Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Veränderungssperre soll Luft verschaffen
Per Bebauungsplan will Achstetter Gemeinderat den Ortskern von Oberholzheim mitgestalten
- Der Achstetter Gemeinderat will in einer der nächsten Sitzungen einen Bebauungsplan für den Ortskern von Oberholzheim aufstellen und das Plangebiet mit einer Veränderungssperre belegen. Darauf hat sich das Gremium am Montag einstimmig verständigt.
Die Initiative war vom Oberholzheimer Ortschaftsrat ausgegangen. Seine Bestrebungen zielen zunächst, wie vom Fachbüro Wassermüller aus Ulm empfohlen, auf ein Gebiet zwischen Schulstraße, Turmstraße und Gässle. Dort stehen – wie im gesamten, historisch stark landwirtschaftlich geprägten Dorfkern – etliche Gehöfte leer.
„Wir wissen, dass von den Eigentümern welche relativ schnell verkaufen wollen“, berichtete Gemeinderat Sascha Stecken am Montag. Um nun unerwünschte Entwicklungen bei der künftigen Nutzung der Flächen zu verhindern und Vorgaben für die Gestaltung des Areals machen zu können, sei ein Bebauungsplan das probate Mittel – in Kombination mit einer Veränderungssperre, die wenigstens zwei Jahre Luft verschaffe, „um in Ruhe mit den Anliegern zu diskutieren“und die Möglichkeiten auszuloten.
„Wir möchten diesen Weg gehen“, erklärten die Oberholzheimer Räte um Ortsvorsteher Stefan Bucher. Sie können sich im Bereich Schulstraße/Turmstraße/Gässle eine moderate, zum Teil mehrgeschossige Wohnbebauung vorstellen, eventuell eine kleine Gewerbeeinheit mit Dienstleistern, einen Fußweg zwischen Kirche und Schule und in der Mitte einen Dorfplatz und einen Spielplatz.
Das seien aber nur „erste Gedanken“. „Der Bebauungsplan ist ja noch leer, es ist nichts festgeschrieben“, verdeutlichte Sascha Stecken. Der Ortschaftsrat wolle einen Prozess starten und die Anlieger mit ins Boot nehmen. Ein Ansinnen, das Roland Schmuck vom Büro Wassermüller nur dringend befürworten konnte: „Ohne die Grundstückseigentümer kommen Sie keinen Schritt weiter.“
Wenn jetzt ein Bebauungsplan aufgestellt wird, werde das Kosten für die Gemeinde auslösen, erklärte Schmuck. So müssten die Emissionsradien der noch aktiven landwirtschaftlichen Betriebsstätten in dem als Dorfgebiet ausgewiesenen Areal gutachterlich ermittelt werden. Das und die Gespräche mit den Grundstücksbesitzern, die erfahrungsgemäß durchaus unterschiedliche Interessen verfolgten, seien zeitintensiv. „Innenentwicklung ist ein steiniger Weg, man bohrt dicke Bretter“, resümierte Schmuck. „Aber Sie kommen nicht darum herum. Man kann nicht stetig auf der grünen Wiese bauen und die Ortskerne zerfallen letztendlich.“
„Der Einstieg in Oberholzheim macht wirklich Sinn“, sagte Bürgermeister Kai Feneberg. Er befürwortete einen Bebauungsplan und Gespräche mit den Grundstücksbesitzern, „dann sieht man, wie weit man kommt“. Was Fördermittel für die Ortskernsanierung anbelangt, werde damit freilich eine Richtung vorgegeben. Die Gemeinde Achstetten sollte sich hier tunlichst auf einen Teilort konzentrieren. Würden parallel für mehrere Teilorte Zuschüsse beantragt, könnten nicht alle gleichermaßen berücksichtigt werden – „das wird nicht funktionieren“.
Feneberg betonte, dass es wichtig sei, öffentlich über das Thema Bebauungsplan/Veränderungssperre in Oberholzheim zu beraten: „Die Bevölkerung soll informiert sein, denn wenn die Veränderungssperre kommt, können die betroffenen Eigentümer mit ihren Grundstücken nicht mehr alles machen.“
„Wir wissen nicht, wie die Eigentümer reagieren“, sagte Sascha Stecken. Der Ortschaftsrat werde bestimmt nicht von allen gelobt werden; wenn jetzt aber im Oberholzheimer Dorfkern jemand baulich „reingrätscht, dann haben wir ein Problem“.
Vorerst keinen Folgeauftrag erteilt die Gemeinde der Firma Steg. Die Stuttgarter hatten zum Thema Gemeindeentwicklung in einem ersten Schritt eine Bestandsaufnahme gemacht.
„Ohne die Grundstückseigentümer kommen Sie keinen Schritt weiter.“
Außer Reichweite Die große Wiese im Zentrum von Oberholzheim („Brühl“) ist im Flächennutzungsplan teilweise für Wohnbau vorgesehen. Die Grundstücke sind in Privatbesitz, für die Gemeinde aber vorläufig nicht zu erwerben, erklärte Kai Feneberg. Die Gemeinde will deshalb jetzt versuchen, das Areal im Flächennutzungsplan als private Grünfläche eintragen zu lassen, um anderweitig Reserven für Wohnzwecke zu haben.