Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Eins sein mit dem Kinder- und Heimatfest
Auswärtige Laupheimer zieht es magisch nach Hause, und auch die Ausstellung erzählt von dieser Liebe
- Was für ein Glück beim Heimatfestauftakt: Überall lachende, fröhliche Gesichter, die Himmelsschleusen halten bisher dicht. Und kaum hat das Fest begonnen, ist es auch schon in vollem Gang.
Rechtzeitig zur Festeröffnung zeigt sich die Sonne, und der Rummelplatz, Festzelte und Biergarten sind schnell gut gefüllt. Die gute Stimmung vertreibt schließlich auch die dunklen Wolken, die gegen 18 Uhr über den Festplatz ziehen und sich erdreisten, ein paar Regentröpfchen fallen zu lassen.
Zu den Stammgästen im Biergarten, wo der Musikverein Bußmannshausen unterhält, zählen am Eröffnungstag die (Riß)Dissemer Funkenbauer, die mit einheitlichen TShirts ihre Liebe zum Fest demonstrieren. „Wir treffen uns hier jedes Jahr. Es ist super“, sagen sie und nehmen, wenn auch ein bisschen zähneknirschend, die leicht gestiegenen Bierpreise in Kauf: 7,40 statt 6,80 Euro für die Maß – das gehe „gerade noch“, aber man nähere sich der Schmerzgrenze. Aus allen Himmelsrichtungen Dem Sonnenschirm nähert sich derweil der Turm leerer Maßkrüge der 89er-Jahrgänger aus Laupheim, die hier einst zusammen in die Schule gegangen sind und zum Heimatfestauftakt jedes Jahr aus verschiedenen Himmelsrichtungen angereist kommen. Zum Beispiel aus Berlin, wo Haile Iskel arbeitet und Patrick Schell studiert. Gar aus Kalifornien, wohin es ihn vor 14 Jahren mit seiner Familie verschlagen hat, zieht es Marc Hermann alljährlich in die Heimat. Die meisten aus dieser Clique tragen grüne Shirts mit dem Kinderfestlied auf dem Rücken.
„Wir möchten das Lied stärker unters Volk bringen“, erklärt Jonas Hochdorfer, der zusätzlich den Spruch „Ich warte seit Wochen auf diesen Tag“auf sein Shirt geklebt hat. „In Biberach beim Schützenfest singen alle mit, wenn jemand das Lied anstimmt.“In Laupheim sei da noch Nachholbedarf. „Schön wäre es zum Beispiel, wenn es um 16 Uhr im Biergarten einen Fassanstich gäbe, bei dem die Musikkapelle das Kinderfestlied spielt und alle Besucher einstimmen“, sagt Hochdorfer. Das sei durchaus als Vorschlag an die Organisatoren zu verstehen. Und ein Motto für den Auftritt der 30er-Jahrgänger beim Eröffnungszug in zwei Jahren sei auch schon in Vorbereitung. Jahrgang 1989 - dreimal dürfe man raten, welches Thema sich aufdränge...
Unterdessen herrscht auf dem Vergnügungspark Hochbetrieb. Kinder strahlen im Karussell, Wagemutige steigen ins Infinity oder Kickdown und torkeln benommen wieder heraus. Die Menschen hinter den Verpflegungsständen haben bereits alle Hände voll zu tun. Traumhafte Welten In der Galerie Schranne hat Walter Spleis, Vorsitzender des Heimatfestvereins, die dem Kunstmaler Josef Sommer gewidmete Ausstellung eröffnet. „Ich kannte ihn schon als Bub“, erzählte Spleis. „Seine Werkstatt war neben der Schule, und wenn die Tür offen stand, war man immer willkommen.“
Von Sommers Liebe zum Heimatfest kündeten noch heute viele kleine Details im Fundus. Vor zwei Jahren habe man den Entwurf „Vier Jahreszeiten“auf Pergament entdeckt, und die Familie Binder habe ihn Eins zu Eins in die heutige Zeit übertragen.
„Josef Sommer und das Heimatfest sind eins“, sagte Oberbürgermeister Rainer Kapellen in seiner Einführung. Die von Wolfgang Sommer, dem Sohn, aus Privatbesitz konzipierte Ausstellung passe trefflich zum diesjährigen Festzugmotto „Traumwelten“, denn dem Künstler, einem „Vollblut-Laupheimer“, seien zuhauf traumhafte Welten zu verdanken gewesen – „er hat von 1949 an unzählige Festwagen, ja ganze Festzüge entworfen“. Aber auch Bilder von Laupheim, Bauernmalerei und Bühnenbilder gehören zu seinem OEuvre, der Metallkünstler Karl Schlecht hat viele Entwürfe Sommers umgesetzt.
Ein Gang durch die Ausstellung zeigt einen Querschnitt durch Sommers Schaffen. Neben einer Federzeichnung von Sankt Peter und Paul hängen Entwürfe für Festwagen („Kartenspiel“, „Olympisches Feuer“, „Laupheimer Kleingärtner“), detailgenaue Ansichten von Kleemeisterei und Zettelmühle, Harthöfen und Laupheimer Ried, Stillleben und Vogelstudien, Skizzenbildre aus der Zeit an der Münchner Kunstgewerbeschule, ein Vorschlag für die Saaldeko zu Fasching im „Raben“. Sehenswert! Die Musik reißt alle mit „Am Himmel hoch die Sonne glänzt“, singen die „Kenderfeschtschätzla“Isabel und Diana Rosteck am Ende des Paradekonzerts von Stadtkapelle und Spielmannszug vor der Schranne, und das Publikum klatscht und singt mit. Von Sonne über Laupheim war zu diesem Zeitpunkt nichts zu sehen, der Stimmung tat das aber keinen Abbruch – die Musiker, dirigiert von Rustam Keil und Heike Braiger, rissen einmal mehr alle mit. Vom „Pinzgauer Blut“über den „Radetzkymarsch“bis zu den „Alten Kameraden“spannte sich der Bogen.