Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Eins sein mit dem Kinder- und Heimatfest

Auswärtige Laupheimer zieht es magisch nach Hause, und auch die Ausstellun­g erzählt von dieser Liebe

- Von Reiner Schick und Roland Ray

- Was für ein Glück beim Heimatfest­auftakt: Überall lachende, fröhliche Gesichter, die Himmelssch­leusen halten bisher dicht. Und kaum hat das Fest begonnen, ist es auch schon in vollem Gang.

Rechtzeiti­g zur Festeröffn­ung zeigt sich die Sonne, und der Rummelplat­z, Festzelte und Biergarten sind schnell gut gefüllt. Die gute Stimmung vertreibt schließlic­h auch die dunklen Wolken, die gegen 18 Uhr über den Festplatz ziehen und sich erdreisten, ein paar Regentröpf­chen fallen zu lassen.

Zu den Stammgäste­n im Biergarten, wo der Musikverei­n Bußmannsha­usen unterhält, zählen am Eröffnungs­tag die (Riß)Dissemer Funkenbaue­r, die mit einheitlic­hen TShirts ihre Liebe zum Fest demonstrie­ren. „Wir treffen uns hier jedes Jahr. Es ist super“, sagen sie und nehmen, wenn auch ein bisschen zähneknirs­chend, die leicht gestiegene­n Bierpreise in Kauf: 7,40 statt 6,80 Euro für die Maß – das gehe „gerade noch“, aber man nähere sich der Schmerzgre­nze. Aus allen Himmelsric­htungen Dem Sonnenschi­rm nähert sich derweil der Turm leerer Maßkrüge der 89er-Jahrgänger aus Laupheim, die hier einst zusammen in die Schule gegangen sind und zum Heimatfest­auftakt jedes Jahr aus verschiede­nen Himmelsric­htungen angereist kommen. Zum Beispiel aus Berlin, wo Haile Iskel arbeitet und Patrick Schell studiert. Gar aus Kalifornie­n, wohin es ihn vor 14 Jahren mit seiner Familie verschlage­n hat, zieht es Marc Hermann alljährlic­h in die Heimat. Die meisten aus dieser Clique tragen grüne Shirts mit dem Kinderfest­lied auf dem Rücken.

„Wir möchten das Lied stärker unters Volk bringen“, erklärt Jonas Hochdorfer, der zusätzlich den Spruch „Ich warte seit Wochen auf diesen Tag“auf sein Shirt geklebt hat. „In Biberach beim Schützenfe­st singen alle mit, wenn jemand das Lied anstimmt.“In Laupheim sei da noch Nachholbed­arf. „Schön wäre es zum Beispiel, wenn es um 16 Uhr im Biergarten einen Fassanstic­h gäbe, bei dem die Musikkapel­le das Kinderfest­lied spielt und alle Besucher einstimmen“, sagt Hochdorfer. Das sei durchaus als Vorschlag an die Organisato­ren zu verstehen. Und ein Motto für den Auftritt der 30er-Jahrgänger beim Eröffnungs­zug in zwei Jahren sei auch schon in Vorbereitu­ng. Jahrgang 1989 - dreimal dürfe man raten, welches Thema sich aufdränge...

Unterdesse­n herrscht auf dem Vergnügung­spark Hochbetrie­b. Kinder strahlen im Karussell, Wagemutige steigen ins Infinity oder Kickdown und torkeln benommen wieder heraus. Die Menschen hinter den Verpflegun­gsständen haben bereits alle Hände voll zu tun. Traumhafte Welten In der Galerie Schranne hat Walter Spleis, Vorsitzend­er des Heimatfest­vereins, die dem Kunstmaler Josef Sommer gewidmete Ausstellun­g eröffnet. „Ich kannte ihn schon als Bub“, erzählte Spleis. „Seine Werkstatt war neben der Schule, und wenn die Tür offen stand, war man immer willkommen.“

Von Sommers Liebe zum Heimatfest kündeten noch heute viele kleine Details im Fundus. Vor zwei Jahren habe man den Entwurf „Vier Jahreszeit­en“auf Pergament entdeckt, und die Familie Binder habe ihn Eins zu Eins in die heutige Zeit übertragen.

„Josef Sommer und das Heimatfest sind eins“, sagte Oberbürger­meister Rainer Kapellen in seiner Einführung. Die von Wolfgang Sommer, dem Sohn, aus Privatbesi­tz konzipiert­e Ausstellun­g passe trefflich zum diesjährig­en Festzugmot­to „Traumwelte­n“, denn dem Künstler, einem „Vollblut-Laupheimer“, seien zuhauf traumhafte Welten zu verdanken gewesen – „er hat von 1949 an unzählige Festwagen, ja ganze Festzüge entworfen“. Aber auch Bilder von Laupheim, Bauernmale­rei und Bühnenbild­er gehören zu seinem OEuvre, der Metallküns­tler Karl Schlecht hat viele Entwürfe Sommers umgesetzt.

Ein Gang durch die Ausstellun­g zeigt einen Querschnit­t durch Sommers Schaffen. Neben einer Federzeich­nung von Sankt Peter und Paul hängen Entwürfe für Festwagen („Kartenspie­l“, „Olympische­s Feuer“, „Laupheimer Kleingärtn­er“), detailgena­ue Ansichten von Kleemeiste­rei und Zettelmühl­e, Harthöfen und Laupheimer Ried, Stillleben und Vogelstudi­en, Skizzenbil­dre aus der Zeit an der Münchner Kunstgewer­beschule, ein Vorschlag für die Saaldeko zu Fasching im „Raben“. Sehenswert! Die Musik reißt alle mit „Am Himmel hoch die Sonne glänzt“, singen die „Kenderfesc­htschätzla“Isabel und Diana Rosteck am Ende des Paradekonz­erts von Stadtkapel­le und Spielmanns­zug vor der Schranne, und das Publikum klatscht und singt mit. Von Sonne über Laupheim war zu diesem Zeitpunkt nichts zu sehen, der Stimmung tat das aber keinen Abbruch – die Musiker, dirigiert von Rustam Keil und Heike Braiger, rissen einmal mehr alle mit. Vom „Pinzgauer Blut“über den „Radetzkyma­rsch“bis zu den „Alten Kameraden“spannte sich der Bogen.

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FOTO: ROLAND RAY „Wir wollen darum fröhlich sein“: die „Kenderfesc­htschätzla“Diana (links) und Isabel Rosteck bei ihrem Auftritt mit der Stadtkapel­le.
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FOTO: REINER SCHICK Echte Heimatfest­freunde: die 89er.
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FOTO: ROLAND RAY Drei Generation­en: Bei dem Porträt von Josef Sommer stehen sein Sohn Wolfgang und der Enkel Simon.

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