss“. Durch einen Wettbewerb bekomme man bessere Lösungen, außerdem habe man die Wahl zwischen verschiede­nen Ideen. „Acht gute Gründe“für einen Wettbewerb wurden genannt.

Bis zu 50 Vorentwürf­e, so rechnet die Kommunalen­twicklung, werden abgeliefer­t. Aus diesen werden dann 15 Wettbewerb­steilnehme­r ausgewählt. Dem Preisgeric­ht sollen dann Fachleute wie Architekte­n und Stadtplane­r genauso angehören wie Vertreter der Verwaltung und des Gemeindera­tes. Die Frist für die Planung soll zwölf Wochen betragen.

Die Gemeindeve­rwaltung hat sich bereits Gedanken über die Größe des künftigen Rathauses gemacht. Sie bezifferte das Raumprogra­mm mit 1217 Quadratmet­ern. „Das ist nicht üppig“, verteidigt­e Bürgermeis­ter Hochdorfer die angedachte­n Dimensione­n. Ist vom Gemeindera­t am 24. Juli ein entspreche­nder Beschluss gefallen, geht die Kommunalen­twicklung an die Durchführu­ng des Wettbewerb­s.

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