Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Saubere Sache
Langsam merken die Menschen, dass der Brexit gar nicht so schlimm ausfällt, wie befürchtet. An dieser Stelle berichteten wir bereits, dass Deutschland vielleicht schon bald Marmelade wieder Marmelade nennen darf und nicht, wie einst von den Briten durchgesetzt, den Aufstrich als Konfitüre bezeichnen muss. Kommt es so weit, hätte sich der Brexit schon gelohnt. Aber auch die Briten profitieren vom Austritt aus der EU, denn es soll ein neues Federvieh auf der Insel heimisch werden: das Chlorhühnchen. Das Chlorhühnchen ist in den USA zu Hause. Nach Geburt und Aufwuchs wird es gerupft und durch ein eiskaltes Chlordioxid-Bad gezogen, um es zu desinfizieren. In Cellophan und Styropor gebettet, tritt es seine Reisen an – aber nicht in die EU, die das Chlorhühnchen nicht mag. Es gibt sogar Stimmen, die behaupten, das Chlorhühnchen hätte das Freihandelsabkommen TTIP verhindert.
Nun aber wollen die Briten ein Handelsabkommen mit den USA – was dem Chlorhühnchen die Ansiedlung in Großbritannien ermöglichen würde. Über den Nachwuchs freuen sich vor allem britische Geflügelzüchter. Auch Landwirte spüren die Vorteile des Brexit. So kommen jedes Jahr 80 000 Arbeiter aus Osteuropa zur Ernte von Gemüse und Erdbeeren. Dieses Jahr, dem Brexit sei dank, bleiben sie fern, da gerät die Frage ob Konfitüre oder Marmelade glatt zur Nebensache. Einen Haken gibt es aber doch: Der Brexit könnte dazu führen, dass das aus Irland importierte Guinness-Bier teurer wird. Weshalb sich die Frage stellt: Womit wollen die Engländer dann das Chlorhühnchen runterspülen? (dg)