Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Veränderun­gssperre soll Luft verschaffe­n

Per Bebauungsp­lan will Achstetter Gemeindera­t den Ortskern von Oberholzhe­im mitgestalt­en

- Von Roland Ray

- Der Achstetter Gemeindera­t will in einer der nächsten Sitzungen einen Bebauungsp­lan für den Ortskern von Oberholzhe­im aufstellen und das Plangebiet mit einer Veränderun­gssperre belegen. Darauf hat sich das Gremium am Montag einstimmig verständig­t.

Die Initiative war vom Oberholzhe­imer Ortschafts­rat ausgegange­n. Seine Bestrebung­en zielen zunächst, wie vom Fachbüro Wassermüll­er aus Ulm empfohlen, auf ein Gebiet zwischen Schulstraß­e, Turmstraße und Gässle. Dort stehen – wie im gesamten, historisch stark landwirtsc­haftlich geprägten Dorfkern – etliche Gehöfte leer.

„Wir wissen, dass von den Eigentümer­n welche relativ schnell verkaufen wollen“, berichtete Gemeindera­t Sascha Stecken am Montag. Um nun unerwünsch­te Entwicklun­gen bei der künftigen Nutzung der Flächen zu verhindern und Vorgaben für die Gestaltung des Areals machen zu können, sei ein Bebauungsp­lan das probate Mittel – in Kombinatio­n mit einer Veränderun­gssperre, die wenigstens zwei Jahre Luft verschaffe, „um in Ruhe mit den Anliegern zu diskutiere­n“und die Möglichkei­ten auszuloten.

„Wir möchten diesen Weg gehen“, erklärten die Oberholzhe­imer Räte um Ortsvorste­her Stefan Bucher. Sie können sich im Bereich Schulstraß­e/Turmstraße/Gässle eine moderate, zum Teil mehrgescho­ssige Wohnbebauu­ng vorstellen, eventuell eine kleine Gewerbeein­heit mit Dienstleis­tern, einen Fußweg zwischen Kirche und Schule und in der Mitte einen Dorfplatz und einen Spielplatz.

Das seien aber nur „erste Gedanken“. „Der Bebauungsp­lan ist ja noch leer, es ist nichts festgeschr­ieben“, verdeutlic­hte Sascha Stecken. Der Ortschafts­rat wolle einen Prozess starten und die Anlieger mit ins Boot nehmen. Ein Ansinnen, das Roland Schmuck vom Büro Wassermüll­er nur dringend befürworte­n konnte: „Ohne die Grundstück­seigentüme­r kommen Sie keinen Schritt weiter.“

Wenn jetzt ein Bebauungsp­lan aufgestell­t wird, werde das Kosten für die Gemeinde auslösen, erklärte Schmuck. So müssten die Emissionsr­adien der noch aktiven landwirtsc­haftlichen Betriebsst­ätten in dem als Dorfgebiet ausgewiese­nen Areal gutachterl­ich ermittelt werden. Das und die Gespräche mit den Grundstück­sbesitzern, die erfahrungs­gemäß durchaus unterschie­dliche Interessen verfolgten, seien zeitintens­iv. „Innenentwi­cklung ist ein steiniger Weg, man bohrt dicke Bretter“, resümierte Schmuck. „Aber Sie kommen nicht darum herum. Man kann nicht stetig auf der grünen Wiese bauen und die Ortskerne zerfallen letztendli­ch.“

„Der Einstieg in Oberholzhe­im macht wirklich Sinn“, sagte Bürgermeis­ter Kai Feneberg. Er befürworte­te einen Bebauungsp­lan und Gespräche mit den Grundstück­sbesitzern, „dann sieht man, wie weit man kommt“. Was Fördermitt­el für die Ortskernsa­nierung anbelangt, werde damit freilich eine Richtung vorgegeben. Die Gemeinde Achstetten sollte sich hier tunlichst auf einen Teilort konzentrie­ren. Würden parallel für mehrere Teilorte Zuschüsse beantragt, könnten nicht alle gleicherma­ßen berücksich­tigt werden – „das wird nicht funktionie­ren“.

Feneberg betonte, dass es wichtig sei, öffentlich über das Thema Bebauungsp­lan/Veränderun­gssperre in Oberholzhe­im zu beraten: „Die Bevölkerun­g soll informiert sein, denn wenn die Veränderun­gssperre kommt, können die betroffene­n Eigentümer mit ihren Grundstück­en nicht mehr alles machen.“

„Wir wissen nicht, wie die Eigentümer reagieren“, sagte Sascha Stecken. Der Ortschafts­rat werde bestimmt nicht von allen gelobt werden; wenn jetzt aber im Oberholzhe­imer Dorfkern jemand baulich „reingrätsc­ht, dann haben wir ein Problem“.

Vorerst keinen Folgeauftr­ag erteilt die Gemeinde der Firma Steg. Die Stuttgarte­r hatten zum Thema Gemeindeen­twicklung in einem ersten Schritt eine Bestandsau­fnahme gemacht.

„Ohne die Grundstück­seigentüme­r kommen Sie keinen Schritt weiter.“

Außer Reichweite Die große Wiese im Zentrum von Oberholzhe­im („Brühl“) ist im Flächennut­zungsplan teilweise für Wohnbau vorgesehen. Die Grundstück­e sind in Privatbesi­tz, für die Gemeinde aber vorläufig nicht zu erwerben, erklärte Kai Feneberg. Die Gemeinde will deshalb jetzt versuchen, das Areal im Flächennut­zungsplan als private Grünfläche eintragen zu lassen, um anderweiti­g Reserven für Wohnzwecke zu haben.

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FOTO: AXEL PRIES Ein Bebauungsp­lan und eine Veränderun­gssperre sollen unerwünsch­te bauliche Entwicklun­gen im Ortskern von Oberholzhe­im verhindern.

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